Die Resultate einer Studie von Schmerzforschern um Anna Könning vom deutschen Kinderschmerzzentrum in Datteln haben gezeigt, dass fast jedes dritte Kind im Alter von 10-18 Jahren in Deutschland chronische Schmerzen hat, jedes zwölfte starke [Könning A et al. Clin J Pain 2021;37(2):118-125]. Betroffen sind vor allem Mädchen sowie Schüler mit Depressionen, Ängsten, Schlafstörungen und schlechten Schulleistungen.

figure 1

© Nikolai Sorokin/Fotolia (Symbolbild mit Fotomodell)

Am häufigsten leiden deutsche Schulkinder unter Kopfschmerzen.

Für die Querschnittstudie wurde eine Befragung von 2.220 Kindern an fünf Schulen in Nordrhein-Westfalen ausgewertet. Die Schwere des Schmerzes wurde anhand des Chronic Pain Gradings (CPG) beurteilt. Im Schnitt waren die Schüler 13 Jahre alt, 15 % hatten einen Migrationshintergrund.

7,2 % hatten den Angaben zufolge leichte (Grad 1), 15,7 % mäßige (Grad 2), 6,6 % schwere (Grad 3) und 1,6 % sehr schwere chronische Schmerzen (Grad 4). Werden die letzten beiden Kategorien zusammengefasst, so haben 8,2 % der befragten Schüler schwere chronischen Schmerzen.

Am häufigsten waren Kopfschmerzen. Dies betraf etwa ein Drittel der Schüler mit chronischen Schmerzen, etwas mehr als ein Drittel hatte Schmerzen an mehreren Stellen und die übrigen litten an abdominellen oder muskuloskelettalen Schmerzen. Letztere zeigten meist nur Schmerzen von Grad 1 und 2, höhere Werte traten überwiegend bei Schülern mit multiplen Schmerzstellen auf. Depressions-, Angst- und Insomniesymptome korrelierten fast linear mit dem Schmerzgrad - ausgeprägte Schmerzen gingen in der Regel also mit psychischen und emotionalen Problemen sowie Schlafstörungen einher.

Das Team um Könning fand auch eine ausgeprägte Geschlechterdifferenz: 12,1 % der Mädchen hatten Grad-3- oder -4-Schmerzen, aber nur 3,9 % der Jungen. Teilnehmer mit chronischen Schmerzen waren zudem signifikant älter als solche ohne und hatten einen geringeren soziökonomischen Status. Der Migrationshintergrund machte sich hingegen nicht bemerkbar. Kinder mit starken chronischen Schmerzen schätzten ihre Schulleistung schlechter ein und waren mit der Schule weniger zufrieden als solche ohne oder mit geringen Schmerzen. Die Hälfte derer mit geringen und über 80 % mit starken Schmerzen nahmen Analgetika, 27 % mit geringen und über 60 % mit starken Schmerzen sind in den vergangenen drei Monaten bei einem Arzt gewesen.

Nach Ansicht der Forscher scheinen starke chronische Schmerzen mit einem schlechten psychischen Gesundheitszustand und einer hohen Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen einherzugehen. Hier könnten spezielle Schmerztherapien helfen.