Ob der persistierende idiopathische Gesichtsschmerz tatsächlich, wie von einigen Autoren postuliert, eine neuropathische Komponente enthält, ist umstritten. Der Schmerzprofilvergleich mit Neuralgiepatienten bringt Klarheit.

Der persistierende idiopathische Gesichtsschmerz (PIFP), früher unter dem Namen atypischer Gesichtsschmerz bekannt, ist eine eigenständige Entität innerhalb der Gruppe der schmerzhaften kranialen Neuropathien. Die Patienten haben täglich oder fast täglich dauerhafte tiefe, schlecht lokalisierbare Gesichtsschmerzen, die nicht mit dem Verlauf peripherer Nerven korrelieren.

Die zugrundeliegende Pathophysiologie ist unbekannt und es wird diskutiert, ob und in wie weit es sich beim PIFP um einen neuropathischen Schmerz handelt. Eine multizentrische Fragebogenstudie suchte deshalb nach neuropathischen Charakteristika bei PIFP-Patienten. Einbezogen in die retrospektive Untersuchung waren 205 Erwachsene mit chronischen, nicht krebsbedingten Schmerzen, von denen demografische Angaben sowie ein ausgefüllter Douleur-Neuropathique-4(DN4)-Fragebogen vorlagen. Um ein Bild über mögliche neuropathische Charakteristika zu erhalten, wurden die Angaben von 19 Patienten mit PIFP mit denen von 33 Patienten mit einer postherpetischen Neuralgie (PHN) als Referenzgruppe für einen komplexen neuropathischen Schmerzzustand verglichen und anschließend anhand der Daten eine gematchte Fall-Kontroll-Studie mit jeweils 16 PHN- und PIFP-Patienten durchgeführt.

Sowohl vor als auch nach dem Matching lag der DN4-Score in der PIFP-Gruppe signifikant unter dem Score der PHN-Gruppe. Einen DN4-Score von 4 und höher erreichten vor dem Matching 10,5 % und nach dem Matching 12,5 % der PIFP-Patienten - ebenfalls deutlich niedrigere Inzidenzen als bei den PHN-Patienten mit 66,7 % vor dem Matching und 75,0 % nach dem Matching.

Damit zeigten rund 10 % der Patienten mit persistierendem idiopathischen Gesichtsschmerz Charakteristika von neuropathischem Schmerz mit Hypoästhesie und Allodynie sowie zusätzlich auch Juckreiz, außerdem wurden diesen Patienten deutlich seltener als den PHN-Patienten Antikonvulsiva verordnet. Die meisten PIFP-Patienten berichteten eher über dumpfe Schmerzen und Taubheitsgefühl.

Fazit: Rund 10 % der Patienten mit einem PIFP haben Schmerzsymptome mit neuropathischen Charakteristika.

Sukenada N et al. Neuropathic characteristics in patients with persistent idiopathic facial pain. J Pain Res 2019;12:2801-5