Im Jahr 2006 wurde erstmals eine ganze Ausgabe dieser Zeitschrift dem Thema Fertilitätsprotektion gewidmet. Im selben Jahr wurde auch das Netzwerk FertiPROTEKT gegründet. Inzwischen sind fast 6 Jahre vergangen und es stellt sich die Frage, wie sich die Thematik logistisch, klinisch und wissenschaftlich entwickelt hat.

Eines ist offensichtlich. Aus der ersten Geburt nach einer Transplantation von kryokonserviertem Ovargewebe im Jahr 2004 sind inzwischen weltweit etwa 15 Geburten geworden. Global betrachtet sind 15 Geburten sicherlich keine hohe Zahl. Die Entwicklung der Fertilitätsprotektion lässt sich aber nicht anhand der Zahl von Geburten messen, die aus der Durchführung dieser einen Technik resultieren.

Eine gute Fertilitätsprotektion ist weitaus komplexer als der Teilbereich einer einzelnen Technik.

Eine Transplantation von Ovargewebe ist das Resultat einer aufwendigen Logistik und einer klinisch-wissenschaftlich optimierten Kryokonservierungstechnik. Die effektiven logistischen Programme zur Fertilitätsprotektion und zur Kryokonserviung von Ovargewebe sind jedoch noch sehr jung oder gerade erst im Aufbau. Des Weiteren umfasst die Fertilitätsprotektion ein viel breiteres Aufgabenspektrum: Es reicht von der fachkundigen Beratung und psychologischen Unterstützung über eine breite Palette verschiedener fertilitätsprotektiver Maßnahmen bis hin zur endokrinologischen und reproduktionsmedizinischen Nachbetreuung nach der zytotoxischen Therapie.

Somit müssen wir unsere Bewertung hinsichtlich der Entwicklung der Fertilitätsprotektion – noch – auf den Ausbau logistischer Strukturen und die Analyse der konservierenden und assoziierten Maßnahmen stützen. Entsprechend werden wir in dieser Ausgabe zunächst eine Zwischenbilanz der logistischen Entwicklung des Netzwerks FertiPROTEKT ziehen. Im Anschluss werden alle gegenwärtigen, mittlerweile weitgehend etablierten Techniken dargestellt und diskutiert. Die Entwicklungen im Bereich der Andrologie sind selbstverständlich auch ein wesentlicher Teil dieser Darstellung. Im Anschluss gilt ein besonderes Augenmerk der differenzierten Diskussion der Fertilitätsprotektion bei speziellen Erkrankungen, konkret beim Mammakarzinom und bei benignen Erkrankungen. Da die Bedeutung der psychologischen Komponente einer fertilitätsprotektiven Beratung von erheblicher Bedeutung ist, werden die ersten Erkenntnisse zu diesem Thema diese Ausgabe abrunden.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Mit herzlichen Grüßen

Michael von Wolff