Epilepsien haben vielfältige und sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Leben der daran erkrankten Menschen. Für einige sind die epileptischen Anfälle und der Kontrollverlust während des Anfalls das Hauptproblem. Für andere sind es eher die mit der Epilepsie einhergehenden – objektiven und subjektiven – Einschränkungen im Alltags- und Berufsleben, die oft unabhängig von Art und Häufigkeit der Anfälle auftreten. Für wieder andere sind es potenzielle Nebenwirkungen der Antiepileptika.

Das übergeordnete Ziel der Behandlung ist es daher, unseren Patienten zu helfen, ein von der Epilepsie möglichst unbeeinträchtigtes Leben zu führen. Anders formuliert, ist das Ziel der Behandlung, dafür zu sorgen, dass die Lebensqualität unserer Patienten durch die Epilepsie möglichst wenig beeinträchtigt wird. Was aber bedeutet Lebensqualität? Wie lässt sie sich erreichen? Was muss getan werden, damit unsere Behandlung diesem Ziel tatsächlich gerecht wird?

Um sich den Antworten auf diese Fragen zu nähern, haben wir dem Thema „Lebensqualität und Epilepsie“ eine Ausgabe der Zeitschrift für Epileptologie gewidmet. Was bedeutet Lebensqualität – bei Menschen mit Intelligenzminderung, mit idiopathisch generalisierten Epilepsien, im höheren Lebensalter, bei Familien mit einem anfallskranken Kind? Was bedeutet Lebensqualität bei Patienten mit dissoziativen Anfällen? Wie kann den Auswirkungen der Epilepsie auf die möglicherweise reduzierte Lebensqualität der Betreffenden – u. a. durch die Behandlung – entgegengetreten werden? Wie sieht es mit dem Gebrauch von Genussmitteln aus? Triggern diese tatsächlich epileptische Anfälle und sollte daher auf sie verzichtet werden, für den Preis einer subjektiv reduzierten Lebensqualität?

Und schließlich: Welche Rolle spielt die Lebensqualität in der Gesundheitsökonomie? Kann sich beispielsweise die Bewertung des Zusatznutzens neuer Antiepileptika tatsächlich nur an der Anfallsfreiheit orientieren?

Wir danken den Autoren der Beiträge dieses Themenhefts herzlich für ihre Unterstützung und wünschen unseren Lesern, durch die Lektüre Antworten auf die aufgeworfenen Fragen und Anregungen dafür zu finden, das eine oder andere in die Praxis umzusetzen.

Ihr

Martin Holtkamp und Norbert van Kampen