Einleitung und Umfang

Diese Leitlinie basiert auf dem International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) Consensus on Science and Treatment Recommendations (CoSTR) 2020 für Basic Life Support [1]. Für diese ERC-Leitlinien wurden die ILCOR-Empfehlungen ergänzt, durch eine fokussierte Literaturüberprüfung der Autoren der Leitlinien zu Themen, die im ILCOR CoSTR 2020 nicht berücksichtigt wurden. Wo notwendig, wurde zusätzlicher Expertenkonsens durch die Leitlinienverfasser ergänzt.

Die BLS-Leitlinienverfasser waren sich bewusst, dass jede Übereinstimmung mit bisherigen Leitlinien zu mehr Vertrauen und Ermutigung bei den Helfern führt, bei einem Kreislaufstillstand tätig zu werden. Das Nichterkennen eines Kreislaufstillstands verhindert, dass mehr Leben gerettet werden. In den ILCOR CoSTR [2] wurde extra die Formulierung gewählt, mit der Wiederbelebung sei zu beginnen, wenn eine Person „bewußtlos ist und nicht normal atmet“. Dies wurde ebenfalls in die Leitlinien für BLS 2021 übernommen. Wer Wiederbelebung lernt oder anwendet, soll sich daran erinnern, dass eine Schnappatmung Zeichnen eines Kreislaufstillstands sein kann. Die Seitenlage wird im Kapitel „Erste Hilfe“ der ERC-Leitlinien 2021 beschrieben [3]. Dort wird betont, dass sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern nur solche Personen in die Seitenlage gebracht werden sollen, bei denen eine Bewusstseinstrübung aus innerer Ursache vorliegt. Die Seitenlage soll nur angewendet werden, wenn KEINE Wiederbelebung (CPR) notwendig ist. Die Atmung eines Patienten in Seitenlage muss lückenlos überwacht werden. Jeder Patient, dessen Atmung aussetzt oder auffällig wird, muss in die Rückenlage gebracht werden und es muss sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen werden. Zum Schluss wurden Maßnahmen bei der Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper umfassend aktualisiert. Der Behandlungsalgorithmus blieb unverändert.

Der ERC hat darüber hinaus im Jahr 2020 auf Basis der ILCOR-Empfehlungen und einer systematischen Literaturdurchsicht [4, 5] einen Leitfaden erstellt – explizit als Hilfestellung bei Kreislaufstillständen von Personen mit einer Erkrankung mit dem Coronavirus (COVID-19) [6]. Unser Wissen über die optimale Behandlung von COVID-Patienten, das Risiko einer Virusübertragung und die Infektionsgefahr für Hilfeleistende bei einer Wiederbelebung ist unvollständig und im Fluss. Daher wird empfohlen, was Behandlungen und Vorsichtsmaßnahmen angeht, sich an den jeweils aktuellen nationalen und internationalen Regeln und an lokalen Bestimmungen zu orientieren.

Die Leitlinien wurden von den BLS(Basic Life Support)-Autoren entworfen und konsentiert. Die Methodik der Leitlinienerstellung wird in der Zusammenfassung dargestellt [7]. Die Leitlinien wurden im Oktober 2020 online zur Diskussion gestellt. Rückmeldungen wurden von den Leitlinienautoren gesichtet und falls angebracht eingearbeitet. Die ERC-Generalversammlung hat am 10. Dezember 2020 die Leitlinie verabschiedet.

Kernaussagen dieses Kapitels der Leitlinien finden sich in der Abb. 1.

Abb. 1
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BLS Zusammenfassung

Präzise Aussagen für die Praxis

Der BLS-Algorithmus wird in der Abb. 2 dargestellt, Handlungsanweisungen Schritt für Schritt zeigt die Abb. 3.

Abb. 2
figure 2

BLS Algorithmus. * oder die in Ihrem Land geläufige Notrufnummer

Abb. 3
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BLS Schritt für Schritt

Abb. 3
figure 4

(Fortsetzung)

Abb. 3
figure 5

(Fortsetzung)

Erkennen eines Kreislaufstillstands

  • Beginnen Sie mit der Wiederbelebung bei jeder Person, die nicht auf Ansprache reagiert und keine normale Atmung hat.

  • Schnappatmung soll als Zeichen eines Kreislaufstillstands gewertet werden.

  • Zu Beginn eines Kreislaufstillstands können kurze Zeit krampfartige Bewegungen auftreten. Reagiert die Person im Anschluss daran nicht und hat sie keine normale Atmung, beginnen Sie mit der Wiederbelebung.

Alarmieren des Rettungsdiensts

  • Wenn eine Person nicht reagiert und keine normale Atmung hat, alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst.

  • Notfallzeugen, die über ein Mobiltelefon verfügen, sollen die Notrufnummer wählen, die Lautschaltung aktivieren und sofort mit der vom Leitstellendisponenten unterstützten/assistierten Wiederbelebung beginnen.

  • Ist ein Notfallzeuge allein und muss den Patienten für den Notruf verlassen, soll er erst den Notruf tätigen und dann mit der Wiederbelebung beginnen.

Hochwertige Herzdruckmassage

  • So früh wie möglich mit den Thoraxkompressionen starten.

  • Druckpunkt: untere Hälfte des Brustbeins (Mitte der Brust).

  • Drucktiefe mindestens 5, maximal 6 cm.

  • Frequenz 100–120 pro Minute mit so wenig Unterbrechungen wie möglich.

  • Nicht mit dem eigenen Körpergewicht auf dem Brustkorb des Patienten verbleiben, der Brustkorb muss sich nach Kompression wieder ausdehnen.

  • Herzdruckmassage, wann immer möglich, auf harter Unterlage durchführen.

Atemspende

  • Beginnend mit 30 Thoraxkompressionen im Wechsel mit 2 Beatmungen.

  • Wenn Sie nicht in der Lage sind zu beatmen, führen Sie kontinuierliche Thoraxkompressionen durch.

AED Automatisierte externe Defibrillatoren

Wie finde ich einen AED?

  • Standorte von AED sollen eindeutig gekennzeichnet sein.

Wann und wie setze ich einen AED ein?

  • Sobald ein AED am Ort des Notfalls verfügbar ist, schalten Sie das Gerät ein.

  • Kleben Sie die Elektroden auf die entblößte Brust des Patienten, so wie es auf dem Gerät oder den Elektroden angezeigt ist.

  • Ist ein zweiter Helfer anwesend, soll ein Helfer während des Aufklebens der Elektroden kontinuierlich Thoraxkompressionen durchführen.

  • Folgen Sie den Sprach-(und oder Bild‑)Anweisungen des Geräts.

  • Stellen Sie sicher, dass niemand den Patienten während der Herzrhythmusanalyse durch das Gerät berührt.

  • Überzeugen Sie sich, dass während der Schockabgabe niemand den Patienten berührt. Betätigen Sie den Knopf, der den Schock auslöst, und setzen Sie anschließend die Wiederbelebung mit 30 Thoraxkompressionen fort.

  • Ist kein Schock angezeigt, setzen Sie unmittelbar die Wiederbelebung mit 30 Thoraxkompressionen fort.

  • Folgen Sie auf jeden Fall den Anweisungen des AED, in der Regel sind 2 min Wiederbelebung angezeigt, bevor der AED eine weitere Pause zur Rhythmusanalyse einfordert.

Thoraxkompressionen vor Defibrillation

  • Unterbrechen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen nicht, bis der AED (oder ein anderer Defibrillator) vor Ort eingeschaltet und am Patienten angelegt ist.

  • Wenn der AED einsatzbereit ist, verzögern Sie die Defibrillation nicht zugunsten weiterer Thoraxkompressionen.

Vollautomatische AED

  • Diese Geräte sind so konstruiert, das sie selbsttätig einen Schock abgeben.

  • Ihre Sicherheit ist noch nicht gut untersucht worden.

Sicherheit eines AED

  • Viele Studien zu öffentlich zugängigen AED haben gezeigt, dass diese Geräte von Notfallzeugen und Ersthelfern sicher angewendet werden können. Obwohl Schäden für einen Helfer bei der Schockabgabe sehr selten sind, sollen während der Schockabgabe keine Thoraxkompressionen durchgeführt werden.

Sicherheit

  • Stellen Sie sicher, dass Sie, der Patient und alle Notfallzeugen in Sicherheit sind.

  • Bei Verdacht auf einen Kreislaufstillstand sollen Laienhelfer ohne Bedenken hinsichtlich eines Schadens Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, auch auf die Gefahr hin, dass bei dem Patienten kein Kreislaufstillstand vorliegt.

  • Laienhelfer können Thoraxkompressionen und AED-Einsatz sicher durchführen, ein Infektionsrisiko durch die Herzdruckmassage oder Beeinträchtigungen durch versehentlichen Schock über den AED sind sehr selten.

  • Für die Wiederbelebung von Personen mit Verdacht auf oder nachgewiesenem Coronavirus (SARS-CoV-2) Virus wurden gesonderte Leitlinien erstellt. Siehe www.erc.edu/covid

Technische Hilfen

  • Rettungssysteme sollen neue Techniken wie Smartphones mit Videofunktionen, künstliche Intelligenz und Drohnen nutzen, um Kreislaufstillstände zu erkennen, Ersthelfer zu alarmieren, mit Notfallzeugen zu kommunizieren und sie über den Leitstellendisponenten anzuleiten sowie AED an den Ort des Geschehens zu transportieren.

Atemwegsverlegung durch Fremdkörper

  • Wenn jemand besonders während des Essens würgt und nicht mehr reden oder sprechen kann.

  • Ermuntern Sie den Betreffenden zu husten.

  • Ist das Husten wirkungslos:

    • Beugen Sie die Person nach vorn.

