Die Ergebnisse der "Global Burden of Disease"-Studie (GBD) 2019 geben Hinweise darauf, weshalb das SARS-CoV-2-Virus die Welt derart in den Würgegriff nehmen kann: Eine akute Infektionskrankheit trifft auf eine ohnehin schon chronisch kranke Welt.

Mit vollem Namen heißt die aktuelle Fassung der GBD "Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study 2019". Es handelt sich um die umfassendste epidemiologische Beobachtungsstudie zur Beschreibung von Mortalität und Morbidität aufgrund der hauptsächlichen Krankheiten und deren Risikofaktoren sowie Verletzungen in globalem, nationalem und regionalem Maßstab.

Die Befunde der Studien erlauben Rückschlüsse auf die Pandemie

In den einzelnen Substudien zur Krankheitslast durch 369 Erkrankungen und 84 Risikofaktoren in den Jahren 1990 bis 2019, zu Fertilität, Mortalität und Lebenserwartung in den Jahren 1950 bis 2019 in 204 Ländern, wird die COVID-19-Pandemie zwar nicht behandelt, weil es sie im untersuchten Zeitraum noch gar nicht gab. Doch die Befunde erlauben Schlüsse, warum die Menschen weltweit so schwer von der Pandemie getroffen werden konnten. Kurz gefasst: Bevor die Welt akut erkrankt ist, war sie schon länger chronisch krank.

Am meisten gesunde Lebensjahre kosteten 2019 neonatale Störungen, ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Infekte der unteren Atemwege und Durchfallerkrankungen. In den vergangenen 30 Jahren gab es den höchsten Zuwachs bei der Zahl verlorener gesunder Lebensjahre von älteren Erwachsenen bei Diabetes (+148%), chronischen Nierenleiden (+93%), Hörverlust (+83%), Lungenkrebs (+69%), ischämischer Herzkrankheit (+50%) und Schlaganfall (+32%). Fast alle diese Störungen erhöhen zugleich die Gefahr, schwer an COVID-19 zu erkranken.

Die gesundheitlichen Risiken, die 2019 weltweit den höchsten Tribut an Todesfällen forderten, waren Bluthochdruck, Tabakkonsum, ungesunde Ernährung mit wenig Obst und viel Salz, Luftverschmutzung und hohe Nüchternglukose im Plasma.

GBD Study 2019. Lancet 2020; 396:1160-1249