Zusammenfassung
Die Debatte um den Ausbau von Mobilfunk- und Glasfasernetzen in Deutschland bedarf einer Objektivierung. Statt Ängste zu schüren, gilt es nüchtern zu überprüfen, ob die Privatisierung der physischen Infrastruktur vor rund 25 Jahren sowie die getrennte Betrachtung von Glasfaser- und Mobilfunkausbau noch zeitgemäß ist, insbesondere wenn der Zugang zum Netz zunehmend unter dem Aspekt der Daseinsvorsorge bewertet wird. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer ganzheitlichen Ausbauplanung für Glasfaser und Mobilfunk, die Versorgungsziele losgelöst vom Übertragungsweg mit Blick auf die tatsächliche Nutzung flächenbezogen definiert. Am effizientesten lässt sich dies durch eine öffentliche Infrastrukturgesellschaft umsetzen, die keine Änderungen im bestehenden Wettbewerbs- und Beihilferecht erfordern würde.
Abstract
The broadband network in Germany still meets current demand. However, the quality of the existing infrastructure offers little incentive for private investors to adapt their infrastructure to future needs. Hence, the expansion of fibre optic lines is progressing too slowly. Government subsidy programmes create additional problems. A strategic reset is needed as the future will be a convergent system of fibre optic lines and mobile networks. The authors propose that the restructuring of the telecommunications infrastructure be entrusted to a state-owned infrastructure company. It should plan and construct nationwide fibre optic and mobile networks in a coordinated manner, based on a coherent analysis of demand and supply. Competition will then take place at the level of network operation and the provision of communication services.
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Dr. Cordelius Ilgmann ist Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft.
André Störr ist Kompetenzteamleiter in der Abteilung Kompetenzzentrum Verwaltung 4.0 des Thüringer Landesverwaltungsamtes.
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Ilgmann, C., Störr, A. Telekommunikationsnetze in Deutschland — mit einem öffentlichen Unternehmen ausbauen. Wirtschaftsdienst 100, 614–621 (2020). https://doi.org/10.1007/s10273-020-2720-5
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