_ Capsaicin kann bekanntlich bei Schmerzen helfen, häufig kommt es jedoch zu Nebenwirkungen wie starkem Brennen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun eine Substanz ausfindig gemacht, die sich ebenso eignen könnte, um starke Schmerzen zu lindern — jedoch weitaus verträglicher ist [Sci Rep. 2016; 6:28621].

Ein Team um Dr. Matthias Engel, Lehrstuhl für Innere Medizin I, und Professor Peter Reeh, Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU, haben die Substanz Capsazepin, die den Capsaicin-Rezeptor teilweise blockiert, genauer untersucht, heißt es in einer Mitteilung der FAU. Der Stoff hatte in Studien anderer Wissenschaftler Colitis ulcerosa bei Mäusen verhindert. Jedoch musste dafür eine unbekannte Nebenwirkung von Capsazepin verantwortlich sein, denn aus eigenen Untersuchungen wusste Engel, dass der Capsaicinrezeptor am Krankheitsprozess dieser Entzündung gar nicht beteiligt ist. In früheren Arbeiten verhinderte ein synthetischer Hemmstoff des Senföl-Rezeptors TRPA1 die Colitis nicht nur, sondern heilte sie sogar.

Daher vermuteten die Erlanger Forscher, dass Capsazepin eine solche hemmende Nebenwirkung auf TRPA1 haben könnte — und erlebten eine Überraschung: Der Wirkstoff hemmte den Rezeptor nicht, sondern aktivierte ihn höchst effektiv. Dies führte dazu, dass er gegen den Reizstoff unempfindlich wird. Obwohl Capsazepin lokal im Darm verabreicht wurde, wurden auch in der Haut kaum noch Neuropeptide ausgeschüttet. Die Autoren folgerten daraus, dass Capsazepin auf dem Blutweg alle Nozizeptoren im Körper wirksam erreichen und vielleicht desensibilisieren kann.

Bei mehrtägiger Gabe von Capsazepin in hoher, aber gut verträglicher Dosis ging die Empfindlichkeit für schmerzhafte chemische und Hitzereize nach und nach im ganzen Körper deutlich zurück, und gleichzeitig wurde die Colitis verhindert. Ein vielversprechendes Ergebnis, das langfristig helfen könnte, hochwirksame Schmerzmittel zu entwickeln, für Krankheiten, bei denen TRPA1 eine wichtige Rolle spielt, teilt die Universität mit.