Übergabe
Noch vor Ankunft und Übergabe des Patienten sollte im Team festgelegt sein, wer die Teamleitung für die Versorgung übernimmt, in der Regel wird dies der Oberarzt bzw. Facharzt der Notaufnahme sein. Es ist nicht davon auszugehen, dass in jedem Einzelfall durch den Notarzt oder die Leitstelle geklärt werden kann, ob ein potenziell infektiöser Patient zugeführt wird. Prinzipiell sind immer ausreichende Eigenschutzmaßnahmen zu ergreifen, unter anderem das Tragen von Schutzhandschuhen, Schutzkittel sowie gegebenenfalls Mundschutz mit Sichtvisier.
Um eine adäquate Atmosphäre mit hoher Aufmerksamkeit zu erreichen, sollte bei einem stabilen Patienten die Übergabe vor der Umlagerung erfolgen. Die Weltgesundheitsorganisation nennt die Kommunikation bei der Patientenweiterleitung als Punkt 3 von 9 zur Erhöhung der Patientensicherheit (Tabelle S1 im Zusatzmaterial der Online-Version des Beitrags; [38]). Dieser wesentliche Punkt profitiert signifikant von einem standardisierten Übergabeprozess [32]. Ein mögliches umfassendes Übergabeprotokoll liegt mit der iSoBAR-Checklist vor (Tabelle S2 im Zusatzmaterial der Online-Version des Beitrags; [26]). Nur bei instabilen oder reanimationspflichtigen Patienten soll von dieser Regel abgewichen werden: In diesem Fall erfolgt die Übergabe nur an den Teamleiter, während das restliche Team die Versorgung des Patienten übernimmt.
Alternativ kann auch erst eine Übergabe an das gesamte Schockraumteam gemacht und dann erst der Patienten übernommen werden. Der Vorteil ist, dass das gesamte Schockraumteam auf einem identischen Informationsstand ist und bis dahin die Kontinuität der Behandlung durch das Rettungsdienstpersonal gewährleistet wird. Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass das durch die präklinische Versorgung bereits erschöpfte Rettungsdienstteam die Übergabezeit überbrücken muss. Erst wenn die Übergabe durch den Notarzt erfolgt ist, geht der Verantwortungsbereich für den Patienten auch auf die Notaufnahme über.
Auch bei der nichttraumatologischen Schockraumversorgung sollte das ABCDE-Schema genutzt werden
Von allen Beteiligten wird erwartet, dass sie sich an die üblichen Umgangsformen halten und einander mit Wertschätzung und Höflichkeit begegnen, unter anderem sollte man bei der Übergabe Ruhe bewahren, zuhören und den Fall nicht weitschweifend, sondern prägnant vorstellen. Fachliche und sachliche Kritikpunkte können im Nachgang besprochen werden. Eine kurze, strukturierte Zusammenfassung der wesentlichen Fakten durch den Teamleiter ist in der Schockraumversorgung etabliert und wird mit der iSoBAR-Checklist standardisiert durchgeführt. So lassen sich die wesentlichen Informationen für alle Beteiligten zusammenfassen und die Hauptprobleme, beispielsweise ein „B-Problem“, herausstellen. Als „Universalsprache der Notfallmedizin“ sollte auch bei der nichttraumatologischen Schockraumversorgung das ABCDE-Schema genutzt werden. Da dieses Schema präklinisch und in allen notfallmedizinischen Kursformaten – beispielsweise im Advanced Medical Life Support (AMLS), Advanced Cardiac Life Support (ACLS) und Advanced Trauma Life Support (ATLS) – etabliert ist und eine rasche Ersteinschätzung ermöglicht, sollten alle Teammitglieder damit vertraut sein.
