Wenn die medikamentösen Therapieoptionen bei Fibromyalgie ausgeschöpft sind, lässt sich mit Cannabis möglicherweise noch ein positiver Einfluss auf die Lebensqualität erzielen.

Zu den Schmerzerkrankungen, die derzeit als mögliche Indikationen für Cannabis erforscht werden, gehört auch die Fibromyalgie. Wie eine Arbeitsgruppe aus Israel berichtet, gibt es aus Studien erste Hinweise auf schlaffördernde und schmerzlindernde Effekte bei den Betroffenen. Ein Team um Oded Hershkovich vom Wolfson Center in Holon hat daher untersucht, wie sich die Behandlung mit Cannabis bei therapieresistenter Fibromyalgie auf die Lebensqualität auswirkt.

An der prospektiven Studie beteiligten sich 30 Frauen, deren Fibromyalgie bereits mit Analgetika, SSRI, Neuroleptika und Opioiden vorbehandelt war. Alle erhielten die Studientherapie, bestehend aus 20 g Cannabis pro Monat, das nach persönlicher Präferenz geraucht, verdampft oder oral zugeführt wurde. Vor und einen Monat nach Therapiebeginn beantworteten die Teilnehmerinnen den WHOQOL-BREF, einen Fragebogen zur Lebensqualität; vier Bereiche werden jeweils durch mehrere Fragen erfasst, pro Frage können 1-5 Punkte vergeben werden. Die Frauen waren im Mittel 46 Jahre alt und bekundeten eine insgesamt schlechte Lebensqualität (1,5 Punkte im WHOQOL-BREF), einen schlechten Gesundheitszustand (1,5 Punkte) sowie Schmerzen und körperliche Beschwerden (3,8 Punkte).

Nach 30-tägiger Cannabisbehandlung ergaben sich klinisch relevante Verbesserungen, unter anderem bei der Lebensqualität (plus 2,0 Punkte), beim Gesundheitszustand (plus 1,8 Punkte), in den Domänen körperliche und psychische Gesundheit (plus 1,5 und 1,3 Punkte) sowie bei körperlichen Beschwerden und Fatigue (minus 1,7 und 1,6 Punkte).

Den Autoren zufolge sprechen die Ergebnisse für einen potenziellen Nutzen von Cannabis bei Frauen mit therapieresistenter Fatigue. Sie räumen aber ein, dass weitere Studien nötig sind, um die langfristige Wirkung von Cannabis in dieser Indikation zu erforschen und eine Verzerrung der Ergebnisse durch Störfaktoren auszuschließen. Schließlich handelt es sich um eine kleine Studie mit nur 30-tägigem Follow-up und ohne Placebokontrolle.

Hershkovich O et al. The role of cannabis in treatment-resistant fibromyalgia women. Pain Practice. 2023;23:180-84