In Deutschland muss davon ausgegangen werden, dass 1–2% der Autofahrer unter Cannabiswirkung am Steuer sitzen. Wer bei einer Verkehrskontrolle mit einem Wert über 1 ng/ml erwischt wird, ist dran. Doch dieser Grenzwert basiert — ganz anders als die 1,1 Promille, die beim Alkohol die absolute Fahruntüchtigkeit markieren — nur auf der hypothetischen Annahme einer möglichen Fahruntüchtigkeit. Präzise Grenzwerte scheitern daran, dass die Cannabismetabolisierung starken individuellen Schwankungen unterworfen ist.

Standardisierter Joint

Das rechtsmedizinische Institut der Universität Düsseldorf stellt erstmals eine Studie vor, die der Frage nachgeht, wie lange der Konsum eines Joints die Fahrtüchtigkeit tatsächlich beeinträchtigt. Geprüft wurde dies mit 15 Probanden in einem Fahrsimulator. Alle Teilnehmer konsumierten regelmäßig Cannabis. Nachdem sie die Gelegenheit hatten, sich mit dem Simulator vertraut zu machen, fand die »Nüchternfahrt« statt (Ausgangswert). Dann konsumierten die Versuchspersonen unter Aufsicht einen standardisierten Joint mit medizinischem Cannabis.

Unmittelbar nach dem Konsum fand die nächste Testfahrt im Simulator statt. Zusätzlich wurde aber auch drei und sechs Stunden danach geprüft. Die Rechtsmediziner vermuteten, dass ein Teil der Cannabiswirkung erst mit erheblicher zeitlicher Latenz auftritt,

Rebound nach sechs Stunden

Das Resultat der Studie lässt Schlimmes ahnen. Wer sich unmittelbar nach Konsum eines Joints ans Steuer setzt, hatte im Vergleich zum Ausgangswert einen um den Faktor sechs erhöhten Fehlerscore. Der statistische Durchschnittswert fiel zwar drei Stunden nach dem Konsum auf den Ausgangswert zurück. Doch sechs Stunden danach stieg der Fehlerscore im Pkw-Simulator erneut auf das Dreifache des Ausgangswertes an. Subjektiv fühlten sich die Probanden zu diesem Zeitpunkt absolut fit.

Man darf gespannt sein, wie die Rechtsmedizin mit diesem heiklen Befunden umgeht.