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Gipsen – eine in Vergessenheit geratene Technik

Plastering—A technique fallen into obscurity

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Notfall + Rettungsmedizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Ruhigstellung von Frakturen und Luxationen gehört zur Basistechnik der unfallchirurgischen Versorgung. Das Wissen über die verschiedenen Materialien, Techniken und möglichen Komplikationen sollte in der Unfallchirurgie bekannt sein. Der klassische Weißgips ist trotz anderer Techniken weiterhin fester Bestandteil in der unfallchirurgischen Versorgung. Die Anlage eines solchen Gipses muss erlernt werden, da bei Nichtbeachtung der Grundlagen Schäden für den Patienten drohen. In vielen Kliniken wird die Anlage eines Gipses nach ärztlicher Indikationsstellung an die Pflege delegiert, hierdurch fehlt jungen ärztlichen Kollegen das Wissen über die Durchführung. Neben der Versorgung von Frakturen gehört die Ruhigstellung nach Luxationen, Entzündungen und ligamentären Verletzungen zu den Einsatzgebieten. Im Folgenden wird die Anlage eines Gipses anhand eines Fallbeispiels von der Indikation über die Durchführung bis hin zu den möglichen Komplikationen detailliert behandelt.

Abstract

Immobilization of fractures and dislocations is a basic technique in orthopedic trauma surgery care. The orthopedic surgeon should be familiar with the various materials, techniques and possible complications. Despite other techniques, the classical white plaster cast remains an integral part of orthopedic trauma surgery care. The application of such a cast must be learned as failure to observe the basic principles can result in harm to the patient. In many hospitals, the application of a plaster cast is delegated to the nursing staff according to the physician’s instructions. As a result, many young medical colleagues lack the knowledge of how to apply a plaster cast. In addition to the treatment of fractures, immobilization after dislocation, inflammation and ligamentous injuries are some of the areas of application. In this article the application of a plaster cast is described based on a case study, from the indications to the execution and possible complications.

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Abb. 1
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Abbreviations

MFK:

Mittelfußknochen

OSG:

Oberes Sprunggelenk

pDMS:

Periphere Durchblutung, Sensibilität und Motorik

PU:

Polyurethan

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Consortia

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Correspondence to Lisa Wienhöfer.

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Interessenkonflikt

Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.

Autoren

L. Wienhöfer: A. Finanzielle Interessen: L. Wienhöfer gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: angestellte Ärztin in Weiterbildung in der Universitätsklinik Essen – Klinik für Unfall‑, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Essen. M. Wolf: A. Finanzielle Interessen: M. Wolf gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Assistenzarzt, Klinik für Unfall‑, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen | Mitgliedschaft: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). L. Becker: A. Finanzielle Interessen: L. Becker gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: angestellter Arzt, leitender Oberarzt, Klinik für Unfall‑, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Essen | Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU); Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO); D‑A-CH Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE); Berufsverband der Deutschen Chirurgie (BDC). O. Özkurtul: A. Finanzielle Interessen: O. Özkurtul gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie; BG Klinikum Bergmannstrost; Merseburger Str. 165; 06112 Halle (Saale). A. Wanger: A. Finanzielle Interessen: A. Wanger gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: angestellt bei: Unfallchirurgie, Ilmtalklinik Pfaffenhofen, Pfaffenhofen an der Ilm | Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU); DGINA. M. Dudda: A. Finanzielle Interessen: M. Dudda gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Professor, Klinik für Unfall‑, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen und | BG-Klinikum Duisburg, Universität Duisburg-Essen. G. Matthes: A. Finanzielle Interessen: ATLS-Kursdirektor, Honorar durch AUC GmbH; Fortbildungsvorträge für Facharztkurs des BVOU, Honorar durch BVOU. – Beratender Arzt Berufsgenossenschaft BGHW Berlin; ATLS-Instruktor; Referent BVOU. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Chefarzt, Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, Potsdam | Mitgliedschaften: Board ATLS Deutschland, Sprecher Sektion Notfallmedizin, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Unfallchirurgischen Gesellschaft, Sprecher Traumanetzwerk Berlin (bis 2018), beratender Arzt BGHW.

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Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

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Wissenschaftliche Leitung

J. Breckwoldt, Zürich

M. Christ, Luzern

G. Matthes, Berlin

G. Rücker, Rostock

R. Somasundaram, Berlin

U. Zeymer, Ludwigshafen

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CME-Fragebogen

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Ein Patient stellt sich mit starken Schmerzen und ausgeprägter Schwellung im Bereich des Handgelenks in der Notaufnahme vor. Die radiologische bildgebende Untersuchung ergibt den Nachweis einer extraartikulären, gering nach dorsal abgekippten distalen Radiusfraktur (AO-Typ 2R3A2.1). Die periphere Durchblutung, Sensibilität und Motorik (pDMS) sind intakt. Welche der folgenden Aussagen bezüglich der Ruhigstellung ist richtig?

Die Anlage eines zirkulären, geschlossenen Unterarmgips kann sofort erfolgen.

Bei der Anlage eines Unterarmgipses sollte auf den Einschluss des Ellenbogengelenks geachtet werden.

Eine Handgelenkorthese ist für die Versorgung bei extraartikulärer distaler Radiusfraktur als Initialtherapie ausreichend.

