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Psychosomatisches Handeln in Gynäkologie und Geburtshilfe

Häufige Krankheitsbilder in der Praxis

Psychosomatic treatment in gynecology and obstetrics

Common clinical pictures in practice

  • CME
  • Published:
Gynäkologische Endokrinologie Aims and scope

Zusammenfassung

Psychosomatische Störungsbilder, wie z. B. prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) und Vulvodynie, aber auch psychische Erkrankungen und Belastungen in Schwangerschaft und Stillzeit oder bei onkologischen Erkrankungen finden sich häufig in der frauenärztlichen Versorgung. Betroffene Frauen fühlen sich zumeist hilflos und unsicher. Ein hoher Leistungsanspruch und wenig Platz für Selbstfürsorge verstärken die psychische Belastung. Das führt oft dazu, dass Frauen aus Schuld und Scham schweigen und im Rahmen der Behandlung nicht von sich aus darüber sprechen. Aktives Fragen zum Befinden und zur Belastung der Patientin ist daher ein wichtiges Element der Behandlung. Wertschätzende Kommunikationstechniken und ein multimodaler Behandlungsansatz vor dem Hintergrund des biopsychosozialen Belastungsmodells können die Selbstwirksamkeit der Patientin stabilisieren und zur Genesung führen.

Abstract

Psychosomatic disorders, such as premenstrual dysphoric disorder (PMDD) and vulvodynia, but also mental illnesses and psychological stress during pregnancy and breastfeeding or in oncological diseases are frequently encountered in gynecological care. Affected women usually feel helpless and insecure. A high performance demand and little room for self-care increase the psychological stress. This often leads to women keeping silent out of guilt and shame and not talking about it of their own accord during treatment. Actively asking about the patient’s condition and stress is therefore an important element of treatment. Appreciative communication techniques and a multimodal treatment approach against the background of the biopsychosocial stress model can stabilize the patient’s self-efficacy and lead to recovery.

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Abb. 1
Abb. 2

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Correspondence to Andrea Hocke.

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Interessenkonflikt

Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.

Autoren

A. Hocke: A. Finanzielle Interessen: A. Hocke gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Oberärztin im Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe, Uniklinik Bonn; Leitung Sektion Gynäkologische Psychosomatik; Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Psychotherapeutin, Psychoonkologin (DKG); | Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatik in Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG) | Mitgliedschaften: DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe), DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde), DGPM (Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie).

Wissenschaftliche Leitung

Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.

Der Verlag

erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.

Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

Additional information

Wissenschaftliche Leitung

Bettina Toth, Innsbruck

Michael von Wolff, Bern

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Zeitschrift Gynäkologie (2023) 56:623–632. https://doi.org/10.1007/s00129-023-05112-x. Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist nur einmal möglich.

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CME-Fragebogen

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Welche Aussage kann unter dem Aspekt der Wertschätzung und Entlastung der Patientin hilfreich sein?

Das gehört dazu, dass Sie wenig schlafen nach der Geburt.

Es gibt keine eindeutige körperliche Ursache für die Beschwerden. Aber dennoch werden wir gemeinsam Wege finden zur Linderung Ihrer Symptome.

Sie müssen Psychopharmaka absetzen, wenn Sie schwanger werden wollen.

Es geht dem Kind gut nach der schweren Geburt. Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Freuen Sie sich doch!

Ich kann nichts finden, was Ihre Beschwerden erklärt. Es sieht alles normal aus.

Wie viele Frauen haben laut einer Studie der EU in ihrem Leben Gewalt erfahren?

Jede 30. Frau

Jede 20. Frau

Jede 10. Frau

Jede 7. Frau

Jede 3. Frau

Eine 34-jährige Patientin berichtet, dass sie in der zweiten Zyklushälfte immer sehr gereizt und angespannt sei. Es komme zu Konflikten sowohl innerhalb der Familie als auch im Beruf. In der ersten Zyklushälfte sei sie ausgeglichen und könne gut mit anstrengenden Situationen umgehen. Welche Maßnahme ist entscheidend, um eine prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) zu diagnostizieren?

Differenzialblutbild

Hormonanalyse Schilddrüse

Führen eines Zyklustagebuchs über 2 Monate

Hormonanalyse weibliche Hormone

Dokumentation in einer Zyklus-App

Welche Möglichkeit der Behandlung kann bei PMDS (prämenstruelle dysphorische Störung) empfohlen werden?

