Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, herzlich willkommen, möchte man sagen, in der Versorgungswelt mit Cannabinoiden. Herzlich willkommen zu diesem Supplement, dass Ihnen aktuelle Einblicke in den Stand der Versorgung und ihre wissenschaftlichen Grundlagen bei denjenigen Patienten vermitteln soll, bei denen entsprechend der gesetzlichen Grundlagen von 2017 Standardtherapien ausgeschöpft oder nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden. Die wachsende Zahl der Patienten, die von den verschiedenen Applikationsformen von Cannabinoiden profitieren, spricht dafür, dass der Gesetzgeber 2017 zurecht die Möglichkeit eingeräumt hat, schwerkranken Menschen mit schwer kontrollierbaren Symptomen in der Solidargemeinschaft der Versicherten eine solche Option zu ermöglichen. Herzlichen Dank für diese weise Entscheidung, im Namen vieler Betroffener, Angehöriger und Familien!

Erfreuliche Entwicklungen

Erfreulich ist die Tatsache, dass zur Verbesserung der Evidenzlage inzwischen mehrere Studien von hoher Qualität aufgenommen worden sind. Erfreulich ist ferner, dass wir, insbesondere über das zentrale Register in Berlin, dokumentieren können, wie sehr die Erfahrung im Umgang mit Cannabinoiden zunimmt, sodass mehr Versorgungssicherheit entstanden ist. Erfreulich ist auch, dass die Bandbreite möglicher Applikationsformen sich seit 2017 sehr deutlich erweitert hat. Dies war notwendig, denn ein Patient, der Cannabinoide benötigt, braucht stets eine tageszeit- und beschwerdeadaptierte hochindividuelle Applikation. Es ist fast wie beim Klavierspiel: Mit den Fortschritten wächst die Freude am Spiel. Doch dabei ist es für die meisten Patienten bitter ernst: unkontrollierbare Symptome, insbesondere Schmerz, bedürfen eines schnellen, konsequenten Handelns.

Dem stehen manche Probleme in der Versorgung gegenüber, insbesondere ein Beantragungsmodus, der Patienten manchmal über Wochen, gar Monate auf die Folter spannt. Das wollen wir gemeinsam verbessern, beispielsweise durch einen Selektivvertrag.

Chronische Schmerzen im Mittelpunkt

Ganz herzlichen Dank, dass auch Sie sich im Sinne der Patienten engagieren. Ganz eindeutig steht in der Versorgung die Indikation chronischer Schmerzen allen anderen Indikationen voran. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir uns als Schmerzmediziner so intensiv mit dieser neuen Therapieoption beschäftigen (müssen). Es hat einige Zeit gebraucht, bis in der Bevölkerung klar wurde, dass die Beschäftigung mit Cannabinoiden in der Schmerzmedizin nichts zu tun hat mit dem Freizeitkonsum. Ich glaube, dass wir diese Unterscheidung der Bevölkerung in den letzten Jahren klar und eindeutig vermitteln konnten.

Dennoch bleibt viel zu tun. Diese Ausgabe soll Sie dazu verleiten, sich um das Thema Cannabinoide zu sammeln, neu zu orientieren, Erkenntnisse zu gewinnen und Strategien zu bestärken. Nicht zuletzt: Ein weiterer intensiver Austausch in der Zukunft bleibt notwendig.

Ihnen allen viel Freude mit dieser Ausgabe.

Ihr

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Dr. med. Dipl. Lic. Psych. Johannes Horlemann

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V Facharzt für innere Medizin und Allgemeinmedizin, spezielle Schmerztherapie, Kevelaer, Leiter des Regionalen Schmerzzentrums DGS, Kevelaer