    • Geben Sie mit einer Hand 5 Rückenschläge zwischen die Schulterblätter.

  • Sind die Rückenschläge wirkungslos, geben Sie 5 Oberbauchstöße

    • Stellen Sie sich hinter den Patienten und legen Sie beide Arme um seinen Oberbauch,

    • lehnen Sie den Patienten nach vorn,

    • ballen Sie die Faust und legen Sie sie zwischen Nabel und Brustkorb,

    • greifen Sie diese Hand mit der anderen und ziehen Sie kräftig nach innen und oben.

  • Falls die Verlegung immer noch nicht beseitigt ist, fahren Sie abwechselnd mit 5 Rückenschlägen und 5 Oberbauchstößen fort.

  • Wird der Patient bewusstlos, beginnen Sie mit der Wiederbelebung.

Evidenz, die den Leitlinien zugrunde liegt

Erkennen des Kreislaufstillstands

Eine in der Praxis bewährte Definition des Kreislaufstillstands bezeichnet eine Person, die weder reagiert noch eine normale Atmung [8] hat. Frühere Leitlinien umfassten auch das Fehlen eines tastbaren Pulses als Kriterium. Dies verlässlich in einer stressigen Notfallsituation festzustellen, hat sich sowohl für Fachpersonal als auch Laien als schwierig erwiesen [9,10,11,12,13]. Nicht zu reagieren und nicht normal zu atmen, findet sich zwar auch bei anderen lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen, hat sich aber als sehr zuverlässiges Zeichen eines Kreislaufstillstands erwiesen.

Die Anwendung dieser Kriterien könnte zu einer leichten Übertherapie führen. Aber die erhöhte Mortalität bei einem nicht behandelten Kreislaufstillstand wiegt schwerer als das Risiko, mit einer Wiederbelebung zu beginnen, falls bei einem nichtreagierenden, nicht normal atmenden Patienten kein Kreislaufstillstand vorliegt [1].

Schnappatmung

Schnappatmung ist eine langsame, tiefe Atmung, oft als schnarchendes Geräusch zu hören. Sie wird vom Hirnstamm gesteuert, dem Teil des Gehirns, der auch im Sauerstoffmangel noch einige Minuten funktionsfähig bleibt. Sie kann bei etwa 50 % der Kreislaufstillstände auftreten und ist mit einer besseren Prognose verbunden [14, 15]. Schnappen, Seufzen, Stöhnen und andere von Laien gebrauchte Begriffe stellen für sie selbst und für die Leitstellendisponenten eine Herausforderung dar, da sie als Lebenszeichen fehlinterpretiert werden können [14, 16, 17]. Schnappatmung bleibt eine der häufigsten Gründe, warum ein OHCA (Kreislaufstillstand außerhalb eines Krankenhauses) nicht erkannt wird [18,19,20,21,22,23,24,25]. Schnappatmung früh zu erkennen, ist eine Grundvoraussetzung für frühe Wiederbelebung und frühe Defibrillation. Wenn sie vom Leitstellendisponenten nicht erkannt wird, führt dies zu einer verminderten Überlebensrate [21, 26].

Die Schnappatmung als Lebenszeichen fehlzudeuten, kann Notfallzeugen dazu veranlassen, den Patienten in die Seitenlage zu verbringen, statt mir der Wiederbelebung zu beginnen. Das Risiko, zu spät mit einer Wiederbelebung zu starten, überwiegt das Risiko, eine Person wiederzubeleben, die keinen Kreislaufstillstand hat.

Krämpfe

Krämpfe sind häufige medizinische Notfälle und zu 3–4 % Anlass für einen Notruf [27,28,29].

Krampfähnliche Bewegungen von kurzer Dauer sind häufig Begleitzeichen eines Kreislaufstillstands und werden oft nicht als solche erkannt. Kreislaufstillstände machen lediglich 0,6–2,1 % der Notrufe aus [28, 30]. In einer jüngeren Beobachtungsstudie konnten 3502 Patienten registriert werden, die außerhalb eines Krankenhauses/präklinisch einen Kreislaufstillstand erlitten hatten und krampfähnliche Bewegungen gezeigt hatten (OHCA). 4,3 % (n = 149) zeigten krampfähnliche Aktivitäten [31]. Diese Patienten waren jünger (54 vs. 66 Jahre, p < 0,05), hatten häufiger einen beobachteten Kreislaufstillstand (88 vs. 45 %, p < 0,005), wurden eher in einem defibrillierbaren Rhythmus angetroffen (52 vs. 24 %, p > 0,05 und überlebten öfter bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus (44 vs. 16 %). Ähnlich wie bei der Schnappatmung führten krampfähnliche Episoden bei einem nicht reagierenden, nicht normal atmenden Patienten zu Problemen beim Erkennen des Kreislaufstillstands durch Laien/Notfallzeugen und Leitstellendisponenten. (Mittlere Zeit bis zur Wahrnehmung des Kreislaufstillstands durch den Leitstellendisponenten (130 s vs. 62 s, p > 0,05) [31].

Das Erkennen eines Kreislaufstillstands nach einem solchen Krampfereignis – wenn der Patient nicht reagiert und nicht normal atmet – ist wichtig, um eine verzögerte Wiederbelebung zu vermeiden. Das Risiko, eine notwendige Wiederbelebung zu verzögern, ist größer als eine Person wiederzubeleben, welche keinen Kreislaufstillstand hat.

Alarmierung des Rettungsdiensts

Die Frage „erst alarmieren oder erst wiederbeleben“ mag von praktischer Relevanz sein, wenn im Notfall kein Telefon zur Hand ist. Da aber Mobiltelefone die Telekommunikation inzwischen dominieren, bedeutet eine Alarmierung des Rettungsdiensts keine Verzögerung der Wiederbelebung. Nach einem systematischen Review empfiehlt das ILCOR Notfallzeugen, welche über ein Mobiltelefon verfügen, die Notrufnummer zu wählen, die Lautschaltung zu aktivieren und sofort mit der vom Leitstellendisponenten unterstützten/assistierten Wiederbelebung zu beginnen [1]. Die Empfehlung basiert auf einer Beobachtungsstudie mit geringer Evidenz und Expertenkonsens [32]. Die Beobachtungsstudie aus Japan umfasste 5446 Patienten mit OHCA und verglich Wiederbelebung zuerst mit Notruf zuerst. Die Gesamtüberlebensraten waren vergleichbar, aber Subgruppenanalysen zeigten ein verbessertes Überleben mit besserem neurologischem Ergebnis bei der Strategie Wiederbelebung „zuerst“. Ein verbessertes Ergebnis ergab sich bei nichtkardialen Ursachen (aOR 2,01 [95 %-CI 1,39–2,9]); unter 65 Jahren (aOR 1,38 [95%-CI 1,09–1,76]), unter 20 Jahren (aOR 3,74 [95%-CI 1,46–9,61]) und sowohl Alter unter 65 Jahren als auch nichtkardiale Ursachen zusammengenommen (aOR 4,31 [95 %-CI 2,38–8,48]) [32].

Limitiert wird die Aussage der Untersuchung dadurch, dass nur Fälle eingeschlossen wurden, in denen Laien die präklinischen Kreislaufstillstände beobachtet hatten und sofort ohne Unterstützung einer Leitstelle Wiederbelebungsmaßnahmen durchführten. Die Gruppen unterschieden sich in Alter, Geschlecht, initialem Rhythmus, Notfallzeugen Qualifikation sowie Eintreffzeiten des Rettungsdiensts.

Ungeachtet der niedrigen Evidenz hat das ILCOR eine starke Empfehlung für frühzeitigen Beginn der Wiederbelebung durch Notfallzeugen ausgesprochen.

Trotz der weiten Verbreitung von Mobiltelefonen können sich Situationen ergeben, in denen priorisiert werden muss, neben der Betrachtung der konkreten Umstände scheint es vernünftig, zunächst die Alarmierung auszulösen und dann mit der Wiederbelebung zu beginnen.

Thoraxkompressionen mit hoher Qualität

Die Herzdruckmassage nimmt im Rahmen der Wiederbelebung eine Schlüsselstellung ein. Schließlich geht es darum, im Kreislaufstillstand eine Blutversorgung lebenswichtiger Organe aufrechtzuerhalten. Ihre Qualität hängt von der korrekten Händeposition, der Eindrücktiefe, der Frequenz und der Brustkorbentlastung ab.

Jede Unterbrechung bedeutet eine Pause in der Organdurchblutung und damit eine Verstärkung des ischämischen Schadens.

Handposition

Das ILCOR hat 2020 die Evidenz für die optimale Handposition neu betrachtet [1].

In der Vergangenheit wurden die Empfehlungen zur Handposition bei der Kompression mehrfach geändert, allerdings auf sehr niedrigem Evidenzniveau. Es gab keine Daten, die zeigten, welche spezifische Handposition optimal für das Überleben wäre. Auch fanden sich in einer erneuten Durchsicht keine Daten zu dem neurologischen Ergebnis, Überleben oder Spontanwiederkehr eines Kreislaufs (ROSC).

Drei Studien von schwacher Evidenz untersuchten den Einfluss der Handposition auf physiologische Endpunkte [33,34,35]. In einer Crossover-Studie an 17 Erwachsenen mit längerer Reanimation nach nichttraumatischem Kreislaufstillstand konnte in der Kompressionssystole ein verbesserter arterieller Spitzendruck und eine bessere endtidale Kohlendioxidelimination (etCO2) gezeigt werden, wenn die Kompression über dem unteren Brustbeindrittel im Vergleich zur Brustkorbmitte erfolgte [34]. Ähnliche Ergebnisse erbrachte eine Crossover-Studie an 10 Kindern, wenn die Kompressionen im unteren Brustbeindrittel verglichen wurden mit denen in der Mitte des Sternums: Der Druckpunkt im unteren Brustbeindrittel erbrachte bessere arterielle Spitzen- und Mitteldrücke [33]. In einer dritten Studie an 30 Erwachsenen im Kreislaufstillstand ergab der Vergleich der Handpositionen keinen Einfluss auf das etCO2 [35].