Der Alltag zeigt, dass nicht alle Schockraumpatienten vom Notarzt in die zentrale Notaufnahme verbracht werden. Sowohl Selbsteinweiser als auch vom Hausarzt oder Rettungsdienst zugewiesene Patienten können eine Schockraumindikation aufweisen. Dem gegenüber steht auch, dass nicht alle Notarztzuweisungen eine Schockraumindikation implizieren. Der Triage durch die Notfallpflege kommt deshalb eine entscheidende Bedeutung zu. Diese sollte in enger Absprache mit dem zuständigen Notfallmediziner erfolgen. Patienten, die der ersten bzw. höchsten Triagekategorie zugeordnet werden, bedürfen immer der Versorgung in einem Schockraum. Im Falle der Zuteilung zur zweithöchsten Stufe sollte die Zuweisung in den Schockraum durch einen Teamentscheid zwischen Notaufnahmearzt und Triagekraft erfolgen.
Erstuntersuchung und Diagnostik („primary survey“)
Die Erstuntersuchung ist in Abb. 2 zusammengefasst. Der Ersteindruck des Patienten im Rahmen des sogenannten „primary survey“ ist eine essenzielle Information in der Notfallmedizin. In einer prospektiven Studie konnte nachgewiesen werden, dass allein das erste Erscheinungsbild einen Eindruck geben kann, ob ein Patient „krank/kritisch“ oder „nicht kritisch“ ist [2]. Außer der visuellen Beobachtung sind auch die olfaktorischen und akustischen Eindrücke eine wertvolle Hilfe.
Die Initialuntersuchung im Schockraum wird standardisiert nach dem Notfall-ABCDE durchgeführt (Abb. 2); alle Probleme, die dem Patienten schaden könnten, werden behoben („treat first, what kills first“). Dabei werden folgende Elemente zur Prüfung der Vitalfunktionen evaluiert:
Atemfrequenz
Pulsoxymetrische Sauerstoffsättigung (SpO2)
Bei allen beatmeten Patienten: endexspiratorisches Kohlendioxid
Herzfrequenz
Blutdruck systolisch/diastolisch
Glasgow Coma Scale
Blutgasanalyse (Oxymetrie, CO, Elektrolyte, Blutzucker, Laktat, Hämoglobin)
Tympanale Temperatur
Die Point-of-care-Ultraschalluntersuchung (POCUS) stellt bereits im „primary survey“ eine spezifische Therapieentscheidung sicher, beispielsweise zur Thoraxdekompression, Thoraxdrainage, Perikardiozentese oder Einleitung einer Lyse bei akuter Rechtsherzbelastung. Im „secondary survey“ kann dann eine erweiterte sonographische Untersuchung nach unten genannten Protokollen durchgeführt werden.
Weitere klinische Versorgung („secondary survey“)
Einen Überblick über die weitere klinische Versorgung gibt Abb. 3. Nach der Ersteinschätzung und Stabilisierung erfolgt im sogenannten „secondary survey“ die weitere Versorgung des Patienten abhängig von der führenden Symptomatik. Im Rahmen des „secondary survey“ muss auch eine komplette, ausführlichere körperliche Untersuchung (analog zum traumatologischen „Bodycheck“, „von Kopf bis Fuß“) durchgeführt werden, um alle Störungen und Auffälligkeiten wie Verletzungszeichen, Fremdmaterialien, mögliche Infektfoci und Effloreszenzen zu erkennen. Auch bei einer vermeintlich nichttraumatologischen Notfallsituation dürfen (sekundäre) Verletzungen, etwa nach Sturzereignis, keinesfalls übersehen werden.
Die Anamnese kann orientierend nach dem SAMPLER-Schema durchgeführt werden, das unter anderem die Vormedikation, Allergien und die Nüchternheit erfasst (Tab. 2). Das Leitsymptom, beispielsweise Dyspnoe oder abdomineller Schmerz, kann nach dem OPQRST-Schema systematisch erfasst werden, beispielsweise anhand des Einsetzens und der Dauer der Symptomatik oder einer möglichen Schmerzausstrahlung (Tab. 2). Diese Akronyme haben sich in der präklinischen wie klinischen Notfallmedizin etabliert, daher bieten sie als Leitfaden auch in der nichttraumatologischen Schockraumversorgung eine bekannte Struktur.
