Könnte die bei chronischer Migräne begrenzte Wirksamkeit der verfügbaren Prophylaktika durch eine Kombination verbessert werden? Kürzlich publizierte Fallserien zur Kombination von Onabotulinumtoxin A und CGRP-Antikörpern sprechen jedenfalls dafür.

"Bei chronischer Migräne sind Onabotulinumtoxin A und Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Antikörper vergleichbar wirksam und gut verträglich", erklärte Dr. Axel Heinze, Leitender Oberarzt an der Schmerzklinik Kiel. Unterschiede zwischen den beiden Therapieansätzen betreffen laut Heinze fast ausschließlich das Nebenwirkungsspektrum und die therapiespezifischen Anwendungsbeschränkungen. Während sich Letztere beim Onabotulinumtoxin A im Wesentlichen auf seltene Konstellationen wie Infektionen am Injektionsort und neuromuskuläre Erkrankungen wie Myasthenie oder amyotrophe Lateralsklerose beschränken, ist die Liste bei den CGRP-Antikörpern deutlich länger. Sie umfasst neben häufigen kardiovaskulären Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und Morbus Raynaud unter anderem auch COPD und entzündliche Darmerkrankungen [Deutsche Gesellschaft für Neurologie. AWMF-Leitlinie Nr. 030-057. Stand 2022. www.awmf.org].

Präklinischen Studien zufolge wirken Onabotulinumtoxin A und CGRP-Antikörper über unterschiedliche Nervenfasern migränelindernd: Ersteres über Aδ -, letztere über C-Fasern. Das könne man sich, so Heinze, bei therapieresistenter Migräne möglicherweise zunutze machen, indem man die beiden Wirkprinzipien miteinander kombiniere. Eine kleine Fallserie habe bereits einen vielversprechenden Effekt der Kombination von Onabotulinumtoxin A und Erenumab gezeigt [Silvestro M et al. Front Neurol. 2021;12:656294].

Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, berichtete über eine weitere, kürzlich publizierte Fallserie mit 19 an therapierefraktärer Migräne Erkrankten, bei denen unter der Kombination von Onabotulinumtoxin A und CGRP-Antikörper eine signifikante Reduktion der Zahl der monatlichen Kopfschmerztage sowie der Schmerzintensität und des Bedarfs an Akutmedikation eintrat [Argyriou AA et al. Toxins (Basel). 2022;14:847].

Um zuverlässige Aussagen über die Wirksamkeit entsprechender Kombinationstherapien zu machen, betonte Heinze, seien allerdings solche offenen Studien nicht geeignet, sondern es bedürfe dazu kontrollierter Studien.

Symposium "Chronische Migräne, was dann?", Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023, online, 16.3.2023; Veranstalter: AbbVie