Die Anlage eines zirkulären, gespaltenen Unterarmgipses kann sofort erfolgen.

Die Indikation zur Ruhigstellung ist aufgrund der extraartikulären Lage der Fraktur nicht gegeben.

Welche der folgenden Aussagen bezüglich der Nachbehandlung einer Versorgung mithilfe eines zirkulären, geschlossenen Gipses ist richtig?

Zirkuläre, geschlossene Gipse können nach 2 Wochen in der Notaufnahme gewechselt werden und benötigen bis dahin keine weitere Kontrolle.

Eine Kontrolle des Gipses ist nur bei Beschwerden notwendig.

Nach der Anlage eines zirkulären, gespaltenen Gipses ist die Kontrolle am Folgetag erforderlich.

Ein zirkulärer, geschlossener Gips wird immer direkt am Tag der ersten Vorstellung angelegt und kann am Folgetag gespalten werden.

Die Gefahr von Drucknekrosen bei der primären Anlage eines geschlossenen Gipsverbandes besteht nicht.

Welche der folgenden Aussagen zur Ruhigstellung einer Fraktur mithilfe eines Gipses ist richtig?

Der Rundgips gilt nach wie vor als Standard und ist nahezu immer das Mittel der Wahl.

Die optimale Wassertemperatur zur Vorbereitung des Gipses beträgt 32 °C.

Die Spaltung eines zirkulären Gipses wird aufgrund der Instabilität des Gipses nur in Ausnahmefällen empfohlen.

Angrenzende Gelenke sollten frei bleiben, um Funktionseinschränkungen und Kontrakturen zu vermeiden.

Die Gelenke sollten immer in Funktionsstellung eingegipst werden.

Welche der folgenden Aussagen zu möglichen Komplikationen der Ruhigstellung ist falsch?

Bei zu langen Ruhigstellungen kann es zur Demineralisierung des Knochens kommen.

Mögliche Folge einer Ruhigstellung kann eine Kontraktur des Gelenks sein.

Im länger anliegenden Gips kann es nicht mehr zu Druckstellen kommen.

Eine Thrombose ist eine mögliche Komplikation der Ruhigstellung.

Eine Muskelatrophie ist eine mögliche Folge der Ruhigstellung.

Wie lange sollte eine Thromboembolieprophylaxe nach Anlage eines Gipsverbandes durchgeführt werden?

Bis der Gipsverband komplett abgenommen werden kann

Vierzehn Tage mindestens bei Frakturen der Beine

Eine Woche über die Gipsabnahme hinaus

Bei Frakturen im oberen Sprunggelenk bis zu einer Teilbelastung von 5 kg

Drei Tage bei allen Frakturen des Körpers

Welche Aussage zur geschlossenen Fraktur einer Extremität ist richtig?

Der Verdacht auf eine Fraktur ist Indikation zur Schienung.

Ketten und Ringe an der betroffenen Extremität können bis in die Klinik belassen werden.

Wenn keine sicheren Frakturzeichen vorliegen, sollte nicht geschient werden.

Die Schienung erfolgt direkt über der Fraktur, ohne die direkt benachbarten Gelenke einzubeziehen.

Geschiente Beine werden senkrecht nach unten hängend gelagert.

Bei Anlage eines Unterschenkelgipses sollte auf Folgendes geachtet werden. Welche Aussage ist richtig?

Auf anatomisch exponierte Bereiche muss am Unterschenkel nicht geachtet werden.

Der Fibulakopf sollte frei belassen werden, um eine Druckstelle zu vermeiden.

Das obere Sprunggelenk sollte in Funktionsstellung (orthograd zum Unterschenkel) ruhiggestellt werden.

Der Gipsverband sollte die Zehenendgelenke einschließen.

Der Fuß sollte in Supinationsstellung gehalten werden.

Welche Aussage zu dislozierten Frakturen ist falsch?

Dislozierte Frakturen mit Beeinträchtigung der peripheren Durchblutung sollten reponiert werden.

Ziele der Reposition sind die achsgerechte Stellung und Wiederherstellung der peripheren Durchblutung.

Die Frakturreposition ist meist sehr schmerzhaft.

Nach erfolgter Reposition sollte die Extremität geschient werden.

Sind die periphere Durchblutung, Sensibilität und Motorik (pDMS) vor der Reposition intakt, müssen sie danach nicht mehr untersucht werden.

Was kann ein Symptom eines zu eng anliegenden Gipsverbandes sein?

Abnahme der Schmerzen

Kribbelparästhesien distal der Fraktur

Blasse Haut oberhalb des Gipses

Motorische Defizite, kranial des Gipses

Kontrakturen der Gelenke

Welche der folgenden Aussagen zur Gipsanlage ist richtig?

Die Abbindezeit im Gips beträgt ca. 30 min.

Eine Tauchzeit von 2–4 s sollte nicht überschritten werden.

Die Aushärtungszeit für einen Gips beträgt 12 h.

Eine Gipskontrolle nach der Gipsanlage ist nicht mehr obligat.

Die Indikation zur Gipsruhigstellung kann an Pflegepersonal delegiert werden.

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Wienhöfer, L., Wolf, M., Becker, L. et al. Gipsen – eine in Vergessenheit geratene Technik. Notfall Rettungsmed 26, 628–637 (2023). https://doi.org/10.1007/s10049-023-01239-5

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