Tab. 2 Akronyme in der Notfallmedizin Die Besonderheiten spezieller Patientengruppen, etwa alter Menschen, adipöser Patienten, Schwangerer oder Kinder, bedürfen einer ergänzenden Berücksichtigung und Würdigung. Der Palliativsituation kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. In der Notfallsituation befinden sich alle Beteiligten in einer enormen Belastungssituation: Vor einem liegt ein in der Regel unbekannter Patient, dessen Kranken- und Lebensgeschichte häufig nicht nachvollziehbar ist. Zum einen steht in der akuten Situation primär das Überleben des Patienten im Vordergrund, zum anderen muss in dieser Situation akut geklärt werden, ob das Überleben im Sinne des Patienten gewünscht ist oder nicht. Dies stellt die Beteiligten vor eine große Herausforderung, da in der Notfallsituation nur selten alle Informationen zeitnah zur Verfügung stehen. Zum einen will der Notfallmediziner keine Therapie beginnen, wenn diese nicht im Sinne des Patienten ist, zum anderen möchte er keine Therapie weiterführen, die ein unnötiges Verlängern einer palliativen Situation darstellt.
Laboruntersuchungen
Die Laboruntersuchung gehört zusammen mit der Notfallsonographie, den radiologischen Untersuchungsmethoden und dem 12-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG) zu den wichtigsten diagnostischen Maßnahmen in der Akutversorgung kritisch kranker Patienten im Schockraum. Je früher ein Labor bestimmt wird, umso schneller sind weitere Entscheidungskriterien für die Beurteilung des Patienten vorhanden.
Ein toxikologisches Screening ist unerlässlich
Typische Laborprofile, etwa in Bezug auf Polytrauma, Schlaganfall, Brustschmerz, Reanimation, akutes Abdomen oder Sepsis, können im Vorhinein mit den Fachabteilungen abgestimmt und hinterlegt werden. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Notfallsituation, der Anamnese und der vermuteten Krankheitsgenese können dann diese Profile individuell erweitert werden.
Standardisierte Absprachen mit dem Labor stellen sicher, dass zeitkritische Laborparameter wie hochsensitives Troponin, D‑Dimere, die International Normalized Ratio (INR) oder die aktivierte partielle Thromboplastinzeit mit einer „turn-around time“ (TAT) von weniger als 20 min bearbeitet werden und dass andere Notfallprofile mit einer TAT von weniger als 35 min erstellt werden. Der Einsatz des „point-of-care testing“ (POCT) zur Erzielung dieser TAT ist möglich und im Falle einer Blutgasanalyse (BGA) oder einer INR-Bestimmung vor einer Lyse bei Schlaganfall indiziert.
Das Blut sollte zu Beginn des „secondary survey“ abgenommen werden, um den Zeitverlust durch die Bestimmung zu minimieren. Eine venöse, kapilläre oder arterielle BGA ist häufig sinnvoll, gegebenenfalls wird je nach Symptomen bereits eine weitere POCT-Laboranalyse vorgenommen und Kreuzblut mit abgenommen. Bei Fieber oder einem vom Rettungsdienst beschriebenen Verdacht auf einen Infekt sollten frühzeitig – vor der Antibiotikagabe – Blutkulturen und gegebenenfalls Urinstatus und -kultur abgenommen werden. Ein einfaches Blutbild ist in der Regel ausreichend, bei hämatologischen Erkrankungen oder allergischen Krankheitsbildern wie Asthma kann ein Differenzialblutbild erforderlich sein.
