Zusammenfassung
Hintergrund
Im präklinischen Bereich ist die psychosoziale Notfallversorgung inzwischen vielerorts etabliert und kann auf eine geregelte Struktur zurückgreifen. Klinische Strukturen hingegen befinden sich, wenn überhaupt, noch in der Stufe der Improvisation. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Etablierung einer klinischen Krisenintervention (KKI) hinsichtlich ihrer Akzeptanz und Umsetzbarkeit zu bewerten.
Material und Methoden
Durchgeführt wurde eine monozentrisch retrospektive Evaluationsstudie am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Zur standardisierten Dokumentation der KKI-Einsätze wurde ein Dokumentationsbogen entwickelt und ausgewertet.
Ergebnisse
Im Erhebungszeitraum (04/2014 bis 12/2015) wurden insgesamt 65 Einsätze durch das KKI geleistet. Die durchschnittliche Einsatzzeit der KKI-Mitarbeiter lag bei 149 min (SD = 87,52 min). Mit 41,54 % der Fälle wurde das KKI am häufigsten durch die Mitarbeiter der Pflege alarmiert, in 18,46 % der Fälle durch das ärztliche Personal. Die beiden häufigsten Einsatzgebiete waren die Intensivstationen (35,38 %, n = 23) und das Interdisziplinäre Notfallzentrum (29,23 %, n = 19). Die Notwendigkeit der Angehörigenbetreuung zeigte sich am häufigsten bei den Einsatzindikationen „schwere Verletzungen“ und „Reanimationssituationen“. In 89,23 % (n = 58) der Einsätze zeigte sich eine berechtigte Alarmierung der KKI-Mitarbeiter. Insgesamt sind durch die Bereitstellung der KKI pro Jahr ca. 12.200 € Kosten für das UKB entstanden.
Schlussfolgerung
Die Einführung eines klinischen Kriseninterventionsteams, sowohl in Bezug auf seine Umsetzbarkeit als auch auf seine Akzeptanz, ist erfolgreich verlaufen und sollte sich in Deutschland zu einem selbstverständlichen Bestandteil der innerklinischen Notfallversorgung entwickeln.
Abstract
Background
Preclinical psychosocial emergency care has been established in many locations providing reliable regulated structures. However, clinical structures—if at all present—remain at the level of improvisation. The aim of the present study is to assess the establishing of a clinical crisis intervention (Klinische Krisenintervention, KKI) in terms of acceptance and feasibility.
Materials and methods
A single-center retrospective evaluation study was performed at the University Clinics Bonn (UKB). For standardized documentation of KKI interventions, a documentation form was developed and analyzed.
Results
In all, 65 interventions were carried out during the observation period (04/2014–12/2015). The median intervention time of KKI staff was 149 min (SD = 87.52 min). In 41.54% of the cases, the KKI team was alerted by nursing staff, and in 18.46% of cases by doctors. The two most common areas for intervention were the intensive care units (35.38%, n = 23) and the interdisciplinary emergency center (29.23%, n = 19). Care for family members was most often required in the intervention categories “serious injuries” and “reanimation situations”. In 87.69% (n = 57) of interventions, alerting a KKI team member was justified. Overall costs of KKI deployment for the University Clinics Bonn are approximately € 12,200 per annum.
Conclusion
The establishment of a clinical crisis intervention team has been successful in terms of acceptance as well as feasibility and should become an integral part of in-hospital emergency care in Germany.
Notes
Dieser Fall ist fiktiv aber angelehnt an einen Realfall.
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Interessenkonflikt
I. Gräff, N. Schütte, P. Seinsch, P. Glien, A. Pröbstl und K. Kaschull geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Eine Beratung durch die lokale Ethikkommission (Prof. K. Racké, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) ist vor Durchführung der Studie erfolgt. Die durchgeführte Studie enthält eine ausschließlich retrospektive Auswertung bereits vorhandener klinischer Daten und wurde im Einklang mit nationalem Recht sowie der Deklaration von Helsinki in der aktuellen Fassung durchgeführt.
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Gräff, I., Schütte, N., Seinsch, P. et al. Etablierung einer klinischen Krisenintervention. Notfall Rettungsmed 20, 345–351 (2017). https://doi.org/10.1007/s10049-016-0248-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-016-0248-4