_ Jährlich erhalten rund 150.000 Patienten ein künstliches Kniegelenk (Knietotalendoprothese, Knie-TEP). Doch nicht immer erfüllt sich dadurch der Wunsch nach Schmerzfreiheit: So leidet bis zu jeder dritte Patient auch weiterhin unter chronischen Schmerzen [Beswick AD et al. BMJ Open 2012;2:e000435].

Als ersten Schritt gelte es dann, die Ursache chronischer Knieschmerzen nach Gelenkersatz zu ermitteln, erinnerte Dr. Thomas Randau, Universitätsklinikum Bonn, auf einem von Abbott veranstalteten Symposiums anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin. So sollten zunächst die Lockerung des Implantats sowie auch eine Infektion ausgeschlossen werden. Doch auch wenn keiner dieser Faktoren vorliegt und die Prothese optimal implantiert wurde, können Schmerzen etwa in Form des komplexen regionalen Schmerzsyndroms („complex regional pain syndrome“, CRPS) auftreten. Das CRPS kann dabei durch verletzte oder funktionsgestörte Nerven verursacht werden. Nach Eingriffen wie der Knie-TEP, aber auch nach Arthroskopie oder Knorpeltransplantation treten neuropathische Schmerzen besonders häufig auf, da der Nervus infrapatellaris praktisch immer im Zugangsgebiet liege, erklärte Dr. Björn Carsten Schultheis vom Krankenhaus Neuwerk in Mönchengladbach.

Die Neurostimulation des Spinalganglions („dorsal root ganglion stimulation“, DRGS) mit dem Neurostimulationssystem Proclaim™ DRG bietet hier einen neuen Therapieansatz, der seit einigen Jahren in Europa bei chronischen Schmerzen in klar umschriebenen Regionen (z. B. Knie, Fuß, Hüfte, Leiste) verfolgt wird. Die DRGS unterbricht das Schmerzsignal aus dem Bereich der Nervenläsion gezielt an der Nervenwurzel. Bei Patienten, die nach einer Knie-TEP weiterhin Schmerzen hatten, habe sich die Neurostimulation als besonders wirksam erwiesen, berichtete Schultheis. Vor der endgültigen Implantation der Stimulationssonden, kann durch eine Testbehandlung die Wirksamkeit des Verfahrens beim einzelnen Patienten vorab ermittelt werden. In der aktuellen Literatur [Morgalla MH et al. Pain Physician 2018;21:E377-87] werden selbst nach 36 Monaten noch stabile Stimulationsverhältnisse bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen beschrieben und die Patienten profitierten von einer Schmerzreduktion um 60–70 % sowie einem entsprechenden Zugewinn an Lebensqualität, resümierte Schultheis.