Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. sowie meine Präsidentschaft habe ich unter das Motto „Dem Nachwuchs verpflichtet“ gestellt. Dies spannt einen großen thematischen Bogen um den Gefäßmediziner der Gegenwart und Zukunft, der sich neben der Fähigkeit zu kritischer Analyse, ganzheitlichem Denken und empathischem Handeln vor allem dadurch auszeichnet, das gesamte Spektrum therapeutischer Optionen in nahezu allen Gefäßprovinzen kompetent anbieten zu können.

Wir wollen einen intensiven Diskurs zu den aktuellen Herausforderungen in der Gefäßchirurgie anstoßen: Da sind die Forderungen nach kompromissloser Qualität in Diagnostik und Therapie, nach kompromissloser Sicherheit für unsere Patienten und nach einem Entgegentreten der betriebswirtschaftlichen Aushöhlung von Qualität und Sicherheit.

Wie können wir die erreichten Standards an die nachfolgende Generation weitergeben? Finden wir die geeigneten Wege zur Weiterbildung und lassen sich unsere mitagierenden Fachdisziplinen, Krankenhausträger und die beteiligten Institutionen hiervon überzeugen? Können wir unserem Nachwuchs ein attraktives Berufsbild bieten, dass es ihm wiederum erlaubt, die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Leistungen sicherzustellen. Unser Leistungsportfolio muss sich dabei an empirisch belegten Fakten orientieren. Diese Fakten müssen wir der Gesundheitspolitik vorgeben, bevor die Politik uns ihre Fakten diktiert. In diesem Zusammenhang schließen wir uns auch den Forderungen der AWMFFootnote 1 an die Gesundheitspolitik für ein zukunftsorientiertes, nachhaltiges und effektives Gesundheitssystem an:

  1. 1.

    Intensive Kooperation der Gesundheitspolitik mit der wissenschaftlichen Medizin

  2. 2.

    Unabhängige Finanzierung der Entwicklung und Implementierung von Leitlinien

  3. 3.

    Koordination des Infektionsschutzes zwischen Humanmedizin und Tiermedizin

  4. 4.

    Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Gesundheitsforschung

  5. 5.

    Personalentwicklung und Nachwuchsförderung in der Medizin

Das Thema Wissensvermittlung und Digitalisierung spielt für die Zukunft unseres Fachs eine zentrale Rolle. Die Gefäßchirurgie ist zwar ein attraktives, weil vielseitiges und dynamisches Fachgebiet, das insbesondere auch für Frauen interessante Perspektiven bietet, dennoch sehen wir uns einem immer schärferen Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs ausgesetzt. Smarte Lernziele, moderne Lehrmethoden, eine zuverlässige und hochwertige Ausbildung sowie Nachhaltigkeit der Lehre bei der Aus‑, Fort- und Weiterbildung von Studierenden, Ärzten in Weiterbildung, Fachärzten und Assistenzpersonal sind für die Gewinnung gefäßchirurgischen Nachwuchses unabdingbare Voraussetzungen und sollten daher noch stärker professionalisiert werden. Sie prägen zudem das Bild der Gefäßchirurgie in der Öffentlichkeit, die noch viel mehr von unseren Innovationen und unseren Bemühungen, diese bezahlbar zu halten, erfahren muss.

Wie können wir erreichte Standards an die nächste Generation weitergeben?

Die Leitthemen der vorliegenden Ausgabe folgen dieser Blaupause, wofür ich den Autoren sehr dankbar bin.

Farzin Adili aus Darmstadt berichtet über unsere Arbeit an der neuen Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer, die 2018 vom Deutschen Ärztetag verabschiedet werden soll. Es bedarf noch gewaltiger Anstrengungen, dies mit Berücksichtigung unserer Kompetenzen genauso in die Gremien der Landesärztekammern zu tragen.

Unser kontinuierliches Fortbildungsangebot ist durch die Sommerakademie auf ein neues Niveau gehoben worden. Theodosios Bisdas und seine Koautoren aus Münster, die die Sommerakademie unter der Leitung von unserem Pastpräsidenten und Direktor der privaten Akademie der DGG Giovanni Torsello maßgeblich organisieren, berichtet über dieses Erfolgsmodell.

Über ein zukünftiges gezieltes Nachwuchsförderprogramm, der Exzellenzakademie für den Chefarzt- und akademischen Nachwuchs informiert der gesamte Vorstand der DGG unter Federführung von Markus Steinbauer aus Regensburg.

Das Thema des Verbesserungspotenzials der Weiterbildung unseres Nachwuchses am Beispiel des Aneurysmas der Aorta abdominalis wird von Dittmar Böckler aus Heidelberg aufgegriffen.

Die Perspektive des Jungen Forums der DGG zur Aus- und Weiterbildung und zur Generationenfrage wird von Carola M. Wieker aus Heidelberg und ihren Kollegen aus dem Jungen Forum der DGG dargelegt. Das Junge Forum, das das Kongressmotto sehr gerne aufgenommen hat, berichtet in diesem Artikel auch über das Ergebnis einer Assistentenumfrage.

Dann schließlich eine umfangreiche journalistische Recherche über die Publikationsaktivität deutscher Gefäßchirurgen im internationalen Vergleich mit dem unermüdlichen Reinhard T. Grundmann, dem wissenschaftlichen Berater des Deutschen Instituts für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung, als Koautor. Diese zeigt einige positive Überraschungen.

Last, but not least greifen Ulrich Rother und Werner Lang aus Erlangen das Thema der Evidenzerhöhung in der Behandlung der kritischen Extremitätenischämie auf, indem sie ein nichtinvasives System der Gewebsdurchblutungsmessung vorstellen.

Lassen Sie Ihre Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin an Ihren Zukunftsvisionen teilhaben. Beteiligen Sie sich an dem Diskurs und kommen Sie im Herbst vom 27.–30. September 2017 nach Frankfurt am Main, einer Stadt, die in den letzten Jahren dank ihrer in Deutschland einzigartigen Architektur, Weltklasse-Museen und nicht zuletzt ihrer Goethe-Universität aufgeblüht ist. Wir freuen uns auf Sie.

Mit herzlichen, kollegialen Grüßen

Ihr

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Prof. Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen

Präsident der Deutschen Gesellschaft für

Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V.