Bei der systematischen Sichtung der Literatur hat das ILCOR Arbeiten zur Bildgebung ausgeschlossen, da keine Angaben zum klinischen Ergebnis berichtet wurden. Sie geben aber ergänzende Hintergrundinformationen über die optimale Position bei Kompressionen, welche aufgrund der anatomischen Strukturen bei den empfohlenen und alternativen Handpositionen abgedeckt werden. Jüngere Studien mit bildgebenden Verfahren weisen darauf hin, dass bei den meisten Erwachsenen und Kindern der maximale Ventrikelquerschnitt unter dem unteren Drittel der Sternum/Sternoxivoid-Verbindung liegt. Die aufsteigende Aorta und der ventrikuläre Ausflusstrakt liegen hingegen unter der Mitte der Brust [36,37,38,39,40,41,42]. Abhängig von Alter, Body-Mass-Index, angeborenen Herzerkrankungen und einer Schwangerschaft finden sich jedoch wichtige individuelle Unterschiede, sodass eine spezielle Handposition nicht sicherstellt, dass über einen weiten Personenkreis eine optimale Kompression erreicht wird [37, 41, 43].

Diese Ergebnisse führen dazu, dass das ILCOR an den bestehenden Empfehlungen festhält und dazu auffordert, Kompressionen beim Kreislaufstillstand über der unteren Hälfte des Brustbeins durchzuführen (schwache Empfehlung, sehr niedrige Evidenz).

In Übereinstimmung mit den ILCOR-Empfehlungen empfiehlt der ERC, dass gelehrt werden soll, Thoraxkompressionen über der Mitte der Brust durchzuführen und dabei die Handposition über der unteren Hälfte des Brustbeins zu demonstrieren.

Thoraxkompressionen: Drucktiefe, Frequenz und Brustwandentlastung

Diese Leitlinie basiert auf ILCOR-Empfehlungen [1], gestützt von einer systematischen Übersicht [44] und den vorherigen ERC-BLS-Leitlinien [45]. Die Übersichtsarbeit der ILCOR-Arbeitsgruppe BLS hat sich mit dem Thema Thoraxkompressionen mit Fokus auf Kompressionsfrequenz, Drucktiefe und Brustwandentlastung beschäftigt. Ziel war es, kürzlich publizierte Evidenz zu finden zu den Themen, die einzelne Aspekte oder das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten der Herzdruckmassage betreffen.

Zusätzlich zu den 14 in den Leitlinien von 2015 berücksichtigten Studien [45] wurden 8 Studien gefunden, welche seitdem veröffentlicht wurden [46,47,48,49,50,51,52,53]. Es konnten somit 22 Studien zu dem Thema ausgewertet werden. Fünf Beobachtungsstudien betrachteten Kompressionsfrequenz und -tiefe [51, 52, 54, 55]. Eine randomisierte kontrollierte Studie [47], eine Crossover-Studie [56] und 6 Beobachtungsstudien [48, 53, 57,58,59,60] untersuchten nur die Kompressionsfrequenz. Eine randomisierte Studie [61] und 6 Beobachtungsstudien untersuchten nur die Drucktiefe [62,63,64,65,66,67] und 2 Beobachtungsstudien die Entlastung der Brustwand [46, 49]. Zum Thema Abstützen auf dem Brustkorb wurden keine Untersuchungen gefunden.

Indem diese Übersichtsarbeit wesentliche Lücken in der Forschung zu der Interaktion von einzelnen Komponenten der Herzdruckmassage feststellte, fand sich keine hinreichende Evidenz dafür, eine neue systematische Übersicht zu starten oder die derzeitigen Behandlungsempfehlungen zu überdenken.

Daher sind die ILCOR-Empfehlungen zu Thoraxkompressionstiefe, Kompressionsfrequenz und Brustkorbentlastung verglichen mit 2015 unverändert [45]. Das ILCOR empfiehlt Herzdruckmassagen mit einer Frequenz 100–120 min−1 (starke Empfehlung mit sehr geringer Evidenz), eine Drucktiefe von etwa 5 cm (starke Empfehlung mit sehr geringer Evidenz) unter Vermeidung exzessiver Thoraxkompression von mehr als 6 cm beim durchschnittlichen Erwachsenen.

Wer eine Herzdruckmassage durchführt, soll vermeiden, sich zwischen den Kompressionen auf dem Brustkorb zu lehnen und damit die Entlastung zu behindern (schwache Empfehlung mit sehr geringer Evidenz).

In Übereinklang mit den ILCOR-Empfehlungen empfiehlt der ERC Thoraxkompressionsfrequenzen von 100 bis 120 pro Minute mit einer Drucktiefe von 5 bis 6 cm, wobei ein Anlehnen auf den Brustkorb zwischen den Kompressionen verhindert werden muss. Die Empfehlung zur Drucktiefe von 5 bis 6 cm stellt einen Kompromiss dar hinsichtlich Beobachtungen, dass zu geringe Drucktiefen zu schlechteren Ergebnissen führen und tiefere Kompressionen Schaden anrichten [45].

Fester Untergrund

Das ILCOR hat den Konsens zu Wissen und Behandlungsempfehlungen zum Thema Herzdruckmassage auf festem Untergrund 2020 aktualisiert [1, 68].

Wenn Thoraxkompressionen auf einer weichen Unterlage (Matratze) durchgeführt werden, werden sowohl Brustkorb als auch Unterlage komprimiert [69]. Dies hat das Potenzial, die Effektivität zu mindern. Dennoch kann eine effektive Drucktiefe auch auf einer weichen Unterlage erreicht werden, wenn derjenige der die Wiederbelebung durchführt genügend Kraft aufbringt, um das Zusammendrücken der Matratze zu kompensieren [70,71,72,73,74,75,76].

Die systematische Literatursuche durch das ILCOR fand 12 Studien an Übungsphantomen, welche die Bedeutung eines festen Untergrunds für Wiederbelebung herausstellten [68].

Diese Studien wurden unterteilt in solche, die den Matratzentyp [73, 77,78,79], den Fußboden im Vergleich mit dem Bett und den Einfluss von Rückenbrettern untersuchten [72, 73, 80,81,82,83,84]. Es wurden keine Studien an Menschen gefunden. In 3 randomisierten Studien, in denen der Einfluss der Matratzen untersucht wurde, fanden sich keine Unterschiede in der Tiefe der Thoraxkompressionen in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Matratzen [73, 77,78,79].

Vier randomisierte Studien zeigten, dass zwischen Fußboden und Bett kein Unterschied in der Drucktiefe feststellbar ist [78, 79, 85, 86].

Von den 7 randomisierten Studien, die Rückenbretter untersuchten, konnten 6 in eine Metaanalyse eingeschlossen werden, welche zeigte, dass die Drucktiefe im Mittel um 3 mm (95 %-CI 1–4) verbessert wurde [72, 73, 80,81,82,83. Die klinische Bedeutung dieses zwar statistisch signifikanten Unterschieds wurde in der Diskussion für gering erachtet.

Diese Befunde führten dazu, dass das ILCOR empfiehlt, Herzdruckmassagen, wann immer es möglich ist, auf einem festen Untergrund durchzuführen (schwache Empfehlung, sehr niedrige Evidenz).

Ferner empfiehlt das ILCOR, dass, falls das Bett einen Wiederbelebungsmodus hat, der die Steifigkeit der Matratze erhöht, dieser aktiviert werden soll (schwache Empfehlung, sehr niedrige Evidenz), und spricht sich dagegen aus, den Patienten aus dem Bett auf den Fußboden zu verlagern, um die Thoraxkompressionen zu verbessern (schwache Empfehlung, sehr niedrige Evidenz).

Die Effekte von Rückenbrettern werden vom ILCOR als zu gering eingeschätzt, um eine Empfehlung auszusprechen.

In Übereinstimmung mit der ILCOR-Handlungsempfehlung schlägt der ERC vor, Thoraxkompressionen möglichst auf festem Untergrund durchzuführen.

Im stationären Bereich eines Krankenhauses wird NICHT empfohlen, den Patienten aus dem Bett auf den Fußboden umzulagern. Der ERC empfiehlt nicht, Rückenbretter einzusetzen.

Atemspende

Verhältnis Thoraxkompression-Beatmung (CV)

Das ILCOR hatte 2017 den Konsens zu Empfehlungen das Kompressions-Ventilations-Verhältnis (CV) betreffend aktualisiert [87].

In der begleitenden systematischen Literaturdurchsicht fand sich in zwei Kohortenstudien (n = 4877) Evidenz dafür, dass bei Erwachsenen ein Kompressions-Ventilations-Verhältnis von 30:2 im Vergleich mit 15:2 ein verbessertes neurologisches Outcome erzielte (Risikounterschied 1,72 % [95 %-CI 0,5–2,9]) [88]. Die Metaanalyse von 6 Kohortenstudien (n = 13.962) zeigte auf, dass bei einem Kompressions-Ventilations-Verhältnis 30:2 mehr Patienten überlebten als bei 15:2 (Risikodifferenz 2,48 [95%-CI 1,57–3,38]).

Ein ähnliches Muster für ein besseres Outcome zeigte eine kleine Kohortenstudie (n = 200), wenn bei einem schockbaren Rhythmus ein Verhältnis 50:2 im Vergleich mit 15:2 gewählt wurde (Risikodifferenz 21,5 [95%-CI 6,9–36,06]) [89].