Troponin sollte bei Reanimationen, kreislaufinstabilen oder dyspnoischen Patienten sowie bei sonstiger (zumindest vermuteter) kardialer Genese immer bestimmt werden [25]. Ebenfalls relevant bei kreislaufinstabilen Patienten sind die D‑Dimere, die unspezifische Laborwerte sind, deren Anstieg aber auf eine Lungenembolie oder Aortendissektion hinweisen kann. Das natriuretische Peptid vom B‑Typ (BNP) bzw. das Prohormon von BNP kann zur Differenzierung einer Dyspnoe herangezogen werden, Laktat als Marker eines Sauerstoffmangels im Gewebe. Bei komatösen Patienten sollte neben den bereits erwähnten Parametern der Ethanolspiegel bestimmt werden. Da 6 % der Notfallpatienten aufgrund medikamentöser Arzneimittelnebenwirkungen aufgenommen werden, ist ein toxikologisches Screening unerlässlich [35].
Bei septischen Patienten oder bei Patienten mit COPD und Infektionsverdacht sollte Prokalzitonin (PCT) bestimmt werden. PCT gibt keinen Aufschluss über den Schweregrad der Erkrankung, kann aber als früher Verlaufsparameter zur Kontrolle des Anschlagens der antibiotischen Therapie dienen. Auch können Screeninguntersuchungen auf multiresistente Keime (beispielsweise 4‑fach multiresistente gramnegative Erreger, vancomycinresistente Enterokokken und methicillinresistenter Staphylococcus aureus) je nach lokalen Konzepten und Patientenzustand bereits während der Schockraumversorgung initiiert werden.
Die Interpretation der Laborergebnisse ist immer im Zusammenhang mit allen erhobenen Befunden, beispielsweise mit der klinischen Untersuchung, Sonographie, Computertomographie (CT) und Bestimmung von Scores, zu sehen, da auch im Labor falsch-positive oder -negative Ergebnisse vorliegen können. Nichtsdestotrotz erscheint es sinnvoll, primär ein breites Spektrum von Laborparametern anzufordern, um eine Zeitverzögerung durch nacheinander bestimmte Laborwerte zu verhindern.
Point-of-care-Labordiagnostik
Für zeitkritische Erkrankungen werden im Schockraum Blutgasanalysen ad hoc bereits im „primary survey“ in Form einer POCT-Diagnostik durchgeführt (Tab. 3). Aufgrund der schnellen Verfügbarkeit und der leichten Handhabung ist eine Notaufnahme ohne BGA-Gerät heutzutage undenkbar. Moderne Geräte bestimmen in kürzester Zeit Blutgase, CO-Hämoglobin, Elektrolyte, Hämoglobin, Laktat, Kreatinin und Blutzucker und geben damit einen ersten orientierenden Überblick zum Patientenzustand. Diese Parameter geben Aufschluss über den Säure-Basen-Haushalt des Patienten und können bei reanimationspflichtigen Patienten binnen kürzester Zeit einige der reversiblen Ursachen des Kreislaufstillstands ausschließen.
Tab. 3 Beispiele für POCT- oder dringliche Parameter (<1 h) im Labor. (Nach [24]) Während für die Diagnostik des Säure-Basen-Haushalts eine venöse Blutgasanalyse ausreichend ist, kommt beim kreislaufinstabilen oder dyspnoischen Patienten der Information über Oxygenierung und Ventilation eine größere Rolle zu. Hierzu ist eine arterielle BGA notwendig.
Weitere als POCT verfügbare Parameter sind Troponin, Kreatinin sowie die INR. Für Troponin verlangt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie eine Verfügbarkeit binnen einer Stunde und favorisiert ganz klar das hochsensitive Troponin als Kriterium in einer Chest Pain Unit [16], wenn dieses vom Zentrallabor des Krankenhauses bestimmt werden kann. In kleineren Krankenhäusern ist häufig nur eine POCT-Diagnostik möglich, die als Trigger für eine Verlegung in ein höherwertiges Versorgungszentrum genutzt werden kann. Die Bestimmung der INR ist entscheidend bei Patienten mit Antikoagulanzien oder solchen, die eine Lyseindikation bei Schlaganfall haben. Tab. 4 gibt einen Überblick über weitere Laborparameter, die bei der Behandlung kritisch Kranker wichtig sind, aber mit einer aufgeschobenen Dringlichkeit bestimmt werden können.
