Ältere Patienten, die während eines elektiven Eingriffs eine Vollnarkose erhalten, entwickeln in den kommenden Jahren nicht häufiger eine Demenz als vergleichbare Patienten mit Regionalanästhesie.

Bei älteren Patienten werden nach Operationen häufig kognitive Veränderungen beobachtet. Unter anderem wird befürchtet, dass die Allgemeinanästhesie das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung erhöhen könnte. Clive Velkers, Calgary, Kanada, und Kollegen haben nun das Auftreten einer Demenz bei Patienten nach elektiven Eingriffen unter Allgemein- und Regionalanästhesie (spinal oder epidural) verglichen.

In die Propensity-Score-gematchte retrospektive Kohortenstudie wurden mittels Informationen aus verschiedenen Datenbanken selbstständig lebenden Personen ab 66 Jahren eingeschlossen, die sich einem von fünf elektiven chirurgischen Eingriffen in Ontario unterzogen hatten. Die Patienten waren durchschnittlich 74 Jahre alt. Im Anschluss an Anästhesie und Operation wurden die Teilnehmer bis zu fünf Jahre hinsichtlich der Entwicklung einer Demenz nachbeobachtet. Personen, bei denen bereits vor der Operation eine Demenzdiagnose vorlag, wurden von der Studie ausgeschlossen. Primäres Studienziel war eine vom Arzt bestätigte Demenz innerhalb der Beobachtungszeit.

In die finale adjustierte Analyse wurden 7.499 Vergleichspaare eingeschlossen. Zwischen den beiden Anästhesiegruppen war insgesamt kein Unterschied im Hinblick auf das Demenzrisiko erkennbar (Hazard Ratio [HR] 1,0). Bestätigt wurde dies auch in den Subgruppenanalysen zu Geschlecht, Alter, drei der fünf Operationsindikationen sowie in der Sensitivitätsananlyse, in der Patienten mit Demenzdiagnose in den ersten 90 Tagen nach der Operation ausgeschlossen wurden. Bei zwei Operationsindikationen zeigten sich allerdings signifikante Unterschiede: So ergab sich nach Reparatur einer Leistenhernie ein etwas geringeres Demenzrisiko von 20 % nach Vollnarkose gegenüber der Regionalanästhesie und umgekehrt bei einer Hysterektomie ein um 60 % höheres Risiko bei Allgemeinanästhesie.

Fazit: Eine Allgemeinanästhesie bei elektiven Operationen war im Vergleich zu einer Regionalanästhesie nicht mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. In weiteren Studien, so die Forscher, müsse nun untersucht werden, ob die Operation selbst, unabhängig von der Anästhesiemethode, das Demenzrisiko beeinflussen könne.

Velkers C et al. Association Between Exposure to General Versus Regional Anesthesia and Risk of Dementia in Older Adults. J Am Geriatr Soc 2020; https://doi.org/10.1111/jgs.16834