Bei den Malignomen der Kopf-Hals-Regionen stehen die Plattenepithelkarzinome der Mundhöhle und des Oropharynx im Vordergrund. Mit der aktuellen Ausgabe von Der Onkologe sollen die Standards der Diagnostik und Therapie für diese Entität strukturiert dargestellt werden.

Im Gegensatz zu anderen Lokalisationen haben die Mundhöhle und große Anteile des Oropharnyx den Vorteil, dass Tumoren in diesen Regionen bereits frühzeitig erkannt werden können.

Nach wie vor stellen sich viele Patienten erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium vor

Dennoch stellen sich viele Patienten nach wie vor erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium zur Behandlung vor. Daher bedarf es der weiteren Aufklärung in Form von Präventionskampagnen, welche sich an Laien, aber auch an ärztliche und zahnärztliche Kollegen richtet.

Mundhöhlenkarzinome können unterschiedlich relevante anatomische Strukturen betreffen; ein chirurgisches Vorgehen ist bei den meisten Tumoren dieser Region weiterhin Mittel der Wahl. Hoffmann geht daher in seinem Beitrag v. a. auf die Notwendigkeit einer adäquaten Rekonstruktion nach Tumorresektion und Lymphknotenausräumung ein. Besonders durch den Einsatz mikrochirurgischer Gewebeersatzverfahren können dabei heute sowohl die Funktion wie auch die Ästhetik beim betroffenen Patienten weitestgehend erhalten werden.

Tumoren des Weichgaumens, der Tonsillarregion, des Zungengrunds und des Mesopharynx werden den Oropharynxkarzinomen zugeordnet und benötigen eine von den Mundhöhlenkarzinomen differenzierte Betrachtung. Dietz betont in seinem Artikel die wesentliche Zunahme der HPV-16-induzierten Karzinome dieser Region, welche nach chirurgischer, strahlentherapeutischer und ggf. adjuvanter medikamentöser Therapie eine deutlich bessere Überlebenszeitprognose im Vergleich zu den HPV-negativen Patienten zeigen. Eine HPV-abhängige Änderung der Therapie wird jedoch aktuell nicht empfohlen.

Die HPV-Ätiologie v. a. der Oropharynxkarzinome wirft viele Fragen auf, die sich aus der zunehmenden Bedeutung dieser Entität ergeben. Würdemann beantwortet die relevanten Punkte in Form einer FAQ-Liste.

Im fortgeschrittenen Stadium rezidivierender bzw. metastasierender Karzinome der Kopf-Hals-Region stellt die Chemotherapie in Kombination mit den EGFR- und Checkpointinhibitoren ein wesentliches Standbein der adjuvanten Behandlung dar. Grünwald beschreibt die mögliche Eskalation dieser Therapieformen in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium und stellt die möglichen zukünftigen Entwicklungen dar.

Die Radio(chemo)therapie hat v. a. bei lokal fortgeschrittenen, nicht sinnvoll resektablen oder metastasierten Karzinomen der Mundhöhle oder des Oropharynx eine hohe Bedeutung. Stromberger differenziert die möglichen Indikationen wie auch die technischen Weiterentwicklungen der Strahlentherapie, welche neben einer Fokussierung der Strahlenwirkung v. a. eine Reduktion der Nebenwirkungen zum Ziel hat.

Bei ausdehnten Lokalrezidiven, für welche bei kurativer Zielsetzung keine der letztgenannten Therapieformen in Frage kommt, sind gerade im Kopf-Hals-Bereich rettungschirurgische Eingriffe von hoher Bedeutung. Freier stellt die plastisch-chirurgischen Möglichkeiten und die funktionellen wie auch ästhetischen Ergebnisse dar. Im Vordergrund steht hierbei ein weitestgehender Erhalt der Lebensqualität bei optimierter Prognose.

Wie bei anderen Malignomen ist für die Behandlung der Kopf-Hals-Tumoren, hier speziell bei den Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle und des Oropharynx, ein sehr patientenspezifisches Vorgehen die Grundvoraussetzung für ein bestmögliches Ergebnis. Eine individuelle Planung der Therapie muss in Abhängigkeit vom Tumorstadium, der Lokalisation des Tumors sowie insbesondere unter Berücksichtigung des Allgemeinzustands des Patienten interdisziplinär unter Einbeziehung aller Möglichkeiten erfolgen.

Unverändert besteht ein großer klinischer Studienbedarf, wobei die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Kopf-Hals-Tumoren (IAG-KHT) der DKG als Forum zum interdisziplinären Austausch dient, welches von allen, die in die Diagnostik und Therapie von malignen Tumoren der Kopf-Hals-Region involviert sind, intensiv und konsequent genutzt werden sollte. Auch hierzu möchte dieses Leitthemenheft nachdrücklich anregen.

Für die Schriftleiter

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Jürgen Hoffmann

Für die Herausgeber

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Peter Michael Schlag