Ständiger Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen — die quälenden Symptome einer unkomplizierten Zystitis erfordern nicht zwingend sofort eine Antibiotikatherapie. Pflanzliche Wirkstoffe versprechen ebenso Linderung.
Die Arzneipflanzen zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte sind im Prinzip in zwei Gruppen zu unterteilen. Die einen wirken vornehmlich diuretisch, die anderen desinfizierend. Vor einigen Jahren kam ein weiteres Wirkprinzip hinzu, die Blockade bakterieller Virulenzfaktoren. So beeinflussen manche Pflanzenextrakte offenbar die Mobilität von Escherichia coli, andere verändern die Oberfläche der ableitenden Harnwege, sodass E.-coli-Bakterien nicht andocken können, oder hemmen deren Fimbriensynthese, wie die Inhaberin des Lehrstuhls für Naturheilkunde der Universität Rostock, Prof. Karin Kraft, in einem Interview mit Springer Medizin erklärte. Als besonders interessant beurteilt sie, dass diese Extrakte die Bildung eines Biofilms hemmen können.
Die Harnproduktion kurbeln beispielsweise das echte Goldrutenkraut und der Ackerschachtelhalm an. Goldrutenkraut entfaltet zudem eine antientzündliche Wirkung und ähnelt somit in seiner Funktionsweise den Brennnessel- und Birkenblättern. Desinfizierend wirken unter anderem das Kapuzinerkressekraut, die Meerrettichwurzel und die Bärentraubenblätter. Bärentraubenblätter sollten allerdings nur kurzfristig eingenommen werden und sind während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Bis zu fünf Pflanzenextrakte
Mittlerweile sind eine Reihe unterschiedlicher Kombinationspräparate auf dem Markt, die bis zu fünf verschiedene Pflanzenextrakte enthalten und nicht nur im Akutfall, sondern auch zur Vorbeugung eingenommen werden können. Sie enthalten beispielsweise Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel oder Rosmarin, Liebstöckel und Tausendgüldenkraut. Sogar in den aktuellen Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Urologie raten die Autoren, bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen prämenopausaler Frauen vor Beginn einer antibiotischen Langzeitprophylaxe Immunprophylaktika (Empfehlungsgrad B bzw. C), Mannose (Empfehlungsgrad C) oder pflanzliche Arzneimittel (Empfehlungsgrad C) zu versuchen.
Literatur
Engelsing A M. Breites naturheilkundliches Angebot: Phytotherapeutika bei Harnwegsinfektionen. gynäkologie + geburtshilfe 2016, 21(S1): 12-13
Beer A-M. Breites phytotherapeutisches Angebot: Heilpflanzen und warme Wickel gegen rezidivierende Zystitis. MMW 2016; 3: 24
Kraft K. Naturheilkunde: Pflanzliche Hilfe bei Harnwegsinfekten. CME 2017; 5: 38.
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Kraus, D. Mit Pflanzenkraft gegen Blasenentzündung. CME 15, 39 (2018). https://doi.org/10.1007/s11298-018-6674-5
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