Zusammenfassung
Ziel der Studie war die Erarbeitung einer kombinierten Regulierungsstrategie für die KohlmottenschildlausAleyrodes proletella in Ökologischem Kohlgemüse, mit den zwei Ansatzpunkten a) Kulturschutznetz und b) dem natürlichen GegenspielerEncarsia tricolor. Allein die durchgehende Abdeckung von Rosenkohl mit feinmaschigem Kulturschutznetz (0,8 × 0,8 mm) vom Verpflanzen bis Ende Oktober erzielte in der Hauptbefallsphase im September >70 % Befallsreduktion. Das zeitweise Abnehmen der Netze für die mechanische Unkrautregulierung kann als Hauptursache für Initialbefall unter Netz angesehen werden. Die von der Katz Biotech AG bezogene Schlupfwespe sollte deshalb sowohl zur Befallsregulierung unter Netz in Parzellenversuchen, als auch im offenen Feld ohne engmaschige Netzabdeckung auf Praxisschlägen getestet werden.
Im Parzellenversuch stimmten verschiedeneE. tricolor – Dosierungsstufen mit den Wiederfundparametern im Feld und dem jeweiligen Parasitierungsgraden gut überein. Die anfänglich schwachen Parasitierungswerte 2007/2008 ließen sich in 2009 auf bis zu 33 % steigern. Letzteres Parasitierungsergebnis unter Netz war deutlich befallssenkend und erbrachte 16 % Mehrertrag gegenüber der Netz-Vergleichsvariante ohneE. tricolor-Einbringung. Auch auf Praxisflächen mitE. tricolor-Punktsetzungen im offenen Feld 2008 und 2009 lag die Parasitierung höher als in der Referenz ohne Freilassung. In 2009 wurde zur kritischen Hauptbefallsphase im September eine signifikant höhere Parasitierung und 43%ige Befallreduktion erzielt.
Bezüglich des Einsatzes vonE. tricolor ließen sich als drei wesentliche Meilensteine a) die Etablierungsfähigkeit unter Feldbedingungen mit und ohne Netz, b) über erhöhte Parasitierung eine Befallsreduktion und c) die Ertragswirksamkeit der Nützlingsanwendung erreichen. Für eine perspektivische Kommerzialisierung vonE. tricolor wird die frühe Synchronisation in der Initialbefallsphase eine Schlüsselrolle spielen, weshalb weiter Untersuchungsbedarf hinsichtlich der Feinabstimmung von Freilassungsbeginn, -intervall und -menge besteht.
Abstract
The cabbage whitefly,Aleyrodes proletella, has developed to a key pest in brassica vegetable crops throughout Germany. In a 3-year project we investigated a biotechnical approach employing netting (0.8 × 0.8 mm meshsize) in combination with the native parasitoidEncarsia tricolor in an inoculative-inundative approach in organic Brussels sprouts under field conditions.
In small scale plot experiments continuous netting from transplanting in May till October alone reduced whitefly larval densities by 77 % at peak infestation in all years. Remaining whitefly infestation under net was associated with the necessity of temporary net removal for the purpose of mechanical weeding, which caused primary whitefly infestation. Release of mass rearedE. tricolour under net at the first signs of larval infestation significantly increasedA. proletella-parasitation and reduced infestation compared to netted controls without release. Furthermore, at highest dosage in 2009,E. tricolor had a significant enhancing effect on raw yield and the quality level of marketable yield. Additional on-farm experiments without netting in 2008 and 2009 confirmed the control potential ofE. tricolor.
Although the most important project mile stones have been achieved, namely (a)E. tricolour-establishment under net and in the open field, (b) enhanced parasitation corresponding with pest density decline and (c) a positive impact on yield and quality parameters, further research will be necessary. The focus should be on the initial infestation period, optimizing the timing, frequency and required dosage.
Literatur
Anon. (1994) SAS Institute Inc., SAS/STAT® User’s Guide, Version 6, Fourth Edition, Vol. 1, Cary, NC: SAS Institute Inc., 1989. 943 pp. ISBN 1-55544-376-1
Hilgensloh M (2010) Das Auftreten der Kohlmottenschildlaus und Ansätze zur Regulierung im Freiland. Bamberger Öko-Gemüsebautag, S 11–21. http://www.lwg.bayern.de/gartenbau/oekologischer_anbau/39847/linkurl_0_1.pdf. Zugegriffen: 15. Juli 2010
Regnat R, Rascher B, Schubert W (2009) Bekämpfung der Kohlmottenschildlaus bleibt schwierig. ÖKOmenischer Gärtner-Rundbrief, Raschid El Khafif, Berlin. 04 S 37
Schmalstieg H, Kummer B, Arndt T, Katz P (2010) Untersuchung zum Einsatz biologischer Pflanzenschutzmaßnahmen mitEncarsia tricolor im Gemüsebau. 57. Deutsche Pflanzenschutztagung. 6.–9.9.2010. Humboldt Universität Berlin. Julius Kühn-Archiv 428:151
Williams, T (1995) The biology ofEncarsia tricolor: an autoparasitoid of whitefly. Biol Contr 5:209–217
Acknowledgements
Danksagung Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms Ökolandbau des BLE gefördert (FuE-Nr. 06OE339).
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Saucke, H., Schultz, B., Wedemeyer, R. et al. Biotechnische Regulierung der Kohlmottenschildlaus in Kohlgemüse – Sachstand und Perspektiven. Gesunde Pflanzen 63, 183–189 (2011). https://doi.org/10.1007/s10343-011-0264-8
Received:
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s10343-011-0264-8
Schlüsselwörter
- Kohlmottenschildlaus
- Aleyrodes proletella
- Biologische Regulierung
- Encarsia tricolor
- Kulturschutznetze
- Kohlgemüse
- Rosenkohl