Seit 2006 wird die Pneumokokken-Impfung auch in Deutschland empfohlen, wobei die ersten Impfungen im Säuglingsalter erfolgen. Für zugewanderte Flüchtlingskinder gibt es dagegen keine routinemäßige Pneumokkoken-Impfung. Dies könnte dazu führen, dass sich in Deutschland wieder vermehrt Impfserotypen der Erreger verbreiten, geben Experten vom Nationalen Referenzzentrum für Streptokokken in Aachen zu bedenken.

Ein Team um Stephanie Perniciaro hat Proben von gemeldeten invasiven Pneumokokken-Erkrankungen bei Kindern aus den Jahren 2014 bis 2017 genauer analysiert. 21 stammten von Flüchtlingskindern, 405 von Kindern mit Geburtsort in Deutschland.

Von den 21 Flüchtlingskindern hatten 86% keine Pneumokokken-Impfung bekommen, dagegen waren nur 21% der erkrankten Kinder aus Deutschland komplett ungeimpft. 62% der Flüchtlingskinder waren mit einem Impfserotyp infiziert, solche Keime fanden die Forscher bei lediglich 19% der Kinder aus Deutschland. Die Zahlen sprechen also dafür, dass eine Impfung die meisten invasiven Pneumokokken-Erkrankungen unter Flüchtlingskindern verhindern könnte.

Häufig multiple Resistenzen

Acht der Proben (38%) von Flüchtlingskindern enthielten Pneumokokken, die gegen mindestens drei Antibiotikaklassen Resistenzen zeigten, fünf davon waren Impfserotypen. Proben von Kindern aus Deutschland enthielten nur zu 2% multiresistente Erreger, die Hälfte davon bezog sich auf Impfserotypen.

Flüchtlingskinder erkranken nach diesen Daten also wesentlich häufiger als Kinder aus Deutschland an Serotypen, welche durch Impfungen vermeidbar wären, sowie an multiresistenten Keimen. Die fehlende Immunisierung bei Flüchtlingskindern könnte dazu beitragen, dass das Risiko für eine Infektion mit multiresistenten Serotyp-Pneumokokken bei ungeimpften oder unzureichend geimpften Kindern aus Deutschland zunimmt, schlussfolgern die Studienautoren. Umgekehrt könnte „die komplette Immunisierung dieser Kinder helfen, das Risiko für Krankheit und Tod durch Pneumokokken in Deutschland zu senken“.