Tab. 4 Beispiele von Laborparametern mit aufgeschobener Dringlichkeit (<4 h). (Nach [24]) 12-Kanal-EKG/Monitoring
Es erfolgt das etablierte Standardmonitoring mit EKG, Blutdruckmessung und Bestimmung der peripheren Sauerstoffsättigung. Eine Sauerstoffgabe ist für Patienten mit Hypoxämie (SpO2 <90 % oder paO2 von 60 mm Hg) indiziert. Eine routinemäßige Sauerstoffgabe bei SpO2 >90 % ist nicht indiziert. Im Schockraum ist ergänzend die umgehende Dokumentation und Befundung des 12-Kanal-EKGs eines der wichtigsten diagnostischen Instrumente im „primary survey“. Daher gelten folgende Anforderungen [16]:
12-Kanal-EKG-Befundung so schnell wie möglich durch einen notfallmedizinisch erfahrenen Arzt
Gemessen am Zeitpunkt des ersten medizinischen Kontakts muss ein 12-Kanal-EKG bei Brustschmerzen oder deren Äquivalenten binnen 10 min angefertigt werden
Bei Senkungen über der Vorderwand und Verdacht auf einen posterolateralen oder inferioren Infarkt: zusätzlich die erweiterten EKG-Ableitungen (V7–V9) und V3r und V4r innerhalb von 10 min dokumentieren und befunden
Für die Behandlungsabläufe gibt es strikte leitliniengerechte Zielzeiten, die im Rahmen der Qualitätssicherung bei einzelnen Erkrankungen überprüft werden müssen.
Notfallsonographie
Eine zentrale Rolle in der primären nichttraumatologischen Schockraumversorgung spielt die Notfallsonographie. In der traumatologischen Schockraumversorgung ist ein Teilbereich der Notfallsonographie, die sogenannte fokussierte Abdomensonographie bei Trauma (FAST), seit Jahren etabliert, um schnell freie Flüssigkeit zu detektieren. Zunehmend wird die FAST auch in der Präklinik mit mobilen Ultraschallgeräten angewendet [19, 33]. In den letzten Jahren hat sich in der klinischen Akutmedizin die fokussierte Notfallsonographie durchgesetzt (beispielsweise Point-of-care-Ultraschalluntersuchung [POCUS]), die mit ihren verschiedenen Untersuchungsprotokollen weit über die einfache FAST-Anwendung hinausgeht, so etwa mit „rapid ultrasound in shock and hypotension“ (RUSH), dem Bedside-lung-ultrasound-in-emergency(BLUE)-Protokoll oder dem Algorithmus der fokussierten echokardiographischen Evaluation bei „life support“ (FEEL). Aufgrund der schnellen Verfügbarkeit und hohen Aussagekraft hat sie in der Akutversorgung eine hohe Bedeutung. Sie ersetzt aber keinesfalls die umfassende fachspezifische und organselektive Ultraschalluntersuchung im weiteren stationären Behandlungsverlauf. POCUS ergänzt die FAST-Untersuchung durch die Suche nach potenziellen akuten und lebensbedrohlichen Erkrankungen. Sie wird unterteilt in [10, 23]
die fokussierte Thoraxsonographie,
die fokussierte Echokardiographie,
die fokussierte Abdomensonographie und
die fokussierte Gefäßsonographie.
Diagnostische Schritte können durch die fokussierte Ultraschalluntersuchung reduziert und damit eine Verkürzung der Zeit bis zur Diagnosefindung erreicht werden [9, 37]. Dabei wird je nach Symptomatik gezielt nach spezifischen Organstörungen gesucht (Abb. 4).