Die ILCOR-Empfehlung, die ein CV von 30:2 bei einem Patienten im Kreislaufstillstand vorschlägt, bleibt gültig und bildet die Basis für die ERC-Leitlinien, abwechselnd 30 Kompressionen und 2 Beatmungen durchzuführen.

Reanimation ohne Beatmung („compression only CPR“)

Die Rolle der Beatmung und Oxygenierung zu Beginn der Behandlung eines Kreislaufstillstands bleibt in der Diskussion. Das ILCOR hat eine systematische Literaturdurchsicht von Arbeiten durchgeführt, in denen „Compression-only“-Wiederbelebungen mit Standardwiederbelebung sowohl bei Laienhelfern als auch im professionellen Umfeld, inklusive Rettungsdienst, verglichen wurden [88, 90].

Sechs Beobachtungsstudien mit niedriger Gewissheit verglichen in einem Ersthelfer/Notfallzeugen-Szenario alleinige Thoraxkompressionen mit Standardwiederbelebung sowohl mit einem CV 15:2 als auch 30:2 [21, 91,92,93,94,95]. In der Metaanalyse zweier Studien gab es keinen signifikanten Unterschied im neurologischen Outcome, wenn die Patienten mit Compression-only- oder Standardreanimation mit einem CV 15:2 behandelt wurden (RR 1,34 [95 %-CI 0,82–2,20]; RD 0,51 % [95%-CI 2,16–3,18]) [21, 93]. In einer Metaanalyse dreier Studien wurden keine signifikanten Unterschiede gefunden, was ein günstiges neurologisches Outcome betraf, wenn Patienten verglichen wurden, die entweder nur Thoraxkompressionen erhielten oder Standardwiederbelebung zu einer Zeit erhielten, als das Kompressions-Ventilations-Verhältnis von 15:2 auf 30:2 umgestellt wurde (RR 1,12 [95%-CI 0,71–1,77]; RD 0,28 % [95%-CI −2,33 bis 2,89]) [92, 94, 95]. In einer Studie hatten Patienten die nur Thoraxkompressionen erhalten hatten, schlechtere Überlebensraten als Patienten, die mit einer Standard-CPR und einem CV 30:2 versorgt wurden (RR 0,75 % [95%-CI 0,73–1, 78]; RD -1,42 % [95%-CI 1,58 bis −1,25]) [91]. Kürzlich hat eine Studie, die den Effekt einer landesweit verbreiteten Empfehlung zur alleinigen Thoraxkompression durch Laien untersuchte, ergeben, dass Patienten, welche isoliert Thoraxkompressionen im Rahmen einer Wiederbelebung erhalten hatten, eine geringere Überlebensrate aufwiesen als solche, die Thoraxkompressionen und Beatmungen im Verhältnis 30:2 bekommen hatten (RR 0,72 [95%-CI 0,69–0,76]; RD -0,74 % [95%-CI -0,85 bis 0,63]) [91]. Daher empfiehlt das ILCOR Notfallzeugen, die darin ausgebildet sind und bereit dazu und willens sind, Thoraxkompressionen und Atemspende bei allen Erwachsenen im Kreislaufstillstand anzuwenden (schwache Empfehlung, sehr niedrige Evidenz).

Eine im Rettungsdienstbereich durchgeführte sehr hochwertige randomisierte Studie schloss 23711 Patienten ein. Diejenigen, welche einer Beutel-Masken-Beatmung mit Thoraxkompressionen zugeordnet waren, hatten keinen nachweisbaren Vorteil hinsichtlich günstigem neurologischem Outcome (RR 0,92 [95 %-CI 0,84–1,00]; RD −0,65 % [95%-CI 1,31 bis O,02]) verglichen mit Patienten, welche eine konventionelle CPR mit CV 30:2 erhalten hatten [96]. Das ILCOR empfiehlt für den Rettungsdienst, eine Reanimation mit CV 30:2 oder kontinuierliche Thoraxkompressionen ohne Pausen mit Beatmungen und mit positivem Druck durchzuführen, bis ein Endotrachealtubus oder ein supraglottischer Atemweg appliziert ist (starke Empfehlung, hohe Evidenz).

In Übereinstimmung mit den ILCOR-Empfehlungen empfiehlt der ERC sowohl Laien/Notfallzeugen als auch im professionellen Umfeld, während der Wiederbelebung 30 Thoraxkompressionen im Wechsel mit 2 Beatmungen durchzuführen.

Automatisierte externe Defibrillatoren

Ein AED (automatisierter externer Defibrillator, seltener automatischer externer Defibrillator) ist ein tragbares, batteriebetriebenes Gerät mit Klebeelektroden, die auf der Brust des Patienten angebracht werden, um den Herzrhythmus zu analysieren, wenn ein Kreislaufstillstand vermutet wird. Gelegentlich ist es notwendig, eine sehr behaarte Brust zu rasieren, wenn die Elektroden nicht gut kleben. Wenn Kammerflimmern (oder eine pulslose ventrikuläre Tachykardie) vorliegt, erfolgt ein hörbares oder audiovisuelles Signal, das den Anwender auffordert, einen elektrischen Schock abzugeben. Bei anderen Herzrhythmen (einschließlich Asystolie und normalem Herzrhythmus) wird kein Schock empfohlen. Weitere Anweisungen werden dem Anwender gegeben, um eine Wiederbelebung zu beginnen oder zu beenden. AED sind sehr genau in der Beurteilung des Herzrhythmus und sehr sicher und effektiv in der Anwendung durch Laien.

Die Wahrscheinlichkeit, einen außerklinischen Kreislaufstillstand (OHCA) zu überleben, ist deutlich erhöht, wenn unmittelbar Wiederbelebung durchgeführt wird und ein Defibrillator zum Einsatz kommt. Ein AED ermöglicht es Laien/Notfallzeugen, eine Defibrillation bei einem Kreislaufstillstand durchzuführen, viele Minuten bevor professionelle Hilfe kommt. Jede Minute Verzögerung reduziert die Chance auf erfolgreiche Wiederbelebung um 3–5 % [97].

Der ILCOR-Konsens von 2020 gibt eine starke Empfehlung, Programme einzuführen, mit denen der Einsatz von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren beim präklinischen Kreislaufstillstand gefördert wird; allerdings auf der Basis einer geringen Evidenz [1]. Die wissenschaftliche Stellungnahme des ILCOR zu Defibrillatoren in der Öffentlichkeit betont wesentliche Begleitmaßnamen für alle solche Programme (Früherkennung, neue Methoden zur Heranführung des Geräts, Verbesserung der Verfügbarkeit, Kennzeichnung, bessere öffentliche Wahrnehmung, AED-Register, mobile Apps zum erleichterten Finden eines Geräts zum Durchführen einer Defibrillation im öffentlichen Raum).

Thoraxkompressionen vor der Defibrillation

Das ILCOR hat den Konsens zu Empfehlungen betreffend die Durchführung von Thoraxkompressionen vor einer Defibrillation 2020 aktualisiert [1]. Fünf randomisierte Studien wurden ausfindig gemacht, in denen kürzere mit längeren Intervallen an Thoraxkompressionen vor einer Defibrillation untersucht wurden [98,99,100,101,102].

Die Endpunkte variierten von Einjahresüberleben mit gutem neurologischem Ergebnis bis zur Rückkehr eines Spontankreislaufs (ROSC). Eine Metaanalyse zeigte keine klaren Vorteile einer Wiederbelebung vor der Defibrillation für kritische oder bedeutsame Endpunkte. In der Metaanalyse von 4 Studien fand sich kein signifikanter Unterschied im günstigen neurologischen Ergebnis zwischen den Patienten, die eine kürzere oder längere Wiederbelebung vor der Defibrillation erhalten hatten (RR 1,02 [95 %-CI −0,01–0,01]); 1 weiterer Patient/1000 (−29 bis 98) [98, 99, 101, 102]. In einer Metaanalyse von 5 Studien fand sich kein signifikanter Unterschied im Überleben nach kürzerer oder längerer Wiederbelebung vor der Defibrillation (RR 1,01 [95%-CI 0,90–1,15]); 1 weiterer Patient/1000 (−8 bis 13) [98,99,100,101,102].

Das ILCOR empfiehlt beim unbeobachteten Kreislaufstilstand eine kürzere Phase der Wiederbelebung, bis ein AED vor Ort verfügbar und einsatzbereit ist.

Übereinstimmend damit empfiehlt der ERC Wiederbelebung durchzuführen, bis ein AED verfügbar, eingeschaltet und mit dem Patienten verbunden ist, dann soll aber die Defibrillation nicht mehr verzögert werden.

Elektrodenplatzierung.

Das ILCOR hat 2020 eine Literaturübersicht zur Frage, ob es eine Evidenz für die optimale AED-Elektrodenbeschaffenheit und -platzierung gibt, vorgenommen [1]. Da keine neue Evidenz gefunden wurde, beruht die Aussage der ILCOR-BLS-Arbeitsgruppe lediglich auf einem Expertenkonsens nach Diskussionen.

Bei diesen Diskussionen wurden Studien herausgehoben, die gezeigt hatten, dass eine anterior-posteriore Elektrodenplatzierung effektiver ist als die traditionelle anterolaterale oder anteroapikale bei der elektiven Defibrillation des Kammerflimmerns, während die meisten Studien keinen klaren Vorteil einer speziellen Elektrodenposition zeigen konnten.

