Zusammenfassung
Bundesweit kommt es seit Jahren zum Anstieg rettungsdienstlicher Einsatzzahlen. Während mitunter emotional über die Anzahl vermeintlicher Bagatelleinsätze diskutiert wird, ist die generelle Existenz von Hilfeersuchen im Grenzbereich zwischen ambulanter und rettungsdienstlicher Versorgung weitgehend unstrittig. In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) gGmbH wurde ein Pilotprojekt konzipiert und umgesetzt, in dessen Rahmen die Ersteinschätzungssoftware SmED-Kontakt auf Rettungswagen zum Einsatz kommt. Sofern sich anhand der standardisierten Patienteneinschätzung am Einsatzort Anhaltspunkte dafür ergeben, dass der Transport in ein Krankenhaus mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht indiziert ist, wenden speziell geschulte Notfallsanitäter*innen das Medizinprodukt SmED-Kontakt an. Mithilfe der Software wird die Entscheidung für einen rettungsdienstlichen Transportverzicht zusätzlich validiert und dokumentiert, werden die geeignete Versorgungsebene und der geeignete Versorgungszeitpunkt ermittelt und eine konkrete ambulante Weiterversorgung initiiert. Die Anwendung von SmED-Kontakt im Rettungsdienst ist ein Baustein, um der zunehmenden Frequenz niedrigschwelliger Einsatzanlässe adäquat zu begegnen, indem möglicherweise fehlgeleitete Patient*innen bereits vom Rettungsdienst konkret und barrierearm dem ambulanten Sektor zugeführt werden.
Abstract
Nationwide, there has been an increase in the number of rescue service operations for years. While there is sometimes an emotional discussion about the number of dispatches for supposedly “minor” emergencies, the general existence of requests for help in the area between outpatient and rescue service care is largely undisputed. In cooperation with the “Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein” (KVSH), the “Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung” (Zi) and the “Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein” (RKiSH) gGmbH, a pilot project was designed and implemented in which the initial assessment software SmED-Kontakt is used in ambulances. Specially trained emergency paramedics will use the medical device SmED-Kontakt if, on the basis of the standardised patient assessment at the scene, there are indications that transport to a hospital is highly unlikely to be indicated. With the help of the software, the decision to forego transport by the rescue service is additionally validated and documented, suitable care level and time of care are determined and a concrete outpatient follow-up care is initiated. The use of SmED-Kontakt by ambulance services is one building block to adequately counter the increasing frequency of low-need medical incidents by bringing possibly misdirected patients to the outpatient sector in a concrete and barrier-free manner.
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26 April 2024
Zu diesem Beitrag wurde ein Erratum veröffentlicht: https://doi.org/10.1007/s10049-024-01336-z
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T. Krautz, O. Cordsen, K. Halbeck, A. Paquet, S. Schieß, S. Carnarius und A. Gnirke geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Die Originalversion dieses Beitrags wurde korrigiert: die Daten zur institutionellen Zugehörigkeit für Sonja Schieß und Sebastian Carnarius wurden verlagsseitg falsch eingetragen. Statt „Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg, Deutschland“ hätte die Affiliation „Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Berlin, Deutschland“ lauten sollen.
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Krautz, T., Cordsen, O., Halbeck, K. et al. „SAve Projekt: sektorenübergreifende Akutversorgung in Schleswig-Holstein“. Notfall Rettungsmed (2024). https://doi.org/10.1007/s10049-024-01322-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-024-01322-5
Schlüsselwörter
- Intersektorale Versorgung
- Subakute Hilfeersuchen
- Bagatelleinsatz
- Ambulanter Patientenkontakt
- Notfallversorgung