Zusammenfassung
Gefäßmedizin bedeutet komplexes Organisieren mit vielen involvierten Teilbereichen, die ihrerseits stetig medizinischen und technischen Veränderungen ausgesetzt sind. Viele Behandlungen erfolgen mit hoher zeitlicher Dringlichkeit und sind mit relevanten Risiken für den Patienten verbunden. Optimierte Prozessabläufe sind Voraussetzung für Patientennutzen und wirtschaftlichen Erfolg. Die evolutionäre Prozessoptimierung ist die häufigste Form von Prozessmanagement im Krankenhausbereich und hat sich bewährt. Für den Erfolg ist ein sorgfältiger Einbezug aller Professionen und Fachbereichsabteilungen erforderlich. Die Prozessgestaltung beginnt mit der Analyse der Ausgangssituation. Kritisch betrachtet werden Patientenanforderungen, Qualität, Kosten und Zeit. Während der Reorganisation sind Prozessziele und Messgrößen auszuarbeiten und Prozessalternativen zu entwerfen. Ein SOLL-Prozess wird definiert. Durch optimieren, weglassen, parallelisieren, zusammenlegen, einteilen und auslagern wird der Prozess soweit nötig neu gestaltet. Kernpunkte der Prozessverbesserung sind Reduktion und Klärung von Schnittstellen, Reduktion von Komplexität, Minimierung von Liegezeiten und Definition klarer Verantwortlichkeiten. Prozessmanagementansätze für die Schnittstellenbeherrschung sind u. a. Checklisten, Entscheidungsbäume, Algorithmen, Guidelines, Kommunikations- und Simulationstraining. Für die Implementierung muss das Umsetzungsvorgehen klar festgelegt und mit konkreten Maßnahmen hinterlegt sein. Das anschließende Controlling zeigt, in wie weit die Ziele erreicht wurden und wo noch Handlungsbedarf besteht. Prozessmanagement über Fachbereiche hinweg ist ein effizientes Werkzeug zur Steigerung der Produktequalität und muss daher von jeder Führungsperson beherrscht werden.
Abstract
Many medical subspecialties are involved in the complex management of vascular diseases. Every discipline involved is subject to technological developments and changes. Many forms of treatment are carried out under pressure of time and are associated with relevant risks for the patients. For optimal patient care streamlined processes are important and the basis of effective and efficient treatment. Evolutionary process adjustments are the most common form of process management in vascular medicine. Successful management necessitates the involvement of all professions and specialized departments. The process construction begins with an analysis of the initial situation. Critical key factors are patient requirements, quality, costs and time. During the reorganization, process targets and measurement sizes must be elaborated and process alternatives must be drafted. A target process must be defined. Important process design principles include optimization, elimination, parallelization, integration, classification and outsourcing. Key points in process improvement are reduction and clarification of interfaces, reduction of complexity, minimization of duration of hospital stay and a clear assignment of roles and responsibilities. Check lists, decision trees, algorithms, guidelines, communication training and simulation are suitable tools for process management approaches to control of interfaces. To support successful implementation, coherent controlling and change management are necessary to prevent the organization falling back into its old behavior pattern. Process management tools are a powerful approach to improve patient care and economic performance of medical service providers in a sustainable way.
Notes
Kunden sind selbstbestimmt und entscheiden unabhängig. Sie verantworten ihre Entscheidungen selbst. Dem gegenüber delegieren Patienten Verantwortung und vertrauen darauf, dass die delegierte Verantwortung in ihrem besten Sinne wahrgenommen wird. So gesehen sind Patienten nur manchmal Kunden, Kunden aber nie Patienten.
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J. Mauch, B. Scherzinger, G. Schüpfer und S. Ockert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Mauch, J., Scherzinger, B., Schüpfer, G. et al. Prozessmanagement in der Gefäßmedizin. Gefässchirurgie 22, 462–469 (2017). https://doi.org/10.1007/s00772-017-0309-0
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