Der transmyokardiale Stromfluss während der Defibrillation ist voraussichtlich dann maximal, wenn die Elektroden so platziert werden, dass der Bereich des Herzens, in dem die Störung stattfindet, direkt zwischen diesen liegt (d. h. Ventrikel in VF/pulslose VT, Vorhöfe in AF). Daher ist die optimale Elektrodenposition für ventrikuläre und atriale Arrhythmien möglicherweise nicht dieselbe. Das ILCOR schlägt weiterhin vor, die Elektroden in anterolateraler Position auf der freiliegenden Brust zu platzieren. Eine akzeptable alternative Position ist anteroposterior. Bei großbrüstigen Personen ist es sinnvoll, die linke Defibrillationselektrode seitlich oder unterhalb der linken Brust zu platzieren, um Brustgewebe zu umgehen. Es soll erwogen werden, überschüssiges Brusthaar schnell vor dem Aufbringen der Elektroden zu entfernen. Der Schwerpunkt muss jedoch auf der Minimierung von Verzögerungen bei der Schockabgabe liegen. Es gibt keine ausreichende Evidenz, um eine bestimmte Elektrodengröße für eine optimale externe Defibrillation bei Erwachsenen zu empfehlen. Es ist jedoch sinnvoll, eine Padgröße von mehr als 8 cm zu verwenden [103, 104]. In Übereinstimmung mit den ILCOR-Behandlungsempfehlungen und um Verwirrung für die Person zu vermeiden, die den AED verwendet, empfiehlt die ERC-BLS-Autorengruppe, die Elektrodenpads immer in anterolateraler Position auf der nackten Brust des Betroffenen, wie auf dem AED dargestellt, anzubringen.

CPR-Feedback-Geräte

Um die Qualität der Wiederbelebung zu verbessern, müssen wichtige CPR-Messwerte erfasst werden. CPR-Qualitätsdaten können dem Helfer in Echtzeit präsentiert und/oder in einem zusammenfassenden Bericht am Ende einer Wiederbelebung bereitgestellt werden. Die Messung der CPR-Leistung zur Verbesserung von Reanimationssystemen wird im Kapitel „Systeme, die Leben retten“ behandelt [105]. In diesem Abschnitt werden Echtzeit-Feedback-Geräte für Ersthelfer erläutert.

Das ILCOR hat den Konsens über die Empfehlung zu Wissenschaft und Behandlung für Rückmeldungen zur CPR-Qualität im Jahr 2020 aktualisiert [1]. Es wurden drei Arten von Feedbacksystemen identifiziert: 1) digitales audiovisuelles Feedback, einschließlich Korrektur durch Tonansagen; 2) analoges Audio- und taktiles Klickerfeedback für die Tiefe und Entlastung der Thoraxkompression und 3) Metronombegleitung für die Frequenz der Thoraxkompressionen. In allen Studien besteht eine erhebliche klinische Heterogenität in Bezug auf die Art der verwendeten Geräte, den Mechanismus der CPR-Qualitätsmessung, die Art der Rückmeldung, die Patiententypen, die Standorte (z. B. im Krankenhaus und außerhalb des Krankenhauses) und den Ausgangswert (Kontrollgruppe) der CPR-Qualität.

Digitales audiovisuelles Feedback einschließlich korrigierender Sprachanweisung

Eine Cluster-RCT [106] sowie vier Beobachtungsstudien [50, 107,108,109] untersuchten die Auswirkungen dieser Geräte auf günstige neurologische Ergebnisse. Die Cluster-RCT mit niedriger Sicherheit fand keinen Unterschied im Hinblick auf ein gutes neurologisches Ergebnis (relatives Risiko 1,02; 95 %-CI 0,76–1,36; p = 0,9) [106]. Während eine der Beobachtungsstudien einen Zusammenhang mit einem verbesserten günstigen neurologischen Ergebnis herausfand (angepasstes Chancenverhältnis 2,69; 95 %-CI 1,04–6,94) [109], taten es die anderen drei nicht [50, 107, 108].

Eine Cluster-RCT [106] und sechs Beobachtungsstudien [51, 55, 107, 109, 110] bewerteten die Einflüsse dieser Geräte auf das Überleben bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus sowie auf das Überleben 30 Tage nach dem Ereignis. Weder die Cluster-RCT mit niedriger Sicherheit (relatives Risiko 0,91; 95 %-CI 0,69–1,19; p = 0,5) [106] noch die Beobachtungsstudien ergaben einen mit diesen Geräten verbundenen Nutzen [51, 55, 107, 109,110,111].

Der potenzielle Nutzen von audiovisuellem Echtzeitfeedback besteht in seiner Fähigkeit, die Qualität der Wiederbelebung zu verbessern. Während die randomisierte, kontrollierte Studie mit niedriger Sicherheit eine verbesserte Rate bei den Thoraxkompressionen (Differenz von 4,7 pro Minute; 95 %-CI −6,4–3,0), der Kompressionstiefe (Differenz von 1,6 mm; 95 %-CI 0,5–2,7 mm) und beim Thoraxkompressionsanteil zeigte (Differenz von 2 %; 66 % vs. 64 %, p = 0,016), ist die klinische Bedeutung dieser relativ kleinen Unterschiede der CPR Kennzahlen fraglich [106].

Fünf Beobachtungsstudien mit geringer Zuverlässigkeit verglichen verschiedene CPR-Kennzahlen [50, 55, 107, 109, 110]. Eine Beobachtungsstudie zeigte keinen Unterschied in den Thoraxkompressionsraten mit und ohne den Einsatz eines Feedbacksystems [110]. Die anderen vier Beobachtungsstudien [50, 55, 107, 109] zeigten niedrigere Kompressionsraten in der Gruppe mit CPR-Feedback mit Unterschieden zwischen −23 und −11 Kompressionen pro Minute. Eine Beobachtungsstudie zeigte keinen Unterschied in der Thoraxkompressionstiefe – mit und ohne Feedbacksystem [110]. Drei Beobachtungsstudien zeigten signifikant tiefere Thoraxkompression im Bereich von 0,4 bis 1,06 cm (0,2 bis 0,42 Zoll) [50, 55, 109]. Zwei Studien berichteten über statistisch signifikante Erhöhungen des Anteils der Herzdruckmassage im Zusammenhang mit der Nutzung von Feedbacksystemen [107, 110], und drei Studien beobachteten keine statistisch oder klinisch relevanten wichtigen Unterschiede [50, 55, 109]. Die Couper-Studie zeigte einen Anstieg des Kompressionsanteils von 78 % (8 %) auf 82 % (7 %), p = 0,003 [107]. Dieser Anstieg ist von fragwürdiger klinischer Bedeutung. Die Bobrow-Studie zeigte einen Anstieg des Thoraxkompressionsanteils von 66 % (95 %-CI 64 auf 68) auf 84 % (95 %-CI 82 auf 85) [109]. Zwei wichtige Vorbehalte gegenüber dieser Studie entstehen aus der Sorge, dass der beobachtete Unterschied möglicherweise nicht mit dem Feedbackgerät zusammenhängt, da es noch andere Trainingsinterventionen gab und ein imputierter Datensatz verwendet wurde. Keine der Studien zeigte eine Verbesserung der Beatmungsfrequenz [50, 55, 106, 107, 109, 110].

Analoges Audio- und taktiles Klickerfeedback

Analoge Klickergeräte, die von einem Ersthelfer auf der Brust des Patienten platziert werden können, verfügen über einen Mechanismus, der bei ausreichendem Druck ein Klickgeräusch und ein Klickgefühl erzeugt. Diese bieten fühlbares Feedback zur korrekten Kompressionstiefe und zur vollständigen Entlastung zwischen den einzelnen Thoraxkompressionen.

Eine randomisierte, kontrollierte Studie mit geringer Zuverlässigkeit bewertete die Wirkung eines Klickergeräts auf das Überleben bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus und fand in der mit dem Klickergerät behandelten Gruppe ein signifikant verbessertes Ergebnis (relatives Risiko 1,90; 95 %-CI 1,60–2,25; p < 0,001) [112]. Zwei randomisierte, kontrollierte Studien mit geringer Zuverlässigkeit bewerteten die Auswirkung eines Klickergeräts auf ROSC und fanden in der mit dem Klickergerät behandelten Gruppe ein signifikant verbessertes Ergebnis (relatives Risiko 1,59; 95 %-CI 1,38–1,78; p < 0,001 und relatives Risiko 2,07; 95 %-CI 1,20–3,29, p < 0,001) [112, 113].

Metronom – begleitete Herzdruckmassage

In einer Beobachtungsstudie mit geringer Zuverlässigkeit wurde die Wirkung eines Metronoms zur Steuerung der Thoraxkompressionsrate während der CPR vor Ankunft des Rettungswagens untersucht. Es wurde kein Nutzen für das „30-Tage-Überleben“ festgestellt (relatives Risiko 1,66; 95 %-CI −17,7–14,9, p = 0,8) – eine weitere Beobachtungsstudie mit geringer Zuverlässigkeit bewertete die Wirkung eines Metronoms auf das 7‑Tage-Überleben und fand ebenfalls keinen Unterschied (3/17 vs. 2/13; p = 0,9) [114]. Zwei Beobachtungsstudien bewerteten die Wirkung eines Metronoms auf einen ROSC und fanden keinen Unterschied im Ergebnis (angepasstes relatives Risiko 4,97; 95 %-CI −21,11–11,76, p = 0,6 und 7/13 vs. 8/17, P = 0,7) [111, 114].

Unter Berücksichtigung dieser Daten empfahl das ILCOR die Verwendung von audiovisuellem Echtzeitfeedback und Sprachanweisungsgeräten während der Wiederbelebung in der klinischen Praxis als Teil eines umfassenden Qualitätsverbesserungsprogramms, das darauf abzielt eine qualitativ hochwertige CPR-Durchführung und Reanimationsversorgung in allen Reanimationssystemen zu gewährleisten. Es sprach sich jedoch gegen die Verwendung von audiovisuellem Echtzeitfeedback und Sprachanweisungsgeräten in isolierter Form aus (d. h. nicht als Teil eines umfassenden Qualitätsverbesserungsprogramms) [115].

