Infolge ihrer funktionellen Einschränkungen klagen Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten häufig über Belastungsdyspnoe. Die verminderte Belastbarkeit führt zu einer Abwärtsspirale mit zunehmend eingeschränkter Belastbarkeit und Konditionsschwäche, verbunden mit der Abnahme der Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Letztlich resultieren körperliche Inaktivität und häufig soziale Isolation, welche die Lebensqualität und Prognose des chronisch Lungenkranken herabsetzen.

Ziel der Bewegungstherapie und des körperlichen Trainings ist die Durchbrechung dieser Abwärtsspirale. Durch Steigerung von Kraft und Ausdauer der Muskulatur sowie verbesserter Koordination können die Patienten nach einem adäquaten Trainingsprogramm trotz fortbestehender Lungenfunktionsstörung häufig ihre Alltagsaktivitäten besser bewältigen, was zu einer Zunahme der Lebensqualität beiträgt. Nachhaltige Trainingseffekte und eine dauerhafte Steigerung der körperlichen Aktivität sind allerdings nur dann zu erwarten, wenn für den betroffenen Patienten wohnortnah Möglichkeiten zu einer ambulant durchführbaren Trainingstherapie bestehen und diese von ihm auch genutzt werden. Die ambulante Bewegungstherapie kann individuell, z. B. in einem Fitnessstudio, oder auch in ambulanten Lungensportgruppen mit und ohne Geräteunterstützung ausgeübt werden.

H. Worth analysiert in seinem Beitrag die Evidenz positiver Effekte des ambulanten Trainings bei verschiedenen chronischen Atemwegs- und Lungenkrankheiten. Ferner erläutert er die medizinischen Voraussetzungen für die Teilnahme an ambulanten Lungensportgruppen, Aspekte der Durchführung sowie Besonderheiten in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Erkrankung.

Da die Verordnung von Lungensport, der zum Rehabilitationssport gehört, nicht jedem Arzt geläufig ist und dies auch ein Grund für die unzureichende Nutzung der Therapieoption „Bewegungstherapie“ bei Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten ist, zeigt K. Taube die Möglichkeiten der ärztlichen Verordnung von Lungensport auf Basis der organisatorischen Grundlagen, der Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining, auf. Die praktisch wichtige Antragstellung auf Kostenübernahme bei der Deutschen Rentenversicherung, den gesetzlichen Krankenversicherungen oder anderen Kostenträgern wird ausführlich unter Berücksichtigung des Leistungsumfangs und von Folgeverordnungen erläutert.

Nur ein adäquates und nachhaltiges Training verbessert Leistungsfähigkeit und Lebensqualität

R. Glöckl beschreibt die Effekte eines gerätegestützten Trainings. Er geht dabei praxisnah auf die Möglichkeiten und die Durchführung von Ausdauer- und Krafttraining ein, erläutert die Unterschiede zwischen Dauer- und Intervallmethode und beschreibt Kriterien für die auf den Patienten bezogene individuelle Auswahl der geeigneten Trainingsform. Ferner geht er auf Vorzüge und Nachteile von Geh- und Fahrradtraining ein. Schließlich werden die Strukturen der gerätegestützten Trainingstherapie in der pneumologischen Rehabilitation, das Problem des Ausschlusses von gerätegestütztem Training in ambulanten Lungensportgruppen sowie die Verordnung einer gerätegestützten Krankengymnastik analysiert.

M. Spielmanns gibt einen Überblick über aktuelle Ergebnisse, Trends und Problemstellungen beim Training von Patienten mit COPD. Er beschreibt die Einsatzmöglichkeiten von Monitoren für die Überwachung der körperlichen Aktivität, die neben der Erfassung der körperlichen Aktivität auch zur Aktivitätssteigerung motivieren und eventuell auch für die Erfassung positiver Effekte einer medikamentösen Therapie bzw. zur Erkennung von Verschlechterungen im Rahmen von Exazerbationen eingesetzt werden können. Das Ganzkörpervibrationstraining und das sensomotorische Training stellen neue Trainingsformen für COPD-Patienten dar, die die Motivation für ein dauerhaftes Training bzw. eine dauerhaft adäquate körperliche Aktivität steigern. Hierzu könnten auch internetbasierte Module beitragen. Erste Vergleiche mit einer konventionellen ambulanten Rehabilitation zeigen, dass ein interaktives, webbasiertes Programm eine akzeptable Modalität ist, vor allem für die Patienten, die ein ambulantes oder stationäres Trainingsprogramm ablehnen.

Alle Beiträge dienen dem Ziel, dem behandelnden Arzt die Chancen der Therapieoption „körperliches Training“ für Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten aufzuzeigen und den Zugang sowie die Verordnung von Lungensport im ambulanten Bereich zu erleichtern.

figure a

Prof. Dr. Heinrich Worth