Dass das Gesundheitssystem auf den wohlbekannten Pfaden nicht mehr lange so weiterbestehen kann, scheint offensichtlich. Die teure stationäre Versorgung soll zwar zurückgefahren werden, aber im niedergelassenen Bereich finden sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für pensionsbedingt frei werdende Praxen. Das hat auch mit dem Beharrungsvermögen der Standesvertretung zu tun, die die eigene Berufsgruppe zunehmend vor den Kopf stößt. Die nun vom Gesundheitsminister ermöglichten Primärversorgungszentren wurden lange von der Kammer verhindert. Nun erfreuen sie sich nach und nach größerer Beliebtheit vor allem bei den jüngeren Generationen, denen das Einzelkämpfertum keine Freude mehr macht, sondern die gemeinsam motiviert arbeiten möchten.

Im Krankenhaus ist die Überlastung durch das Patientenaufkommen und den Personalmangel in allen Berufsgruppen mittlerweile so groß, dass Kündigungen immer wieder als einzige Lösung gesehen werden, was zu noch mehr Überlastung für die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt. Wartezeiten auf einen Termin in der Rheumamabulanz von fünf Monaten, immobile, unversorgte Patienten im Endstadium einer Krebserkrankung, die nach der Chemotherapie nach Hause geschickt werden sollen … das sind keine Einzelfälle, sondern Symptome einer chronischen Erkrankung. Dazu kommen immer noch hierarchische Strukturen und vielerorts eine ausgeprägte Kultur der Intrige und des Gegeneinander, die selbst hoch motivierte, langjährige Mitarbeiter müde und frustriert werden lässt.

Die Qualität in einem solchen Umfeld aufrecht zu halten, ist schwierig. Dabei benötigt die moderne und vielfach hochtechnisierte Medizin motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Team und mit Begeisterung für die bestmöglichen Lösungen für die Patientinnen und Patienten arbeiten. Dazu bedarf es in bestimmten stationären Bereichen einer Fokussierung auf definierte Schwerpunkte. Nur so können die erforderlichen Fallzahlen erreicht und damit die Expertise entwickelt werden. Das zeigt sich exemplarisch in der Transplantationsmedizin und in den neuen Möglichkeiten von extrakorporalen Unterstützungssystemen, wie Sie in dieser Ausgabe lesen können. Auch die Forschung in diesen Fachbereichen bedarf motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Erschöpfung, Unzufriedenheit und Enttäuschung sind in jedem Fall kontraproduktiv

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Verena Kienast

SpringerMedizin, Wien, Österreich