Bei fortgeschrittener und progredienter MS schafft es der Körper immer weniger, die Schäden zu beheben, die nach dem Angriff des Immunsystems auf die Axonisolierung entstehen. Dringend nötig wären daher Therapien zum Myelinaufbau. Einige Ansätze wurden in diesem Jahr beim Kongress der American Academy of Neurology in Washington D. C. vorgestellt.

So prüften Forscher in der Studie RENEW mit 82 Patienten einen Antikörper gegen das Oberflächenprotein LINGO-1 bei Patienten mit einer akuten Optikusneuritis, wie sie bei einem MS-Schub auftreten kann. Die Blockade von LINGO-1 soll die Myelinbildung beschleunigen. Tatsächlich erhöhte sich die Leitfähigkeit der betroffenen Sehnerven unter dem Antikörper signifikant stärker als unter Placebo.

Ähnlich erfolgreich verlief eine Studie mit dem Antikonvulsivum Phenytoin. Die Substanz hemmt spannungsabhängige Natriumkanäle und erwies sich in Tierexperimenten als neuroprotektiv. Bei 86 Patienten mit Optikusneuritis wurden die Dicke der retinalen Nervenfaserschicht und das Makulavolumen im Vergleich zu Placebo deutlich gesteigert.