Die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen hat in den vergangenen Dekaden erheblich zugenommen. Statistiken sprechen von einer verdreifachten Rate. Zurückgeführt wird der Anstieg weniger darauf, dass die Krankheit häufiger geworden wäre, als vielmehr auf einen breiteren Einsatz von bildgebender Diagnostik aus anderen Anlässen und auf Screeningmaßnahmen.

Mediziner des Henry Ford Health System in Detroit haben die Feinnnadelpunktionen von knotigen Veränderungen der Schilddrüse analysiert, die an der dortigen endokrinologischen Abteilung in den Jahren 2006 bis 2010 vorgenommen worden waren. In die Auswertung gelangten die Daten von 1.153 Patienten und 1388 Punktionen. 35,8% der Feinnadelaspirationen wurden an Inzidentalomen vorgenommen, betroffen waren 37,4% der Patienten. Die übrigen Patienten hatten tastbare Knoten in der Schilddrüse, die per Feinnadel abgeklärt werden mussten.

Ein Blick auf die Ergebnisse zeigte, dass 19,7% der palpablen Knoten schließlich zu einem chirurgischen Eingriff führten; bei den Inzidentalomen betrug der Anteil 17,2%. 9,7% der palpablen und 8,5% der inzidentell gefundenen Schilddrüsenknoten waren maligne. Keine der Differenzen fiel statistisch signifikant aus.

Die meisten Inzidentalome im Thorax-CT diagnostiziert

Dieses Ergebnis steht in gewissem Widerspruch zu den Resultaten früherer Untersuchungen, in denen bis zu 29% der Inzidentalome bösartig gewesen waren, verglichen mit rund 5% der palpablen Schilddrüsenknoten. 52% der palpablen und 57% der zufällig entdeckten malignen Knoten hatten einen größten Durchmesser von maximal 2 cm.

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Die meisten Inzidentalome wurden im Thorax-CT diagnostiziert.

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Die meisten Inzidentalome der Schilddrüse wurden in der vorliegenden Studie im Thorax-CT diagnostiziert (28%), gefolgt vom MRT der Wirbelsäule (20%) und dem CT der Halsregion (16%). Häufigste Indikationen für die Untersuchungen waren Schmerzen an Nacken und Hals (33%), Krebserkrankungen außerhalb der Schilddrüse (26%) und Lungenembolien (14%). Der Befund, dass die inzidentellen Knoten der Schilddrüse mit höherer Wahrscheinlichkeit kleiner als 2 cm waren, unterstützt laut Aussagen der US-amerikanischen Forscher die Theorie, wonach bildgebende Verfahren in hohem Maß kleine subklinische Tumoren entdecken.

„Solche Geschwülste gab es immer, aber jetzt werden sie gefunden“, so die Wissenschaftler um den HNO-Spezialisten Ayaka Iwata.

Betroffene Patienten seien häufiger älter als 45 Jahre, Männer, ethnische Weiße und adipös. „Und was vorher noch nicht untersucht worden ist: Die Art der Entdeckung“ — also palpatorisch oder inzidentell — „steht nicht in Beziehung dazu, ob der Knoten chirurgisch angegangen wird oder maligne ist.“