Patienten mit Krebserkrankungen haben nach einer venösen Thromboembolie (VTE) ein hohes Risiko für eine erneute Thrombose. Bisher wird als Rezidivprophylaxe in diesen Fällen niedermolekulares Heparin empfohlen. Die Ergebnisse der Hokusai VTE Cancer-Studie sprechen nun dafür, dass die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) eine ebenso wirksame Alternative darstellen könnten.

Tägliche Heparin-Injektionen können lästig sein

Tägliche Heparin-Injektionen über einen längeren Zeitraum können für Patienten sehr belastend sein. Diese Form der Thrombosebehandlung war in bisherigen Studien mit Krebspatienten allerdings eindeutig wirksamer als eine Therapie mit Vitamin-K Antagonisten (VKA).

Ob die NOAKs dem Vergleich mit dem bisherigen Goldstandard standhalten können, sollte in der offenen randomisierten Hokusai VTE Cancer-Studie geprüft werden. Die 1046 eingeschlossen Patienten litten überwiegend an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung und hatten alle eine akute symptomatische oder zufällig entdeckte VTE. Randomisiert erhielten sie für mindestens sechs bis zu 12 Monate lang entweder eine fixe Dosis des direkten Faktor Xa-Antagonisten Edoxaban (60 mg/Tag) oder einen Monat lang Dalteparin subkutan in einer Dosis von 200 IU pro kg Körpergewicht, gefolgt von einer täglichen Dosis von 150 IU pro Tag.

Nichtunterlegenheit gezeigt

Nach 12 Monaten war Edoxaban dem aktuellen Goldstandard hinsichtlich des primären Endpunkts — erneute VTE und schwere Blutungen — nicht unterlegen. Entsprechende Ereignissen waren bei 12,8% der mit dem NOAK behandelten Patienten und bei 13,5% der Patienten in der Dalteparin-Gruppe aufgetreten (Hazard Ratio, HR=0,97; p für Nichtunterlegenheit=0,006).

Numerisch kamen erneute VTE unter Edoxaban seltener vor als mit dem niedermolekularen Heparin (7,9% vs. 11,3%; HR: 0,71; p=0,09). Auf der anderen Seite war das Blutungsrisiko unter dem NOAK signifikant erhöht (6,9 vs. 4,0%; HR=1,77; p=0,04).

Die Studienautoren um Prof. Gary Raskob von der Universität Amsterdam weisen allerdings darauf hin, dass das Blutungsrisiko unter Edoxaban vor allem deshalb erhöht war, weil es darunter vermehrt zu oberen gastrointestinalen Blutungen gekommen war. Und solche Blutungen seien vor allem bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren aufgetreten. Die Häufigkeit schwerer größerer Blutungen seien unter Edoxaban und Dalteparin vergleichbar, schreiben die Studienautoren im „The New England Journal of Medicine“.

Die scheinbar bessere Effizienz von Edoxaban in der Verhinderung weiterer Thrombosen könnte allerdings auch daran gelegen haben, dass die Therapie mit dem NOAK im Mittel länger fortgeführt wurde als mit Dalteparin (184 vs. 211 Tage). Daran werde allerdings auch deutlich, dass sich eine täglich zu injizierende Heparin-Therapie schwerer über einen längeren Zeitraum fortführen lässt als eine orale Therapie mit einem NOAK, so die Autoren, weshalb die Etablierung einer oralen Therapie in diesem Kontext wünschenswert wäre.