Obwohl eine Ernährung, die wenig vergärbare Kohlenhydrate (FODMAP: fermentable oligosaccharides, disaccharides, monosaccharides, and polyols) enthält, sich als Behandlung von Patienten mit Reizdarmsyndrom etabliert hat, fehlte streng genommen bislang der Nachweis, dass die Intervention unter realistischen Bedingungen wirksam ist. In der einzigen placebokontrollierten Studie hatten die Teilnehmer die entsprechenden Nahrungsmittel vorbereitet zugeteilt bekommen. Ob Patienten auch profitieren, wenn sie nur eine Beratung zu der komplexen Ernährungsumstellung erhalten, war nicht untersucht. Diese Lücke haben Wissenschaftler aus London nun mit einer klug angelegten Studie schließen können. Eine Ernährungsberatung zu einer FODMAP-armen Diät wurde randomisiert gegen eine Beratung zu einer Placebodiät getestet. Damit die Scheindiät nicht als solche durchschaut wurde, war sie ähnlich kompliziert zu befolgen wie die echte: Die Patienten sollten ebenso viele Lebensmittel meiden und auch auf diverse Kohlenhydratquellen verzichten; die Ernährungsumstellung hatte jedoch keinen Einfluss auf die FODMAP-Zufuhr.

Bessere Symptomkontrolle

Von 104 Patienten mit Reizdarmsyndrom waren 51 zu FODMAP-armer und 53 zur Scheindiät beraten worden, die sie jeweils vier Wochen lang befolgen sollten. Die FODMAP-Zufuhr war in dieser Zeit bei den Verumpatienten signifikant geringer als bei den Placebopatienten (9,9 vs. 17,4 g/d).

Höhere Chance auf Therapieansprechen

Beim Schweregrad des Reizdarms, beurteilt mit dem IBS-SSS (Irritable Bowel Syndrome-Severity Scoring System, 0—500, 0 = Beschwerdefreiheit), ergab sich auch in der Intention-to-treat-Analyse ein signifikanter Unterschied, mit im Mittel 173 Punkten bei FODMAP-armer Diät gegenüber 224 bei Placebodiät. Eine Reduktion des IBS-SSS-Scores um mindestens 50 — was als Untergrenze für einen klinisch relevanten Unterschied angesehen wird — erreichten 73% vs. 42% der Teilnehmer.

„Wir haben demonstrieren können, dass eine Ernährungsberatung zur Reduktion von FODMAP in einer Verbesserung der Reizdarmsymptomatik resultiert“, lautet das Fazit der Studienautoren um Heidi Maria Staudacher vom King‘s College London. Die Chance auf ein Therapieansprechen sei etwa zwei- bis dreimal so hoch wie bei der Beratung zu einer Placebodiät.

Ein Probiotikum dazugeben?

Die Sorge, dass durch die Einschränkung von FODMAP das Darmmikrobiom ungünstig verändert wird, können die britischen Mediziner mit ihrer Studie ebenfalls abschwächen. Untersuchungen von Stuhlproben der Patienten vor und nach der Diätumstellung mittels 16S-rRNA-Gen-Analyse und quantitativer PCR ergaben keinen Verlust an bakterieller Diversität. Der Anteil an Bifidobakterien war mit der FODMAP-armen Diät allerdings reduziert. Weil dies aufgrund vorausgegangener Untersuchungen erwartet worden war und weil ein Mangel an Bifidobakterien mit einer Verstärkung der Bauchschmerzen beim Reizdarm assoziiert ist, wurde in der Studie zusätzlich die Gabe eines Probiotikums getestet.

Jeweils die Hälfte der Patienten mit echter bzw. Scheindiät erhielt zusätzlich ein Probiotikum mit acht Bakterienstämmen bzw. ein entsprechendes Placebo. Durch das Probiotikum wurde die Menge an Bifidobakterien erhöht und der negative Effekt der FODMAP-Einschränkung auf das Mikrobiom reduziert (Scheindiät plus Placebo: 8,9 rRNA-Gene/g; Scheindiät plus Probiotikum: 9,2 rRNA-Gene/g; FODMAP-arme Diät plus Placebo: 8,6 rRNA-Gene/g; FODMAP-arme Diät plus Probiotikum: 8,9 rRNA-Gene/g). Laut den Studienautoren handelt es sich um die erste Evidenz, dass die Abnahme von Bifidobakterien im Darm unter einer FODMAP-armen Diät durch die Gabe eines Probiotikums ausgeglichen werden kann. Wie der Vergleich von Patienten mit und ohne probiotische Zusatztherapie ergab, wird die Wirkung der diätetischen Therapie dadurch nicht gestört.

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Die Ernährungsberatung führte zur Verbesserung der Reizdarmsymptome.

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