Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

anfang dieses Jahres erreichten uns erste Meldungen über eine neue respiratorische virale Infektionskrankheit, die entsprechend den ersten Erkrankungen im Jahr 2019 als COVID-19 bezeichnet wurde. Die Weiterentwicklung zur Pandemie stellt uns sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich und politisch vor ungeahnte Herausforderungen.

War am Anfang noch von einer rein pulmonalen Erkrankung auszugehen, zeigten jedoch erste Publikationen im Frühjahr, dass auch relevante Gefäßbeteiligungen bei COVID-19-infizierten Patienten zu beobachten sind. Damit kam die Erkrankung auch in den Fokus der Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie.

Anhand der Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, der daraus resultierenden Maßnahmen im Rahmen des Lockdowns und der entsprechend angeordneten Freihaltung von (intensiv-)medizinischen Kapazitäten in Krankenhäusern musste eine massive Einschränkung in der Versorgung von gefäßchirurgischen Patienten verzeichnet werden. Zudem erfolgte eine deutliche Umstrukturierung der Kliniken mit einem massiven Ausbau der Intensivkapazitäten. Neben der Reduktion der elektiven Eingriffe bei Gefäßpatienten und einer Veränderung der Erkrankungsschwere der im Notfall aufgenommenen Gefäßpatienten, müssen Gefäßchirurgen auch zunehmend operative Eingriffe bei COVID-19-Patienten durchführen.

Auch wenn der Wissensgewinn zu COVID-19 innerhalb des ersten halben Jahres bereits enorm ist, zeigt sich, dass eine stete wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser – auch vaskulären – Erkrankung zwingend notwendig ist. Die zunehmende Beeinflussung unserer täglichen Arbeit als Gefäßmediziner und Gefäßchirurgen durch Covid-19 und die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und Patienten haben uns kurzfristig bewogen, eine Ausgabe der Zeitschrift „Gefässchirurgie“ dem Thema „COVID-19“ zu widmen.

Gefäßchirurgen müssen zunehmend Eingriffe bei COVID-19-Patienten durchführen

In der ersten Arbeit gehen Gassanov et al. spezifischer auf gefäßmedizinische Implikationen der Erkrankung ein („COVID-Infektionen – Was muss der Gefäßmediziner wissen“). In der Arbeit von A. Zerwes et al. wird über die am Häufigsten bei COVID-19 auftretenden vaskulären Komplikationen, nämlich venöse und arterielle Thrombose und Thromboembolien und deren therapeutischen Konsequenzen berichtet. K. Kröger et al. diskutiert die „Risiken der ‚Stay at home‘-Politik im Rahmen der COVID-19-Pandemie“. M. Müller et al. gibt in seinem Artikel Einblicke zu „Behandlungsempfehlungen zur Beatmung von COVID-19-Patienten“ in der Intensivmedizin.

In einem zweiten Themenbereich präsentiert J. Klocker die Ergebnisse einer Umfrage unter gefäßchirurgischen Zentren während der COVID-19-Krise in Österreich: „Operieren, Absagen, Verschieben oder Selektionieren?“. Mit der Wiederaufnahme elektiver chirurgischer Eingriffe ist auch ein Schutz des Personals zwingend notwendig. Aus diesem Grunde schlagen A. Bresler et al. aus Heidelberg. „Standards zu Schutzmaßnahmen für medizinisches Personal aus Sicht der Gefäßchirurgie“ vor.

Wir hoffen, Ihnen interessante und praxisnahe Themen zu COVID-19 in der Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie zusammengestellt zu haben. Wir möchten hiermit zum Wissenszuwachs und wissenschaftlichen Austausch über diese neue Viruserkrankung auch von Seiten der Gefäßchirurgie beitragen.

COVID-19 hat unseren gefäßmedizinischen und gefäßchirurgischen Arbeitsalltag massiv beeinflusst und wird uns lange begleiten. Umso wichtiger ist es, uns aktuellen Entwicklungen und wissenschaftlichen Fragestellungen gegenüber offen zu halten.

Wir danken allen Autoren für die kurzfristige Bereitschaft zur Manuskripterstellung und deren schnelle, zuverlässige Einreichung und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses für uns in den letzten Monaten so dominierenden Themas.

Ihre

figure c

Prof. Dr. med. Markus Steinbauer

figure d

Prof. Dr. med. Dittmar Böckler