Mit zunehmendem Alter werden Schmerzen häufiger. Im Rahmen des Projekts ATHLOS analysierten Public-Health-Wissenschaftler Prädiktoren, die mit der Entwicklung von Schmerzen bei alternden Menschen aus der Allgemeinbevölkerung assoziiert sind.

Das Risiko für die Entwicklung einer Schmerzsymptomatik ist unter anderem abhängig von demografischen Gegebenheiten, Lebensstil und Komorbidität, insbesondere psychiatrischen Erkrankungen. Dies ist in zahlreichen Studien dokumentiert, meist allerdings beschränkt auf eine homogen selektierte Studienkohorte. Studien mit Verläufen einer Schmerzproblematik in Abhängigkeit vom Alter in der Allgemeinbevölkerung sind dagegen rar. Eine Analyse im Rahmen des ATHLOS-Projekts sollte nun einen bevölkerungsbasierten Einblick über Schmerzprädiktoren bei Menschen im Laufe des Alterungsprozesses geben.

Im ATHLOS-Projekt werden insgesamt 17 Einzelstudien zu typischen Mustern während des Alterungsprozesses in der Allgemeinbevölkerung in Form von verschiedenen statistisch vereinheitlichten Zielvariablen zusammengefasst. Einbezogen in die hier vorliegende Studie zu Prädiktoren für eine Schmerzentwicklung im Laufe des Lebens waren longitudinale Studien mit Personen, die zu Studienbeginn keine Schmerzen hatten und von denen Angaben aus sozialen, gesundheitlichen und psychologischen Domänen vorlagen.

Von den 13.545 einbezogenen Studienteilnehmern mit einem durchschnittlichen Alter von rund 60 Jahren hatten 5.348 (39,5 %) nach im Mittel 5,2 Jahren eine selbstberichtete Schmerzsymptomatik entwickelt. Als Risikofaktoren für die Schmerzentwicklung identifizierten die Wissenschaftler im Rahmen von hierarchischen logistischen Regressionsmodellen weibliches Geschlecht (Odds Ratio [OR] 1,34), das Betreiben anstrengender Sportarten (OR 2,51), Übergewicht (OR 1,36) und den Verlust einer nahestehenden Person (OR 1,88). Diese Prädiktoren lagen bereits zu Studienbeginn vor (distale Faktoren).

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Schlafprobleme zählen unter anderem zu den Prädiktoren für die Entwicklung von Schmerzen im Alterungsprozess.

Bei den sich erst während der fünfjährigen Nachbeobachtungszeit entwickelnden Faktoren (proximale Faktoren) waren niedriges Energieniveau/Fatigue (OR 1,93), Schwierigkeiten beim Gehen (OR 1,69), ein schlechter beziehungsweise durchschnittlicher bis mäßiger selbstberichteter Gesundheitszustand (OR 2,20 bzw. 1,57) sowie Schlafprobleme mit sich entwickelnden Schmerzen assoziiert.

Fazit: In der Zusammenfassung verschiedener populationsbasiert durchgeführter Longitudinalstudien mit durchschnittlich 60 Jahre alten Patienten waren weibliches Geschlecht, die Ausübung anstrengender Sportarten, Übergewicht sowie eine als nicht besonders gut empfundene Gesundheit und Schlafprobleme Prädiktoren für die Entwicklung von Schmerzen im Verlauf von fünf Jahren. Einige dieser Faktoren können durch geeignete Maßnahmen verändert werden.

Raggi A et al. Predictors of pain in general ageing populations: results from a multi-country analysis based on ATHLOS harmonized database. J Headache Pain 2020;21:45