Zusammenfassung
Mit der Adressierung von Anschlagsszenarien und ihrer Vorplanung im Hinblick auf die rettungsdienstliche Bewältigung reicht es nicht, die aus der taktischen Medizin stammenden Geräte (z. B. Tourniquets, Dekompressionsnadeln etc.) zu beschaffen und zu schulen, sondern es müssen auch die dazugehörigen Einsatzkonzepte lokal entwickelt und ausgebildet werden. Da sich die taktische Medizin im militärischen Bereich entwickelt hat, ist es vorteilhaft, die dort gemachten einsatzplanerischen und taktischen Erkenntnisse auf den zivilen Bereich zu übertragen. Im militärischen Bereich sind alle am Einsatz beteiligten Kräfte auch den Streitkräften zuzuordnen, für die alle das gleiche Recht (Bundeswehrrecht) in der Vorplanung und im Einsatz gilt. Im zivilen Bereich sind die Aufgaben jedoch auf unterschiedliche Aufgabenträger (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst) verteilt, für die darüber hinaus auch unterschiedliche Rechtsvorschriften (Polizeirecht, Feuerwehrrecht, Rettungsdienstrecht) gelten. Bei Anschlagsszenarien müssen diese verschiedenen Aufgabenträger jedoch eng zusammenarbeiten, was schon im Vorfeld passieren muss. In diesem Beitrag werden die einzelnen Elemente der Aufgaben in der Vorplanung, Einsatzplanung und Übung beschrieben, die gemeinsam erarbeitet, geplant und beübt sein müssen. Dabei wird herausgestellt, dass die Begrifflichkeiten, Ausrüstungen und die Kommunikation so aufeinander abzustimmen sind, dass eine gemeinsame Einsatzbewältigung mit hoher Professionalität möglich wird.
Abstract
Terroristic attacks are new challenges for the civil emergency medical services (EMS) in Europe. The emergency resources for the management of such attacks are based on the particular military devices and experience. For civil EMS, this equipment has to be integrated into actual concepts and protocols for EMS staff and units. In contrast to military forces including military EMS, the management of attacks in civil life is performed by different agencies and authorities (police, fire department, and different EMS agencies). Each agency has different rules, directions, and responsibilities and they have to work together during terroristic attacks. Thus, it is necessary to provide common prepared plans and protocols for communication as well as for action. For this purpose plain wording and exercises are mandatory.
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M. Bernhard, Düsseldorf
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T. Wurmb, Würzburg
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Lechleuthner, A., Fuchs, K. & Eßer, B. Taktische Medizin. Notfall Rettungsmed 21, 645–653 (2018). https://doi.org/10.1007/s10049-018-0513-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-018-0513-9
Schlüsselwörter
- Terroristische Anschläge
- Rettungsdienst
- Tactical Combat Casualty Care
- Rettungsdienst-Management
- Militärerfahrungen