Opioide bei muskuloskelettalen Schmerzen sind hochwirksam, aber auch nebenwirkungsbehaftet. Bei Patienten über 60 Jahren dürfte das Nutzen-Risiko-Verhältnis dadurch zunehmend ungünstiger ausfallen. Eine Metaanalyse kontrollierter Studien liefert Anhaltspunkte.
Die Verordnung von Opioiden bei chronischen muskuloskelettalen Beschwerden nach Versagen von nicht medikamentösen Maßnahmen und Nichtopioidanalgetika wird durch zahlreiche Leitlinien gestützt — wenngleich auf niedrigem Evidenzniveau und mit der Maßgabe einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung. Die Verordnungszahlen vieler Ländern zeigen, dass es mit dieser Abwägung aber offenbar nicht immer allzu genau genommen wird. Um triftige Argumente gegen den zu sorglosen Umgang mit diesen hochwirksamen Medikamenten speziell bei älteren Menschen zu erhalten, initiierte ein multinationales Team eine Metaanalyse zu Wirksamkeit und Sicherheit von Opioiden bei älteren Schmerzpatienten.
Einbezogen in die Auswertung waren 23 randomisierte und placebokontrollierte Studien, aus denen Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit bei Patienten über 60 Jahren extrahiert wurden. Die Behandlungsdauer in den einzelnen Studien lag zwischen 10 Tagen und 24 Wochen, die Tagesdosen zwischen 10 und 300 mg Morphinäquivalenten, verabreicht entweder oral oder transdermal.
In den gepoolten Metaregressionsanalysen ergab sich im Vergleich zu Placebo insgesamt nur ein geringer Effekt auf die Schmerzintensität (standardisierte durchschnittliche Differenz: -0,27, 95 %-Konfindenzintervall [KI]: -0,33 bis -0,20), entsprechend einer Schmerzreduktion von 6,8 mm auf einer 100-mm-VAS. Auch die schmerzbedingte Funktion besserte sich unter den Opioiden nur geringfügig (standardisierte durchschnittliche Differenz: -0,27; 95 %-KI: -0,0,36 bis 0,18). Beide Ergebnisse waren unabhängig von der Tagesdosis oder der Behandlungsdauer.
Anders bei den unerwünschten Ereignissen. Hier erhöhte sich bei den aktiv behandelten Patienten die Wahrscheinlichkeit für eine Nebenwirkung um das Dreifache (Odds ratio: 2,94; 95 %-KI: 2,33 bis 3,72) und die Wahrscheinlichkeit für einen Therapieabbruch um das Vierfache (Odds ratio: 4,04; 95 %-KI: 3,10 bis 5,25) gegenüber den Patienten, die nur mit Placebo behandelt wurden.
Fazit: Bei über 60-jährigen Patienten mit muskuloskelettalen Schmerzen bessern sich Schmerzen und schmerzbedingte Funktion durch Opioide nur geringfügig, die Nebenwirkungsrate ist dagegen im Vergleich zu Placebo erhöht. Der schlechtere Outcome bei den Senioren dürfte vor allem auf physiologischen Änderungen bei der Schmerzprozessierung, Pharmakodynamik und Pharmakokinetik beruhen, diskutieren die Autoren.
Literatur
Megale RZ et al. Efficacy and safety of oral and transdermal opioid analgetics for musculoskeletal pain in older adults: a systemic review of randomized, placebo-controlled trials. J Pain 2018;19:475.e1–24
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Kreutzkamp, B. Muskuloskelettale Schmerzen bei Älteren: Opioide schaden eher als dass sie nützen. Schmerzmed. 34, 13 (2018). https://doi.org/10.1007/s00940-018-0839-x
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