Sicherheit

Gefahren für Ersthelfer

Diese Leitlinie basiert auf einem ILCOR-Scoping-Review [115], den ERC-BLS-Leitlinien von 2015 [45] sowie dem kürzlich veröffentlichten ILCOR consensus on science, treatment recommendations and task force insights [4], einer systematischen ILCOR-Überprüfung [5] und den ERC-COVID-19-Leitlinien [6].

Die ILCOR BLS Task Force untersuchte die Gefährdung von Personen, die eine CPR durchführen, um neuere Erkenntnisse über das Risiko für Ersthelfer zu veröffentlichen. Diese Überprüfung wurde vor der COVID-19-Pandemie abgeschlossen. In dieser Erhebung wurden nur sehr wenige Berichte über Schäden durch CPR und Defibrillation identifiziert. Fünf experimentelle Studien und ein seit 2008 veröffentlichter Fallbericht wurden zu diesem Zweck überprüft. Die fünf experimentellen Studien berichteten über Beobachtungen in experimentellen Umgebungen während der Schockabgabe für die elektive Kardioversion. In diesen Studien haben die Autoren in verschiedenen Experimenten den Stromfluss sowie die durchschnittliche Leckage gemessen, um die Sicherheit der Retter bewerten zu können. Trotz begrenzter Datenlage zur Bewertung der Sicherheit bestand innerhalb der ILCOR BLS Task Force und der ERC-BLS-Autorengruppe breite Übereinstimmung darüber, dass die Verwendung eines AED im Allgemeinen sicher ist. In Übereinstimmung mit den ILCOR-Behandlungsempfehlungen empfiehlt der ERC, dass Laienretter Thoraxkompressionen durchführen und einen AED verwenden sollen, da das Risiko einer Verletzung der Helfer durch eine versehentliche Schockabgabe während der Verwendung eines AED gering ist [1, 45, 115].

Da die SARS-CoV-2-Infektionsraten weltweit stark gestiegen sind, hat sich unser Bewusstsein für die Sicherheit während einer Wiederbelebung grundlegend geändert. Eine kürzlich durch das ILCOR durchgeführte systematische Untersuchung der Studienlage zu einer Übertragung von SARS-CoV‑2 während der Wiederbelebung ergab elf Studien: zwei Kohortenstudien, eine Fall-Kontroll-Studie, fünf Fallberichte und drei Puppen-RCT. Die Untersuchung des ILCOR zeigte keine Hinweise, dass bei der CPR oder einer Defibrillation ausreichend Aerosole erzeugten wurden, um sich mit SARS-CoV‑2 zu infizieren. Die Evidenz war jedoch bei allen Studien als gering zu bewerten [5]. Basierend auf den Ergebnissen dieser systematischen Übersichtsarbeit, aber immer noch vorsichtig veröffentlichte das ILCOR Consensus-on-Science-and-Treatment-Empfehlungen, die darauf abzielen, die Vorteile einer frühzeitigen Reanimation mit dem potenziellen Schaden für Pflegepersonal während der COVID-19-Pandemie abzuwägen. Die daraus resultierenden Empfehlungen richten sich an Laien. So sollen Thoraxkompressionen und öffentlich zugängliche Defibrillation während der COVID-19-Pandemie dennoch durchgeführt bzw. verwendet werden. Das ILCOR empfiehlt jedoch ausdrücklich, dass Angehörige der Gesundheitsberufe eine umfangreiche persönliche Schutzausrüstung bei allen aerosolbildenden Eingriffen verwenden sollen. In den folgenden ERC-Leitlinien wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, die aktuellen Empfehlungen der lokalen Behörden zu befolgen, da die Infektionsraten zwischen den Regionen teils stark variieren. Für den Notfallzeugen ist es wichtig, die Anweisungen der Leitstellendisponenten zu befolgen. Der ERC hat Leitlinien für modifizierte BLS-Maßnahmen bei Verdacht auf eine COVID-19-Erkrankung veröffentlicht [6]. Die wichtigsten Änderungen beziehen sich auf die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung, die Beurteilung der Atmung, ohne sich der Nase oder dem Mund des Patienten zu nähern, sowie die Feststellung, dass Beatmungen ein potenziell aerosolerzeugendes Verfahren sind, das mit einem Risiko der Krankheitsübertragung einhergeht. Details finden Sie in den ERC-COVID-19-Leitlinien (https://www.grc-org.de/files/ArticleFiles/document/ERC%20Leitlinien_COVID-19_final.pdf).

Schäden durch Wiederbelebungsmaßnahmen bei Betroffenen ohne Kreislaufstillstand

Laien/Notfallzeugen könnten zögern, eine Herzdruckmassage bei einer Person durchzuführen, die nicht auf Ansprache reagiert und keine oder keine normale Atmung hat, da sie befürchten, die Herzdruckmassage könne ernsthafte Schäden verursachen. Die Hinweise auf Schäden durch CPR bei Patienten ohne Kreislaufstillstand wurden durch das ILCOR im Jahr 2020 erneut überprüft [1]. Bei dieser systematischen Überprüfung wurden vier Beobachtungsstudien mit geringer Zuverlässigkeit identifiziert, die 762 Patienten umfassten. Diese Patienten hatten keinen Kreislaufstillstand, erhielten jedoch eine Herzdruckmassage von Notfallzeugen außerhalb des Krankenhauses. Bei drei der Studien wurden die medizinischen Unterlagen überprüft, um Schäden festzustellen, [116,117,118]. Eine Studie führte telefonische Interviews in der Folge durch [116]. Zusammengefasste Daten aus den ersten drei Studien, darunter 345 Patienten, ergaben eine Rhabdomyolyseinzidenz von 0,3 % (ein Fall), einen Knochenbruch (Rippen und Schlüsselbein) von 1,7 % (95%-CI 0,4–3,1 %), Schmerzen im Bereich der Thoraxkompression von 8,7 % (95 %-CI 5,7–11,7 %) und keine klinisch relevante viszerale Verletzung. Die vierte Studie stützte sich auf Beobachtungen der Feuerwehr vor Ort. Bei 417 Patienten wurden keinerlei Verletzungen gemeldet [119]. Fallberichte und Fallserien mit schwerwiegenden Schäden für Personen, an denen Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt wurden, obwohl kein Kreislaufstillstand vorlag, werden wahrscheinlich veröffentlicht, da sie für eine breite Interessentengruppe im Gesundheitswesen von hohem Interesse sind. Die wenigen Berichte über Schäden, die veröffentlicht wurden, bestärken die Argumente, dass Schäden wahrscheinlich sehr selten sind und die erwünschten Auswirkungen bei Weitem die unerwünschten Auswirkungen übersteigen.

Trotz geringer Evidenz empfiehlt das ILCOR, dass Notfallzeugen eine Herzdruckmassage im Falle eines vermuteten Kreislaufstillstands unmittelbar einleiten, ohne Bedenken hinsichtlich einer eventuellen Schädigung des Patienten. Die ERC-Richtlinien stimmen mit den ILCOR-Behandlungsempfehlungen dahingehend vollständig überein.

Wie Technologie helfen kann

Technologie wird für viele Annehmlichkeiten des Lebensstils eingesetzt, von unseren Smartphones bis hin zu innovativen Anwendungen in der Medizin. Eine Vielzahl von Forschern arbeitet an unterschiedlichsten Umsetzungsbereichen. Für BLS sind die interessantesten Anwendungsbereiche bspw. das Auffinden von AED, Smartphones und Smartwatches als Hilfe für Ersthelfer zu einem Patienten navigiert zu werden, Feedback zur Qualität der Maßnahmen in Echtzeit zu erhalten sowie Videokommunikation mit einem Mitarbeiter der Leitstellen zu ermöglichen. Die neue „Science-Fiction“-Technologie beschreibt den möglichen Einsatz von Drohnen und den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Überlebenskette.

AED-Locator-Apps

Im Fall eines Kreislaufstillstands außerhalb des Krankenhauses erhöht eine frühe Defibrillation die Überlebenschancen. Das Auffinden eines AED während der Notfallsituation kann jedoch eine echte Herausforderung sein, da der Retter/Notfallzeuge selten weiß, wo sich der nächste AED befindet. Dank integrierter globaler Positionierungssysteme (GPS) in Smartphones wurden bereits zahlreiche Apps veröffentlicht, die dem Benutzer anhand seiner Position den nächstgelegenen AED anzeigen können. Darüber hinaus können Benutzer solcher Apps neue AED hinzufügen, sobald sie verfügbar sind, oder Hinweise zu bestehenden AED in allen Städten und Gemeinden aktualisieren. Infolgedessen können Apps zum Auffinden von AED beim Aufbau und der Pflege eines aktualisierten Registers von AED in der Gemeinde helfen, das von Notrufzentralen genutzt und integriert werden könnte. Üblicherweise zeigen derartige Apps eine Liste von AED in der Nähe an und ermöglichen über eine Routennavigation zum nächstgelegenen AED geführt zu werden. Daten zu Standort, Zugang, Verfügbarkeitszeit, Foto der Installation und Kontakte des Eigentümers oder der für den AED verantwortlichen Person werden in der Regel bereitgestellt. Benutzer haben auch die Möglichkeit, fehlerhafte oder fehlende AED zu melden. Der Stellenwert der Mobiltelefone als Hilfsmittel zum Auffinden von AED wird im Kapitel „Systeme, die Leben retten“ ausführlich beschrieben [105].

