Zusammenfassung
Die Situation des deutschen Mietwohnungsmarkts wird aktuell gesellschaftlich breit diskutiert. Ein Nachfrageüberhang, der sich vorwiegend auf urbane Räume konzentriert, hat in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Mieten geführt. Da die Einwohner in Deutschland überwiegend Mieter sind, ist die Betroffenheit entsprechend groß. Mit verschiedenen wohnungspolitischen Instrumenten versucht der Gesetzgeber dazu beizutragen, den Ausgleich am Wohnungsmarkt (zumindest) zu befördern. Hierbei zeigt sich, dass ein Instrumenten-Mix nützlich ist, um die Verfügbarkeit von Wohnraum (notwendig) zu lösen und die Verteilung nach Sozialkriterien (hinreichend) zu adressieren.
Abstract
The current state of the German rental market for housing is the subject of an ongoing public debate. Over the last few years, an excess demand in urban areas has led to an increase in rental prices. Since the majority of Germans rent, this development affects a large number of households. A set of different housing policy interventions has been provided by the German government that aims to alleviate the disequilibrium. This article analyses the main reasons for the problem and discusses selected housing policy measures in terms of potential impact. Our conclusion is that a policy mix would be useful in, first, increasing the number of available apartments (necessity) and, second, addressing its distribution adhering to social criteria (sufficiency).
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Prof. Dr. Stephan L. Thomsen ist Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Leibniz Universität Hannover.
Daniel Vogt, M. Sc., ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lars Brausewetter, B. Sc., wissenschaftliche Hilfskraft.
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Thomsen, S.L., Vogt, D. & Brausewetter, L. Mietwohnungsknappheit in Deutschland: Ursachen, Instrumente, Implikationen. Wirtschaftsdienst 100, 461–467 (2020). https://doi.org/10.1007/s10273-020-2680-9
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- R31
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- H54