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Die einzig sinnvolle Verwendung des D-Dimer-Tests im Zusammenhang mit der Diagnostik einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT) ist dessen Bestimmung nach vorheriger Schätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit, wie es in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) heißt. Ärzte, unter anderem in Hamilton in Ontario, überprüften nun den Effekt einer selektiven Strategie auf der Grundlage des Wells-Scores.

D-Dimer-Test bei fast 900 Patienten vorgenommen

Bei diesem Vortest wird unter anderem danach gefragt, ob die Patienten Krebs haben, eine Paralyse oder eine Parese der unteren Extremitäten besteht oder vor Studienbeginn bereits eine TVT diagnostiziert worden ist.

Für die meisten erfüllten Kriterien wird ein Punkt vergeben. Zwei Punkte oder mehr bedeuten eine hohe TVT-Wahrscheinlichkeit, ein bis zwei Punkte eine moderate und null Punkte eine niedrige Wahrscheinlichkeit.

In der randomisierten kontrollierten Studie wurden alle 863 Patienten der Kontrollgruppe einem D-Dimer-Test unterzogen. Er war negativ, wenn der Wert unter 0,5 μg/ml, und positiv, wenn er darüber lag. Bei positivem Testergebnis erfolgte eine Sonografie der Venen des symptomatischen Beins. War die Sonografie unauffällig, aber das Ergebnis des klinischen Vortests nach Wells moderat oder hoch, erfolgte eine weitere Sonografie knapp eine Woche später.

Selektiver Verzicht nach Vortest

In der zweiten Gruppe mit selektiver Strategie (n = 860) wurde bei ambulanten Patienten mit niedrigem oder moderat erhöhtem Wells-Testergebnis ein D-Dimer-Test gemacht. Sowohl bei ambulanten Patienten mit hohen Wells-Testergebnissen als auch bei allen stationär behandelten symptomatischen Patienten wurde sofort eine Sonografie vorgenommen.

Bei ambulanten Patienten mit niedrigen Wells-Testergebnissen galt der D-Dimer-Test als negativ, wenn der Wert zwar höher als in der Kontrollgruppe lag, nämlich über 0,5 μg/ml, aber noch unter 1,0 μg/ml. Erst bei Werten darüber stuften die Ärzte das Ergebnis als positiv ein. War das Ergebnis des Vortests bei ambulanten Patienten dagegen moderat erhöht, stimmte der Grenzwert zwischen positivem und negativem Ergebnis mit dem in der Kontrollgruppe überein.

Kein Unterschied bei der TVT-Inzidenz

Wie die Ärzte berichten, gab es bei der TVT-Inzidenz zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied: Nach drei Monaten lag sie jeweils bei 0,5%. Die selektive Strategie war so sicher wie das konventionelle Vorgehen, aber sie war darüber hinaus effizienter. Denn der Anteil der Patienten, bei denen ein D-Dimer-Test erforderlich war, wurde um fast 22% im Vergleich zur Kontrollgruppe verringert. Darüber hinaus wurde der Anteil der notwendigen Sonografien um 7,7% reduziert. Und: Bei keinem Patienten mit einem D-Dimer-Testergebnis zwischen 0,5 und 1,0 μg/ml — als negatives Testergebnis eingestuft — wurde zu Studienbeginn oder beim Follow-up eine TVT diagnostiziert, was die Sicherheit der Entscheidung für den höheren Grenzwert bestätige, so die Ärzte.

In künftigen Studien ist nach Angaben der Internisten zu klären, ob die selektive Strategie nicht nur beim erstmaligen TVT-Verdacht von Vorteil ist, sondern auch bei Patienten, bei denen eine erneute TVT oder Lungenembolie vermutet wird. Unklar bleibt, ob sich die Studienergebnisse verallgemeinern lassen oder ob sie mit anderen D-Dimer-Tests anders ausfallen würden.