Smartphones und Smartwatches

Unter den Forschern besteht ein wachsendes Interesse an der Integration von Smartphones und Smartwatches in die Ausbildung und das Training in der kardiopulmonalen Reanimation/Wiederbelebung und Defibrillation sowie an der Verbesserung der Reaktion auf OHCA mit speziellen Apps. Ursprünglich wurden diese Apps entwickelt, um Ausbildungsinhalte zur Wiederbelebung für den Bildungsbereich bereitzustellen. Der technologischen Entwicklung der letzten Jahre folgend, wurden Smartphone-Apps verwendet, um durch Ausnutzung des eingebauten Beschleunigungsmessers ein Feedback zur CPR-Qualität zu geben. Solche Systeme können dem Retter über die Lautsprecher und den Bildschirm audiovisuelles Feedback in Echtzeit geben. Obwohl aktuelle Echtzeit-Feedback-Geräte, die in professionellen Umgebungen getestet wurden, nur begrenzte Auswirkungen auf den Reanimationserfolg hatten, könnten neue Technologien die Qualität der Wiederbelebungsmaßnahmen verbessern. Im Zuge der technologischen Entwicklung wurde das gleiche Konzept auch auf Smartwatches angewendet. Diese Geräte sind aufgrund ihrer geringen Größe und Tragbarkeit besonders als Feedbacksysteme geeignet. Eine systematische Literaturdurchsicht ergab widersprüchliche Ergebnisse zur Rolle intelligenter Geräte. In einer randomisierten Simulationsstudie, in der die Wirksamkeit einer dieser Apps bewertet wurde, konnte die Qualität der CPR durch die Verwendung einer Smartwatch-basierten App mit audiovisuellem Echtzeitfeedback in simuliertem OHCA erheblich verbessert werden [120]. In ähnlicher Weise wurde bei Verwendung eines Smartphones ein höherer Anteil an Thoraxkompressionen mit ausreichender Tiefe beobachtet [121]. Die aktuelle Datenlage ist derzeit noch begrenzt, dennoch könnte die Verwendung Smartwatch-basierter Systeme eine wichtige Strategie sein, um Feedback zur Herzdruckmassage mit intelligenten Geräten bereitzustellen.

Während der telefonischen CPR können Disponenten Bürger, die sich in unmittelbarer Nähe eines OHCA befinden, über ein Textnachrichtensystem oder eine Smartphone-App lokalisieren und alarmieren und sie zum nächstgelegenen AED führen. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Strategie den Anteil der Patienten erhöht, die vor der Ankunft des Rettungswagens eine CPR erhalten, und Überlebenschancen verbessert [122,123,124,125]. Die Rolle der Mobiltelefontechnologie als Strategie zur Alarmierung von Ersthelfern wird im Kapitel „Systeme, die Leben retten“ beschrieben [105].

Videokommunikation

Smartphone- und Videokommunikation spielen in der modernen Gesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Traditionell geben Disponenten einer Rettungsleitstelle Anweisungen während einer Telefonreanimation bisher nur in Form einer Tonansage. Dank der neu entwickelten Technologie können Disponenten zukünftig auch per Videotelefonie Anweisungen geben und so bei der Reanimation unterstützen. Eine kürzlich durchgeführte systematische Überprüfung und Metaanalyse identifizierte neun Arbeiten, die Videoanweisungen für simulierte OHCA evaluierten. Die Geschwindigkeit der Thoraxkompressionen war bei Videoanweisungen besser. Weiterhin gab es einen Trend zu einer besseren Positionierung der Hände auf dem Brustkorb. Es konnte kein Unterschied in der Kompressionstiefe oder der Zeit bis zur ersten Beatmung beobachtet werden. Die Zeit bis zum Beginn der Thoraxkompressionen mit Videoanweisungen nahm im Vergleich ohne Anweisung mit Videosignal geringfügig zu [126]. In einer aktuelleren retrospektiven Studie bei erwachsenen Patienten mit prähospitalem Kreislaufstillstand wurden insgesamt 1720 infrage kommende Patienten (1489 bzw. 231 in der Audio- und Videogruppe) bewertet. Das mittlere Zeitintervall der Anleitung (ITI) betrug 136 s in der Audiogruppe und 122 s in der Videogruppe (p = 0,12). Die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zur Krankenhausentlassung betrug 8,9 % in der Audiogruppe und 14,3 % in den Videogruppen (p < 0,01). Ein gutes neurologisches Ergebnis trat bei 5,8 % und 10,4 % in der Audio- bzw. Videogruppe auf (p < 0,01) [127]. In einer prospektiven klinischen Studie zu OHCA in Pflegeheimen wurde die Anwendung der Videokommunikation zur Anleitung der erweiterten Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Sanitäter in 616 konsekutiven Fällen bewertet. Bei etwa einem Drittel, das per Video instruierten ALS erhielten, betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit 4,0 % im Vergleich zu 1,9 % ohne Videoanweisungen (p = 0,078). Das Überleben mit gutem neurologischem Ergebnis betrug 0,5 % im Vergleich zu 1,0 % [128].

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist Intelligenz, die von Maschinen demonstriert wird. Im Gegensatz dazu steht die natürliche Intelligenz, die der Mensch zeigt. Der Begriff künstliche Intelligenz wird häufig verwendet, um Maschinen (bspw. Computer) zu beschreiben, die kognitive Funktionen imitieren, die üblicherweise mit dem menschlichen Geist verbunden sind (z. B. Lernen und das Lösen von Problemen).

Künstliche Intelligenz (KI) wurde auf Gesundheitszustände angewendet, um darzustellen, dass ein Computer bei der klinischen Entscheidungsfindung helfen kann [129, 130]. Die Verwendung von KI als Instrument zur Verbesserung der Schlüsselkomponenten der Überlebenskette wird derzeit evaluiert. Kürzlich wurde ein „Machine-Learning-Ansatz“ verwendet, um OHCA aus unbearbeiteten Aufzeichnungen von Notrufen an eine medizinische Notrufzentrale zu erkennen und die Leistung des „Machine-Learning-Frameworks“ wurde anschließend bewertet [131]. Die Studie umfasste 108.607 Notrufe, bei denen 918 (0,8 %) Anrufe mit Bezug zu einem Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses waren und somit für eine detailliertere Analyse infrage kamen. Im Vergleich zu regulären Mitarbeitern in Rettungsleitstellen hatte die grundlegende Struktur des maschinellen Lernens eine signifikant höhere Sensitivität (72,5 % vs. 84,1 %, p < 0,001) mit einer etwas geringeren Spezifität (98,8 % vs. 97,3 %, p < 0,001). Das „Machine-Learning-Framework“ hatte einen geringeren positiven Vorhersagewert im Vergleich zu den Disponenten in der Rettungsleitstelle (20,9 % vs. 33,0 %, p < 0,001). Die Zeit bis zur Erkennung war für das System im Vergleich zu den Disponenten signifikant kürzer (Median 44 s vs. 54 s, p < 0,001). Eine weitere Anwendungsmöglichkeit von künstlicher Intelligenz in Bezug auf die Erkennung von Kreislaufstillständen außerhalb des Krankenhauses sind integrierte Software-Heimassistenten. Die weite Verbreitung von Smartphones und intelligenten Lautsprechern bietet eine einzigartige Gelegenheit, hörbare Biomarker (agonale Atmung) zu identifizieren. Resultierend daraus können Ersthelfer bzw. professionelle Rettungskräfte zum Betroffenen alarmiert werden. Eine kürzlich durchgeführte Studie stellte die Hypothese auf, dass bereits vorhandene Gebrauchsgegenstände (z. B. Smartphones und intelligente Lautsprecher) verwendet werden könnten, um die mit einem Kreislaufstillstand assoziierte agonale Atmung in der häuslichen Umgebung zu identifizieren. Die Forscher entwickelten einen spezifischen Algorithmus, der die agonale Atmung anhand eines Datensatzes der Rettungsleitstelle erkennt. Anhand von verifizierten Audioaufzeichnungen von Kreislaufstillständen aus der realen Welt trainierte das Forschungsteam eine KI-Software, um agonale Atmung zu klassifizieren. Die Ergebnisse zeigten eine Gesamtsensitivität und -spezifität von 97,24 % (95 %-CI 96,86–97,61 %) und 99,51 % (95 %-CI 99,35–99,67 %). Die falsch-positiven Ergebnisse lagen zwischen 0 und 0,14 % über 82 h (117.985 Audiosegmente) polysomnographischer Schlaflabordaten, einschließlich Schnarchen, Hypopnoe sowie zentraler und obstruktiver Schlafapnoe [132].

Das letzte Beispiel für den möglichen Einsatz von künstlicher Intelligenz dient der Vorhersage der Überlebenswahrscheinlichkeit. Zwei Studien berichteten über die Verwendung von KI als ein Prognosesystem sowie einen Algorithmus, um Faktoren zu beschreiben, die Einfluss auf das neurologische Ergebnis und die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhausentlassung haben [133, 134]. Weitere Forschung ist erforderlich, um das Potenzial der KI-Technologie zur Unterstützung klinischer Entscheidungen beim Menschen einschätzen zu können.

Drohnen

Trotz der steigenden Anzahl von AED in Gemeinden sind die Geräte bei Kreislaufstillständen außerhalb der Krankenhäuser immer noch selten vor Ort verfügbar. Ein besserer Zugang zu AED sowie die Verkürzung der Zeit bis zur ersten Defibrillation sind entscheidend für die Wahrscheinlichkeit, einen Kreislaufstillstand zu überleben. Drohnen oder andere unbemannte Luftfahrzeuge könnten AED an den Ort des Geschehen liefern. Mithilfe mathematischer Modelle kann die optimale Position von Drohnen bestimmt werden, um die Reaktionszeit von Ersthelfern bei Kreislaufstillständen zu verbessern.