Hormonelles Kontrazeptivum nach Ausschluss möglicher Kontraindikationen und/oder Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI („selective serotonin reuptake inhibitors“) oder SNRI („selective noradrenaline reuptake inhibitor“).

Schilddrüsenhormone

Präparate aus der Traubensilberkerze

Ernährungsumstellung

Aquagymnastik

Eine 28-jährige Patientin berichtet von genitalen Missempfindungen seit 4 Jahren. Zahlreiche Konsultationen bei Ärzten und Ärztinnen unterschiedlicher Fachrichtungen ohne Beschwerdelinderung seien erfolgt. Was ist ein wichtiger Punkt in Ihrer Beratung?

Eine gezielte Antimykotika-Therapie führt in der Regel zur Beschwerdelinderung.

Die Beschwerden werden immer verursacht durch psychische Belastungen. Eine psychotherapeutische Mitbehandlung ist immer erforderlich.

In der Regel besteht eine bakterielle Fehlbesiedlung von Vulva und Vagina.

Eine gezielte Physiotherapie zur Entspannung des Beckenbodens kann die Schmerzen im Bereich der Vulva lindern.

Das Krankheitsbild „Vulvodynie“ ist sehr selten.

Wie hoch ist laut einer Studie in Deutschland die Prävalenz eines oder mehrerer sexueller Probleme innerhalb 12 Monate für Frauen?

14,3 %

25,6 %

33,7 %

45,7 %

57,8 %

Welche Aussage trifft zu bei psychischen Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit?

Absetzen der psychopharmakologischen Medikation ist in jedem Fall erforderlich.

Eine peripartale Anpassung der psychopharmakologischen Medikation ist nicht notwendig.

Im Rahmen einer Nutzen-Risiko-Abwägung ist die Fortführung der psychopharmakologischen Medikation in Schwangerschaft und Stillzeit in der Regel möglich.

Das Risiko für eine postpartale Depression ist nicht erhöht.

Ein Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft ist keine stabilisierende Maßnahme.

Sexuelle Funktionsstörungen belasten Frauen in allen Altersgruppen. Was sollte in einem Beratungsgespräch berücksichtigt werden?

Es sollte immer abgewartet werden, bis die Patientin das Thema von sich aus anspricht.

Mit zunehmendem Alter nimmt der Stellenwert des Themas sexuelle Gesundheit ab.

In einer europäischen Studie gab jede 10. Frau an, Gewalt in ihrem Leben erfahren zu haben.

Von ärztlicher Seite sollte immer aktiv nachgefragt werden bei oft schambesetzten Themen.

Eine sexualmedizinische Zusatzausbildung ist erforderlich, um Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen im Erstgespräch zu beraten.

Eine 33-jährige Patientin berichtet im Rahmen der Kontrolluntersuchung nach Geburt des ersten Kindes, dass sie viel weine. Sie schlafe kaum noch. Sie denke, dass es besser gewesen wäre, wenn sie kein Kind bekommen hätte. Welche Aussage zu einer postpartalen Depression trifft zu?

Das Ausmaß der Symptome ist unabhängig von psychischen Vorerkrankungen.

Der EPDS(Edinburgh Postnatal Depression Scale)-Fragebogen ist ein wichtiges und schnell auszufüllendes Screening-Instrument zur Erfassung postpartaler Depressivität.

Der gestörte Schlafrhythmus postpartal führt nicht zu einer Zunahme der depressiven Symptomatik.

Die Symptome stehen nicht in Zusammenhang mit Anämie oder Schilddrüsenunterfunktion.

Psychosoziale Unterstützungen sind zur Stabilisierung immer ausreichend.

Welche Aussage trifft zu im Fall einer traumatisch erlebten Geburt?

Traumatisch erlebte Geburten sind selten.

Ein traumatisches Geburtserleben steht nur in Zusammenhang mit geburtshilflichen Komplikationen.

Die postpartale Nachbesprechung ist eine wichtige präventive Maßnahme.

Es kommt nicht zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Bei der Nachbesprechung muss der Partner oder die Partnerin nicht miteinbezogen werden.

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Hocke, A. Psychosomatisches Handeln in Gynäkologie und Geburtshilfe. Gynäkologische Endokrinologie 22, 125–134 (2024). https://doi.org/10.1007/s10304-024-00560-7

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