Patienten mit Migräne haben statistisch gesehen erhöhte Neurotizismus-Werte im Vergleich zu Personen ohne Migräne. Laut weiteren Studien leiden Migränepatienten auch unter einem erhöhten situationsgebundenen Stresslevel sowie verminderter Selbstachtung und Introspektionsfähigkeit. Bei vielen dieser Assoziationsstudien bemängeln Kritiker allerdings eine zu ungenaue Abgrenzung von festen Persönlichkeitsmerkmalen und Persönlichkeitsprofilen, die sich erst in Folge der Kopfschmerzerkrankung und ihrer Schwere entwickeln. Eine neue Studie untersuchte nun den Einfluss von diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen auf die Schwere und Häufigkeit von Migräneattacken.

Einbezogen in die Studie waren 61 Patienten in einem Durchschnittsalter von 41,28 Jahren mit einer Migräne entsprechend den Kriterien der International Headache Society (IHS). 45,9 % der Patienten hatten eine chronische Migräne. Mögliche Persönlichkeitsstörungen wurden anhand des Structured Clinical Interview for DSM-IV (SCID-II) und die Migräneschwere anhand des Headache Impact Test-6 (HIT-6) erhoben.

Bei 20 der 61 Migränepatienten (32,8 %) stellte das Studienteam Persönlichkeitsstörungen fest — davon 23,0 % vom zwanghaften/anakastischen, 9,8 % vom vermeidenden, 9,8 % vom Borderline-, 3,3 % vom schizoiden, 1,6 % vom histrionischen und 1,6 % vom abhängigen Typ. Verglichen mit Migränepatienten ohne Persönlichkeitsstörungen hatten Migränepatienten mit Persönlichkeitsstörungen signifikant häufiger eine chronische Migräne (p < 0,001) sowie signifikant häufiger eine schwere Migräne (p < 0,001).

Fazit: In einer klinischen Studie mit 61 Migränepatienten war eine komorbide Persönlichkeitsstörung häufiger mit einer chronischen und schweren Migräne assoziiert. Bei knapp 33 % der Migränepatienten wurden Persönlichkeitsstörungen festgestellt, überwiegend vom zwanghaften Typ, die Prävalenzen für Persönlichkeitsstörungen in der Gesamtbevölkerung belaufen sich laut verschiedener Statistiken auf 9,0 bis 13,4 %. Bei Migränepatienten sollte daher auch nach möglichen komorbiden Persönlichkeitsstörungen gesucht und diese dann in der Therapieplanung berücksichtigt werden, so die Autoren.