In den letzten Jahren haben mehrere Studien sowohl die Wirksamkeit als auch die Durchführbarkeit des Zubringens von AED mit Drohnen untersucht. Studien haben gezeigt, wie die Lieferung von AED durch eine Drohne problemlos möglich ist. Dies sogar ohne Probleme bei der Aktivierung, dem Start, der Landung oder wenn der Ersthelfer den AED aus der Drohne entnimmt. Es kann davon ausgegangen werden, dass der AED häufig früher mit der Drohne als mit dem Rettungswagen beim Patienten eintrifft [135, 136]. Eine in Toronto (Kanada) durchgeführte Studie schätzte, dass die AED-Ankunftszeit in einer städtischen Region um fast 7 min und in einem ländlichen Gebiet um mehr als 10 min reduziert werden könnte [136]. Eine solche Verkürzung der Ankunftszeit eines AED könnte zu einer kürzeren Zeit bis zur ersten Defibrillation führen, was letztendlich das Überleben verbessern kann. Drohnen für das Zubringen von AED könnten auch in Gebieten mit geringer Bevölkerungs- und AED-Dichte sowie in Berg- und ländlichen Gebieten eine wichtigere Rolle spielen [137]. Eine Studie, welche die Erfahrung von Umstehenden bei der Bergung eines AED aus einer Drohne untersuchte, ergab, dass die Interaktion mit einer Drohne bei einem simulierten OHCA von Laien als sicher und praktikabel wahrgenommen wurde [138].

Die Auswirkung des Einflusses von Technologien auf die Erkennung und Leistung bei Kreislaufstillständen oder auf die Patientenergebnisse ist unbekannt. Weitere Forschung ist erforderlich, um zu verstehen, wie verschiedene Technologien die Erkennung von Kreislaufstillständen (z. B. künstliche Intelligenz und Videokommunikation), die Geschwindigkeit der Herzdruckmassage durch Ersthelfer (z. B. AED-Ortungs-Apps, Smartphones und Smartwatches) und das Überleben (z. B. Drohnen) beeinflussen können. Die Überprüfung der Einführung und der Konsequenzen dieser Technologien in Wiederbelebungsprogramme wäre nützlich, um zukünftige Praktiken weiterzuentwickeln.

Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper

Die Blockade der Atemwege durch Fremdkörper (FBAO) ist ein häufiges Problem. Viele Fälle lassen sich leicht beheben, ohne dass Mitarbeiter des Gesundheitswesens hinzugezogen werden müssen. Die Blockade der Atemwege durch Fremdkörper gehört in jedem Fall zu den relevanten Todesursachen [139, 140, 140]. Sie tritt in allen Altersgruppen auf – am häufigsten sind jedoch Kinder oder ältere Menschen betroffen [141, 141,142,143].

Da die meisten Erstickungsereignisse direkt mit der Nahrungsaufnahme verbunden sind, werden sie häufig beobachtet und sind potenziell behandelbar. Die Betroffenen sind anfangs bei Bewusstsein und reagieren auf die Helfer. Daher besteht häufig die Möglichkeit für ein frühzeitiges Eingreifen, was lebensrettend sein kann. Für jeden Fall, der einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht oder gar zum Tod führt, gibt es eine Vielzahl an Fällen, die durch Maßnahmen der Ersten Hilfe effektiv behandelt werden konnten.

Erkennung

Das frühe Erkennen einer Atemwegsverlegung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung. Es ist wichtig, diesen Notfall nicht mit einer einfachen Ohnmacht, einem Herzinfarkt, Krampfanfall oder anderen Zuständen zu verwechseln. Auch diese Zustände können plötzliche Atemnot, Zyanose oder Bewusstlosigkeit verursachen. Zu den Faktoren, die das Risiko für eine Atemwegsverlegung erhöhen, gehören neben Psychopharmaka auch Alkoholvergiftungen sowie neurologische Erkrankungen mit verminderten Schluck- und Hustenreflexen, geistige Behinderungen, Entwicklungsstörung, Demenz, schlechtes Gebiss und hohes Lebensalter [143, 144]. Am häufigsten sind die Atemwege mit Feststoffen verlegt, wie Nüssen, Trauben, Samen, Gemüse, Fleisch und Brot [142, 143]. Insbesondere Kinder nehmen alle möglichen Gegenstände in den Mund [142].

Ein Fremdkörper kann sich in den oberen Atemwegen, der Luftröhre oder den unteren Atemwegen (Bronchien und Bronchiolen) festsetzen [145]. Verlegungen der Atemwege können teilweise oder vollständig sein. Bei einer teilweisen Atemwegsverlegung kann immer noch Luft um die Blockierung herumströmen, was eine gewisse Belüftung ermöglicht. Auch die Fähigkeit zum Husten besteht weiterhin. Eine vollständige Atemwegsverlegung tritt ein, wenn keine Luft mehr um die Blockierung herumströmen kann. Unbehandelt führt eine vollständige Atemwegsverlegung innerhalb weniger Minuten zu Hypoxie, Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand. Eine schnelle Behandlung ist entscheidend.

Es ist wichtig, den Betroffenen zu fragen: „Würgen Sie?“ Ein Betroffener, der noch sprechen, husten und atmen kann, hat vermutlich eine leichte Verlegung der Atemwege. Wer nicht mehr sprechen kann, nur noch schwach hustet, Probleme bei der Atmung hat oder gar keine Luft mehr bekommt, hat eine schwere Atemwegsverlegung.

Behandlung der Atemwegsobstruktion durch Fremdkörper

Die Leitlinien für die Behandlung von FBAO, die nach der systematische Überprüfung durch ILCOR und CoSTR [115, 146] erstellt wurden, unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention durch einen Ersthelfer [147, 148].

Patienten bei Bewusstsein mit einer Atemwegsverlegung

Eine Person, die bei Bewusstsein und in der Lage ist, zu husten, soll dazu ermutigt werden, da Husten einen hohen und anhaltenden Druck in den Atemwegen erzeugt und den Fremdkörper ausstoßen kann [147, 149, 150]. Eine aggressive Behandlung mit Rückenschlägen, Oberbauchstößen und Brustkompressionen birgt ein gewisses Verletzungsrisiko und kann die Blockierung ggf. sogar verschlimmern. Diese Verfahren, insbesondere Oberbauchstöße, sind Betroffenen vorbehalten, die Anzeichen einer schweren Atemwegsblockierung aufweisen, wie z. B. die Unfähigkeit zu husten oder Zeichen einer Erschöpfung. Wenn sich durch Husten das Hindernis nicht beseitigen lässt oder der Betroffene Anzeichen von Ermüdung zeigt, geben Sie bis zu 5 Rückenschläge. Wenn diese unwirksam sind, geben Sie bis zu 5 Oberbauchstöße. Wenn beide Therapieansätze nicht erfolgreich sind, werden weitere Versuche von 5 Rückschlägen, gefolgt von 5 Oberbauchstößen durchgeführt.

Bewusstloser Betroffener mit einer Atemwegsverlegung durch Fremdkörper

Wenn der Betroffene zu irgendeinem Zeitpunkt keine oder keine normale Atmung zeigt und bewusstlos ist, wird umgehend mit Thoraxkompressionen gemäß dem BLS-Wiederbelebungsalgorithmus begonnen und so lange fortgesetzt, bis der Betroffene beginnt normal zu atmen oder der Rettungsdienst eintrifft. Der Grund dafür ist, dass Brustkompressionen höhere Atemwegsdrücke erzeugen als Oberbauchstöße und möglicherweise die Verlegung lösen, während sie gleichzeitig ein gewisses Herzzeitvolumen liefern [151,152,153].

Ungefähr 50 % der FBAO-Ereignisse können nicht durch eine alleinige Behandlungsstrategie gelöst werden [149]. Die Erfolgswahrscheinlichkeit lässt sich erhöhen, indem eine Kombination aus Rückenschlägen und Oberbauchstößen und ggf. sogar Bruststößen angewendet wird.

Eine Manipulation mit den Händen ohne direkte Sicht auf den Gegenstand, der die Atemwege verlegt, kann die Atemwegsverlegung weiter verschlimmern und zusätzliche Verletzungen an den Weichteilen verursachen [1]. Versuchen Sie nur dann, den Gegenstand mit den Händen zu entfernen, wenn das Hindernis im Mund deutlich zu erkennen ist.

Die Verwendung einer Magill-Zange durch geschultes medizinisches Fachpersonal unterliegt nicht dem Geltungsbereich der ERC-BLS-Leitlinie.

Alternative Techniken

Seit einigen Jahren sind manuelle Absauggeräte zur Entfernung von Fremdkörpern im Handel erhältlich. Der ERC verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie das ILCOR, indem er vorschlägt, dass zunächst die Sicherheit, Wirksamkeits- und Schulungsanforderungen solcher Geräte überprüft werden müssen, bevor Empfehlungen für oder gegen deren Verwendung abgegeben werden können [1]. Ähnlich verhält es sich mit Interventionen wie Tisch- [154] und Stuhlmanöver [155]. zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlen ausreichende Beweise für ihre Einführung in die Leitlinien.

Nachbehandlung und Überweisung zur medizinischen Nachsorge

Nach erfolgreicher Beseitigung einer Atemwegsverlegung durch Fremdkörper können immer noch Fremdkörper in den oberen oder unteren Atemwegen verblieben sein und später zu Komplikationen führen. Patienten mit anhaltendem Husten, Schluckbeschwerden oder dem Gefühl, dass ein Gegenstand immer noch im Hals steckt, sollen für eine medizinische Begutachtung an den Hausarzt oder eine Klinik überwiesen werden. Oberbauchstöße und Thoraxkompressionen können möglicherweise schwere innere Verletzungen verursachen. Alle Betroffenen, die mit diesen Maßnahmen erfolgreich behandelt wurden, sollen in der Folge von einem qualifizierten Arzt untersucht werden.