Wen hätte nicht auch irgendwann die allgemeine Dämpfung, die durch Beschränkungen und Isolierungen in der Coronapandemie über unserem Land liegt, erfasst? Neben den Einschränkungen der Grundrechte, insbesondere der Versammlungsfreiheit, werden auch Arzt-Patienten-Begegnungen bei Betroffenen und Therapeuten als eingeschränkt erfahren. Diese Einschränkungen sind bei unseren Patienten mit bio-psycho-sozialem Hintergrund besonders relevant, zumal empathische Arzt-Patienten-Interaktionen nur erschwert gestaltet werden können. Nach Hippokrates ist der "gute Arzt" derjenige, der die Sorgen anderer zu den seinen machen kann. Ich meine, dass diese Grundhaltung auch online, zumindest vorübergehend, ausgestaltbar ist.

Vorreiterrolle bei Online-Unterstützungsangeboten

Ich bin erfreut, dass die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) nicht nur in der Versorgung, sondern auch mit ihrem umfassenden Online-Unterstützungsangebot in der Coronakrise in eine schmerzmedizinische Vorreiterrolle gekommen ist, in der sie, wenn auch vielleicht weniger wahrnehmbar, auch schon vorher stand. Über die DGS-Homepage konnten im Verlauf der Coronakrise regelmäßig und aktualisiert versorgungsrelevante Empfehlungen zur Aufrechterhaltung der schmerzmedizinischen Versorgung abgerufen, diskutiert, ausgetauscht, ergänzt, verbessert, kommentiert und konsentiert werden. Allen Beteiligten möchte ich dafür, auch im Namen des Vorstands, meinen besonderen Dank aussprechen, insbesondere auch der Geschäftsstelle der DGS in Berlin, namentlich Dr. Heinz Beitinger und Heike Ahrendt. Sie haben mehrfach das Unmögliche möglich gemacht!

Ausgestaltung des neuen § 217

Die S1-Leitlinie zur Coronapandemie ist von der Politik und anderen Fachgesellschaften wahrgenommen und zum Teil sogar en bloc übernommen worden. Empfehlungen zur Durchführung von Akupunktur, Botulinumtoxin-Therapie sowie Palliativmedizin in Zeiten von COVID-19 haben unsere Empfehlungen ergänzt. Vielfach wurde rückgespiegelt, dass sich unsere Mitglieder in der DGS durch zeitnahe Aufklärung und konsistente, versorgungsnahe Stellungnahmen, für die sich der gesamte Vorstand engagiert hat, aufgehoben fühlen. Der Vorstand hat eine wöchentliche Hotline eingerichtet, jeden Mittwoch 11 Uhr, um direkte Erreichbarkeit für alle unsere Mitglieder zu sichern. Die DGS als erstrangige Versorgergesellschaft ist damit ihrem eigenen Anspruch gerecht geworden.

Auch in anderer Hinsicht, beispielsweise in der Ausgestaltung des neuen § 217, mit dem schwierige Entscheidungen am Lebensende in der Folge eines neuen Verfassungsgerichtsurteils gestaltet werden müssen, wurde die DGS direkter Ansprechpartner des Gesundheitsministeriums. Allen Beteiligten meinen herzlichen Dank. Und: Weiter so!

Online-Schmerzkonferenzen - Wir stehen in der Pole-Position

Mit der Umgestaltung des Leipziger Schmerz- und Palliativtags 2020 in eine Online-Veranstaltung hat die DGS frühzeitig die notwendigen Schritte eingeleitet, um aktuelle schmerzmedizinische Themen umfassend und zeitnah darzustellen und zu einem Austausch mit Kollegen, Referenten und der Industrie beizutragen. Der Online-Schmerztag im Juli 2020 ist der erste schmerzmedizinische Kongress, der in Deutschland in dieser Weise gestaltet wird. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!

Zugleich hat sich eine interessante "Szene" zur Ausgestaltung von Web-Seminaren und Schmerzkonferenzen in der DGS entwickelt. Auch hier stehen wir in der Pole-Position. An unseren Online-Schmerzkonferenzen nehmen zahlreiche Interessierte teil, nicht nur Mitglieder der DGS. Nach einem ersten Aufschlag für Online-Schmerzkonferenzen in Ludwigshafen mit Dr. Armin Ensgraber und Dr. Oliver Emrich wurden ebensolche Angebote durch das Engagement weiterer Zentren eingerichtet. Diese erfreuliche Entwicklung geht mit einer Intensivierung von Absprachen, Vertretungen und Austausch zwischen den verschiedenen Zentren seit der Coronapandemie einher.

In den Startlöchern für unseren Schmerz- und Palliativtag 2020

Wir dürfen selbstbewusst feststellen: Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin ist in der Versorgungslandschaft als die relevanteste und bedeutsamste Fachgesellschaft aufgestellt und wird auch so wahrgenommen, sowohl nach innen als auch nach außen. Dies haben wir letztlich uns selbst, nämlich unserem eigenen und gemeinsamen Engagement zu verdanken.

Bitte bringen Sie sich auch in unserem Online-Kongress als Moderatoren und Referenten ein und besuchen Sie unseren Kongress. Das Organisationskomitee hat ein spannendes Programm zusammengestellt.

In der zweiten Jahreshälfte werden in kleinerem Rahmen wieder Präsenzveranstaltungen möglich sein, zum Beispiel als Regionalkonferenzen. Die Termine und Orte sind über ganz Deutschland verteilt, bereits festgelegt und über die Homepage unserer Gesellschaft abrufbar.

Bis bald, online zum Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2020!