Zusammenfassung
Im Prozess der Professionalisierung der klinischen Notfallmedizin in Deutschland mit Einrichtung zentraler Notaufnahmen (ZNA) an Krankenhäusern existieren weder offizielle Daten zur Zahl von ZNA noch zur Zahl von Notfallpatienten, die jährlich in deutschen Krankenhäusern versorgt werden. Notfallmedizinische Tätigkeitsinhalte, Qualifikationen der Ärzte in ZNA und das Leistungsspektrum einer ZNA sind nicht definiert. Mit wenigen Daten aus der Leistungserbringung von ZNA ist der notwendige Prozess der Neustrukturierung der klinischen Notfallversorgung empfindlich gestört. Dieser Beitrag stellt aktuelle Versorgungsdaten und die Verteilung von Strukturen zentraler Notaufnahmen auf Basis von Umfragen des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) und der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme (DGINA) vor. Diese zeigen, dass im Jahr 2009 ungefähr 1000 ZNA in Deutschland existierten und ungefähr 21 Mio. Notfallpatienten an deutschen Krankenhäusern versorgt wurden. Außerdem stellt dieser Beitrag die Nutzung organisatorisch relevanter Kennzahlen zur Diskussion. Deren Erhebung in Krankenhäusern würde die Planung und Steuerung von ZNA fördern und bei Vorliegen medizinischer Kennzahlen systematische Analysen unterschiedlicher Versorgungsformen als Grundlage für den notwendigen Prozess der Organisationsentwicklung der klinischen Notfallversorgung ermöglichen.
Abstract
In the process of professionalizing clinical emergency medicine in Germany by establishing emergency departments (EDs) at hospitals, no official data exist on key performance indicators, the number of EDs or the number of emergency patients treated annually in German hospitals. The clinical emergency medical activity and qualifications of physicians working in EDs and the service spectrum EDs should provide are not defined. Only limited data concerning performance is available, causing a crucial obstruction to the restructuring of clinical emergency care in Germany. Therefore, this article presents current data about emergency patients treated and the distribution of structures and working procedures of EDs on the basis of surveys undertaken by the German Hospital Institute (DKI) and the German Society of Interdisciplinary Emergency Departments (DGINA). Results show that in 2009 approximately 1,000 EDs had been established and some 21 million emergency patients were treated. Additionally, this article presents relevant organizational key performance indicators (KPI) for discussion. Their collection in hospitals would promote planning and controlling of EDs and in the presence of medical KPIs would make systematic analyses of different types of EDs possible as a basis for the necessary process of organizational development of clinical emergency care.
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Danksagung
An der Konzeption der DGINA Mitgliederbefragung 2010 haben mitgearbeitet: Dr. Matthias Brachmann, Dr. Roland Geppert, Dr. Michael Gröning, Ernst-Georg Holstein, Christopher Niehues, Dr. Peter Friedrich Petersen, Dr. Wilfried Schnieder, Dr. Katja Scholtes, Dr. Timo Schöpke und Dr. Rupert Sobotta. Ein großer Dank geht an die Teilnehmer der Umfrage, deren Engagement den Akteuren der Notfallversorgung ein Benchmarking ermöglicht und den positiven Trend in der Professionalisierung der klinischen Notfallmedizin in Deutschland ausbaut.
Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Schöpke, T., Plappert, T. Kennzahlen von Notaufnahmen in Deutschland. Notfall Rettungsmed 14, 371–378 (2011). https://doi.org/10.1007/s10049-011-1435-y
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