Patienten mit Migräne haben ein höheres Risiko für zahlreiche Erkrankungen. Es ist umso größer, je häufiger und intensiver die Kopfschmerzen auftreten.

Viele Erkrankungen scheinen bei Migränepatienten häufiger aufzutreten als bei anderen Menschen. Der Zusammenhang wurde bisher jedoch wenig untersucht, weshalb US-amerikanische Forscher die Komorbiditäten bei Menschen mit und ohne Migräne verglichen.

In einer prospektiven, webbasierten Studie verglich das Forscherteam um Professor Dawn Buse vom Albert Einstein College of Medicine in New York die Häufigkeit von kardiovaskulären, neurologischen, psychischen, dermatologischen und Atemwegserkrankungen sowie Schlafstörungen und Schmerzen bei Menschen mit und ohne Migräne. Diese berichteten über die bei ihnen diagnostizierten Begleiterkrankungen und beantworteten weitere Fragen, wenn sie auch Migräne hatten. Anhand der Anzahl ihrer Kopfschmerztage pro Monat wurden sie in fünf Gruppen eingeteilt.

Depressionen dreimal so häufig

Die Forscher werteten Antworten von mehr als 15.000 Migränepatienten und mehr als 77.000 Menschen ohne Migräne aus. Verglichen mit den Kontrollpersonen litten die Menschen mit Migräne mehr als dreimal so häufig unter Schlafstörungen (Odds Ratio [OR] 3,79), Depressionen (OR 3,18), Angstzuständen (OR 3,18), Magengeschwüren oder gastrointestinalen Blutungen (OR 3,11).

Mindestens doppelt so häufig wie die Vergleichsgruppe hatten sie Kreislauferkrankungen (OR 2,69), Angina pectoris (OR 2,64), Allergien oder Heuschnupfen (OR 2,49), Epilepsie (OR 2,33), Arthritis (Typ unbekannt) (OR 2,20), Schlaganfälle oder transitorische ischämische Attacken (OR 2,18), rheumatoide Arthritis (OR 2,11), Asthma (OR 2,03) und Vitamin-D-Mangel (OR 2,00). Eine zunehmende Kopfschmerzintensität war mit entzündungsassoziierten Erkrankungen wie Psoriasis oder Allergien, psychischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen sowie Schlafproblemen korreliert. Ein Anstieg der monatlichen Kopfschmerztage ging mit einem erhöhten Risiko für nahezu alle Erkrankungen einher und trat am häufigsten bei Patienten mit Magengeschwüren, gastrointestinalen Blutungen, Diabetes, Angstzuständen, Depressionen, Schlafstörungen, Asthma, Allergien und Heuschnupfen auf.

Fazit: Menschen mit Migräne haben ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Erkrankungen, die ebenfalls behandelt werden müssen. Das Risiko nehme mit der Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen zu. Weitere Studien seien erforderlich, um Kausalitätsfragen und die Rolle der Migränebehandlung mit NSAR beim Auftreten von Magengeschwüren zu klären.

Buse DC et al. Comorbid and co-occurring conditions in migraine and associated risk of increasing headache pain intensity and headache frequency: results of the migraine in America symptoms and treatment (MAST) Study. J Headache Pain 2020;21:23