Zusammenfassung
Die Bundesregierung will das System der Grundsicherung für Arbeitsfähige radikal reformieren. Neben der Abschaffung des Vermittlungsvorrangs und der Stärkung der Qualifizierung will sie vor allem die Zuverdienstmöglichkeiten für Hilfeempfänger:innen verbessern. Fachleute zerbrechen sich schon lange den Kopf, wie die prohibitiv hohen Transferentzugsraten, also die Anrechnung von Markteinkommen auf den Transfer, auf ein erträgliches Maß gesenkt werden können, ohne dass das System zu teuer wird. Eine Lösung könnte in einer Variante des „Workfare“-Modells liegen, die aus einer Absenkung des Sockeltransfers und einer Arbeitsplatzgarantie des Staates besteht, sodass jeder Arbeitsfähige zur Deckung seines Grundbedarfs durch Arbeit beiträgt.
Abstract
The German federal government is planning a radical reform of the basic income scheme for the long-term unemployed. Besides strengthening qualification measures and removing the priority on job placement they want to improve the additional income rules for transfer recipients. To achieve this goal, they must solve the puzzle of how to reduce the almost prohibitively high transfer withdrawal rates in case of own earnings without rendering the whole system too expensive. The solution presented is a variation of the “workfare” model by Besley and Coate (1992) and consists of two elements: lowering the basic allowance for those who do not want to work and providing a job guarantee for those willing to work so that all persons capable of work can contribute to covering their consumption needs.
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Literatur
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Prof. Dr. Friedrich Breyer lehrte Volkswirtschaftslehre an der Universität Konstanz. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
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