Zusammenfassung
Die „Akiurgischen Abbildungen“ des Hallenser Chirurgen Ernst Blasius stellen wegen der Vielzahl und Detailtreue der mehr als 3000 dargestellten chirurgischen Instrumente aus medizinhistorischer Sicht ein einmaliges Werk dar. Dieses gewinnt weiterhin durch die umfangreichen Beschreibungen zu Indikationen und zur Funktion der einzelnen Instrumente.
Blasius bekleidete das chirurgische Ordinariat an der Friedrichs-Universität Halle 33 Jahre lang und hatte in dieser Zeit sowohl ein stattliches wissenschaftliches Lebenswerk hinterlassen als auch mehrere berühmt gewordene Schüler ausgebildet.
In mehreren Lehrbüchern kompilierte er das chirurgische und ophthalmologische Wissen seiner Zeit. Die von Blasius beschriebenen Operationen an den Blutgefäßen entsprachen Eingriffen, die in einer Zeit vor Erfindung der Narkose mehr oder weniger nahe an der Körperoberfläche ausgeführt wurden. Diese Eingriffe, die prinzipiell von der Arterienligatur abgeleitet waren, wurden in fast allen topografischen Regionen durchgeführt. Sie hatten sich schon vor Blasius seit knapp 100 Jahren vorwiegend in Frankreich und England etabliert. Auch nach Einführung der Narkose gibt es bei Blasius keine Hinweise über eine Weiterentwicklung der Chirurgie an den Blutgefäßen.
Abstract
The work “Akiurgische Abbildungen” (surgical illustrations) by the surgeon Ernst Blasius from Halle compiles the surgical equipment of the nineteenth century in a unique guide. Not only does it illustrate the enormous number of more than 3,000 instruments, it also impresses with its accuracy. Additionally, each instrument is explained in detail by indications and function.
During the 33 years in his position as the Chair of surgery at the Friedrichs University in Halle, Blasius left behind an amazing life’s work and also trained many subsequently famous doctors. He collected the surgical and ophthalmological knowledge of his time in several textbooks. Especially their aspects concerning vascular surgery are emphasized in part II of this article.
Derived from the ligature of arteries, operations on blood vessels as described by Blasius were performed in almost all topographies of the human body. However, they were carried out more or less close to the body surface. Established in France and England these operations had been utilized for almost 100 years before Blasius’ time and hence originate from a period prior to narcosis. It is thus surprising that Blasius delivers no more information about the development of vascular surgery after the introduction of narcosis.
Notes
Freiherr Maximilian Joseph von Chelius (1794–1876), Professor für allgemeine und ophthalmologische Chirurgie in Heidelberg.
Cajetan von Textor (1782–1860), Professor der Chirurgie in Würzburg
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Michallek, R., Michallek, F. Die „Akiurgischen Abbildungen“ von Ernst Blasius (1802–1875). Gefässchirurgie 17, 669–680 (2012). https://doi.org/10.1007/s00772-011-0987-y
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Schlüsselwörter
- Akiurgie
- Akiurgische Abbildungen
- Chirurgisches Instrumentarium
- Ernst Blasius
- Gefäßchirurgie im 19. Jahrhundert
- Geschichte Gefäßchirurgie