_ Weltweit sind etwa 1–2 % der Bevölkerung von täglichen oder nahezu täglichen Migräneattacken betroffen. Den hohen Bedarf an wirksamen Migränetherapien bestätigt die International Burden of Migraine Study (IBMS): 23,3 % der Patienten mit episodischer und 78 % mit chronischer Migräne geben an, schwer oder sehr schwer in ihrer Lebensqualität eingeschränkt zu sein [Blumenfeld AM et al. Cephalalgia 2011;31:301–15]. Der neue Behandlungsansatz mit monoklonalen Antikörpern, die gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gerichtet sind, eröffnet neue Perspektiven in der prophylaktischen Therapie.

„Für Betroffene, die regelmäßig unter Migräneattacken leiden und bereits mit unterschiedlichen medikamentösen Prophylaxen ohne Besserung behandelt wurden, ist die neue Behandlungsoption mit CGRP-Antikörpern aufgrund der Gabe pro Monat oder Quartal und der bisherigen guten Verträglichkeit ein vielversprechender Ansatz. Die Adhärenz, die bei der Migränetherapie eine wichtige Rolle spielt, ist bei den bisherigen Therapiemöglichkeiten nicht zufriedenstellend und könnte durch die prophylaktische Therapie mit CGRP-Antikörpern verbessert werden“, erklärte Dr. Astrid Gendolla, niedergelassene Neurologin in Essen, bei einem Symposium des Unternehmens Teva. Die medikamentöse Therapie sollte dabei ihrer Ansicht nach durch nicht medikamentöse Therapien ergänzt werden — etwa Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren oder Ausdauersport zur Vorbeugung von Migräne. Die Kombination aus der nicht medikamentösen Therapie und medikamentösen Migräne-Prophylaxe mit CGRP-Antikörpern eröffne neue Behandlungsmöglichkeiten, sagte Gendolla.

Derzeit gibt es in dieser neuen Klasse vier Wirkstoffe (Eptinezumab, Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab), die teilweise bereits in Europa zugelassen sind oder sich noch in der Zulassungsphase befinden. Obschon es keine direkten Vergleichsstudien gebe, seien die Studienergebnisse der vier Kandidaten zur Wirksamkeit sehr konsistent, erläuterte Professor Stefan Evers, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge. Im Vergleich zu Placebo reduzierten sie die Zahl der monatlichen Migränetage im Bereich von ungefähr 1,5 bis 2 Tagen. Laut Evers überzeugten die Antikörper vor allem durch die wenigen Nebenwirkungen, die in den Studien teilweise auf Placebo-Niveau lagen. Die Antikörper werden monatlich oder vierteljährlich (Fremanezumab) als prophylaktische Therapie injiziert. „Die Tatsache, dass die CGRP-Antikörper auch bei Patienten mit erfolglosen Vorbehandlungen wirksam sind, ist eine echte Innovation“, resümierte Evers.