Röntgenuntersuchung
Die konventionelle Röntgendiagnostik ist bei kritisch kranken Patienten mit Einschränkungen zu verwerten. Außer der Röntgenuntersuchung des Thorax gibt es keine Indikation für eine konventionelle Röntgenaufnahme. Aber selbst die konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax ist in der Regel beim kritisch Kranken nur im Liegen möglich und somit nur eingeschränkt zu bewerten. Die Röntgenaufnahme des Thorax kann Hinweise auf die Ursachen einer respiratorischen (beispielsweise Pneumonie, Atelektase, Pneumothorax, Erguss) oder kardialen Störung (beispielsweise Stauung) geben.
Computertomographie
Eine Mehrschichtspiral-CT (MSCT) sollte im Anschluss an die Ersteinschätzung und Stabilisierung des Notfallpatienten sofort zur Verfügung stehen. Das Team der Radiologie sollte, analog zum traumatologischen Schockraumablauf, mit Alarmierung des Schockraums vorinformiert sein und eine entsprechende Notfalldiagnostik einplanen, um Verzögerungen zu vermeiden. Insbesondere bei vitaler Indikation, etwa bei Verdacht auf eine intrakranielle Läsion oder Aortendissektion, ist eine unmittelbare radiologische Diagnostik für die weitere Therapie essenziell. Sie kann gegebenenfalls auch als Erstdiagnostik vor Maßnahmen zur weiteren operativen oder interventionellen Stabilisierung des Patienten, analog zum Focused-assessment-with-computed-tomography-in-trauma(FACTT)-Konzept in der Traumaversorgung, eingesetzt werden [15, 17]. Bezüglich der Diagnosefindung bei abdominellen Notfällen erlaubt die CT eine Bildgebung des Abdomens in extrem kurzer Zeit bei schwer kranken Patienten. Durch die multiplanare Rekonstruktion der erhaltenen Rohdatensätze können zusätzliche Befunde anschaulich visualisiert werden.
Die Weiterentwicklung der MSCT, beispielsweise mit der EKG-Synchronisation, ermöglicht differenzierte Untersuchungsprotokolle zur Abklärung unklarer thorakaler Schmerzereignisse. Gegenüber einer herkömmlichen CT des Thorax ist die Strahlenexposition protokollabhängig höher und erfordert deshalb eine strenge Indikationsstellung. Die häufigsten Fragestellungen, die isoliert die Lungengefäße, den Aortenbogen bzw. die Aorta descendens betreffen, sind bereits mit einem Standard-CT-Datensatz zu beantworten, hingegen sind die Abklärung von Erkrankungen der Aorta ascendens und der Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit nur durch eine Submillimeterkollimation mit EKG-Synchronisation möglich [39]. Aufgrund der hohen räumlichen Auflösung nimmt die MSCT inzwischen auch eine herausragende Stellung in der Akutdiagnostik vaskulärer Notfälle ein. Bei Neuanschaffung von Computertomographen zur Schockraumdiagnostik ist darauf zu achten, dass die „gantry“ in ihrem Radius so groß bemessen ist, dass ein FACTT möglich ist.
Magnetresonanztomographie
Da die Magnetresonanztomographie (MRT) nur eingeschränkt verfügbar ist und es einer erhöhten Patientencompliance bedarf, ist dieses Verfahren in der Notfalldiagnostik prinzipiell nachrangig zur CT einzuordnen. Es gibt bei kritisch Kranken aber klare Indikationen für eine Notfall-MRT. So ist bei nicht traumatisch assoziierten Querschnittssyndromen sowie bei unklaren klinischen Bildern zum Nachweis einer zerebralen Ischämie eine MRT indiziert. Bei pädiatrischen Notfällen oder Patientinnen im gebärfähigen Alter besteht aus Gründen des Strahlenschutzes eine relative Indikation, ebenso bei speziellen Fragestellungen in der Weichteildiagnostik [14]. Ein MRT-taugliches Monitoring- und Beatmungsgerät sollte daher Ausstattungsmerkmal eines konservativen Schockraums sein, sofern eine MRT im Hause vorhanden ist.