Psychologische Faktoren beeinflussen vor allem bei chronisch Schmerzkranken die empfundene Schmerzintensität und den Fortbestand der Schmerzen. Eine Querschnittsstudie suchte nach Geschlechtsunterschieden bei Mediatoren für das Schmerzgeschehen.

Schmerzen und auch das Schmerzempfinden sind oftmals eingebunden in eine komplexe bio-psycho-soziale Problematik mit deutlichen Geschlechtsunterschieden. Chronische Schmerzen sind bei Frauen häufiger, was sich nicht nur durch Hormone erklären lässt. Vielmehr sollte auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei psychologischen Schmerzmediatoren geachtet und diese sollten gezielt angesprochen werden.

Um solche geschlechtsspezifischen Mediatoren für chronische Schmerzen zu identifizieren, analysierten norwegische Forscher die Daten von 301 chronisch Schmerzkranken, die sich zwischen 2010 und 2012 in einer multidisziplinären Schmerzklinik behandeln ließen. Vor Therapiebeginn machten die Patienten unter anderem Angaben zu psychologischem Disstress, katastrophisierendem Denken, Schmerzintensität und physischer Funktionsfähigkeit. In statistischen Modellierungen suchten die Forscher dann getrennt nach Geschlechtern nach Verbindungen zwischen demografischen Angaben und Variablen aus den Bereichen Psychologie, Schmerzintensität und physische Funktionsfähigkeit.

Die Regressionsanalyen zeigten, dass sich die vom Patienten berichtete Schmerzintensität eher durch psychologische Faktoren als durch demografische Variablen erklären ließ, während die physische Funktionsfähigkeit eher mit demografischen Variablen wie Ausbildung, Wohn- und Finanzsituation korrelierten.

Bei Frauen erwies sich speziell das Katastrophisieren als ein wichtiger Mediator, der unter anderem die Verbindung zwischen geringem Ausbildungsstand und verstärkter Schmerzwahrnehmung erklärte. Psychologischer Disstress mediierte signifikant den Zusammenhang zwischen finanzieller Situation und Schmerzintensität sowie zwischen finanzieller Situation und physischer Funktionsfähigkeit. Bei Männern errechnete sich lediglich der Faktor psychologischer Disstress als signifikanter Mediator für den Zusammenhang zwischen finanzieller Situation und Schmerzintensität.

Fazit: Die Studie bestätigt erneut, dass psychologische Faktoren chronische Schmerzen und die Schmerzintensität beeinflussen. Zudem zeigten sich einige geschlechtsspezifische Unterschiede. So beeinflusst etwa das Katastrophisieren vor allem bei Frauen die Chronifizierung und Aggravierung des Schmerzgeschehens.

Danielsson L et al. Mediators of pain and physical function in female and male patients with chronic pain. J Pain Res 2020;13:1059-71