Inzwischen gibt es einige Studien, nach denen Musik die postoperativen Schmerzen deutlich lindert. Brasilianische Ärzte konnten dies nun auch für den häufig sehr schmerzhaften ersten Verbandswechsel nach einer Operation aufgrund einer Tibiaschaftfraktur nachweisen. Hörten die Patienten vor und während des Wechsels ihre Lieblingsmusik, waren die Schmerzen nur halb so schlimm [Leite Ferraz MCF et al. Eur J Pain 2020; doi: 10.1002/ejp.1692].

An der Studie nahmen 70 Patienten teil, fast nur junge Männer, die sich das Schienbein nach einem Motorradunfall gebrochen hatten. Alle bekamen postchirurgisch eine Analgesie mit Metamizol, Tramadol und Ketoprofen sowie einen MP3-Player mit Kopfhörer. Diesen sollten sie eine Viertelstunde vor dem ersten Verbandswechsel aufsetzen und auch währenddessen aufbehalten. Randomisiert hörte nur die Hälfte Musik. Die untersuchenden Ärzte wussten nicht, wer Musik zu hören bekam und wer nicht.

15 Minuten vor dem Verbandswechsel hatte etwas mehr als die Hälfte in jeder Gruppe moderate bis starke Schmerzen, definiert als 4 oder mehr Punkte auf einer numerischen Analogskala von 0-10 Punkten. Nach dem Verbandswechsel gaben zwölf Patienten in der Musikgruppe, aber nur einer in der Kontrollgruppe an, keine Schmerzen zu spüren. Dafür hatten 14 Patienten in der Kontrollgruppe starke Schmerzen, keiner jedoch in der Gruppe mit Musik. Moderate bis starke Schmerzen nannten 77 % in der Kontroll-, aber nur 20 % in der Musikgruppe - eine hochsignifikante Differenz.

figure 1

© picture-alliance/ZB (Symbolbild mit Fotomodellen)

Musik hören kann eine gute Ergänzung zur Analgetikatherapie sein.

Im Schnitt erreichte der Wert auf der numerischen Analogskala vor dem Verbandwechsel 3,4 Punkte in der Musikgruppe, danach war er auf 2,4 Punkte gefallen. Im Gegensatz dazu stieg der Wert in der Kontrollgruppe von 4,7 auf 5,8 Punkte.

Die brasilianischen Ärzte sehen im Musikhören eine gute Ergänzung zur Analgetikatherapie. Sie vermuten, dass Musik die Patienten von den Schmerzen ablenkt, die Stimmung bessert und Stress reduziert.