25 Jahre ist es her, dass der österreichische Pianist, Komponist, Freigeist und Grenzgänger Friedrich Gulda seinen eigenen Tod verkünden ließ – nur um wenig später seine Auferstehung zu zelebrieren. Das war zwar ziemlich morbid, aber doch ganz typisch für Herrn Gulda und hat natürlich einiges an Empörung, jedenfalls aber für große Aufmerksamkeit gesorgt. Persönlichkeitsrechte wurden damit allerdings nicht verletzt. Fake News und gutes Marketing sind also natürlich kein neues Phänomen, aber die Verbreitungswege sind doch enorm angewachsen und wo welche Informationen weitergegeben werden, lässt sich heute kaum noch kontrollieren oder nachvollziehen.

Die Stimmung schlägt deshalb in vielen Bereichen immer mehr in eine andere Richtung um: Wenn Informationen so schlecht auf ihren Wahrheitsgehalt nachprüfbar sind, schwindet das Vertrauen in alles. Eine höchst bedenkliche und auch gefährliche Entwicklung, ist Vertrauen doch einer der Grundpfeiler der menschlichen Kommunikation und damit der Gesellschaft. Und schon haben findige Marketing- und Werbeverantwortliche begonnen, auch hier mit entsprechenden Konzepten und plakativen Sprüchen vermeintliche Lücken zu füllen, die nicht nur die tägliche Arbeit, sondern auch das Arbeitsklima und das Zusammenleben beeinträchtigen. Waren es vor ein paar Jahren beispielsweise im Krankenhausumfeld die wiederholten Anmeldeaufforderungen im Computer in kurzen Intervallen, was besonders während einer OP „amüsant“ bis nervenaufreibend war, sind es heute Sicherheitsprogramme, die wichtige Fachseiten blockieren. Als Folge der unermesslichen Technikmöglichkeiten kursiert nun das Konzept des „Zero Trust“: Aus „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ wurde nun „Kontrolle ist gut, Misstrauen ist besser“. Die Abwärtsspirale dreht sich weiter …

Wie gut man Menschen, deren Erwartungshaltung ziemlich eng ist, in die Irre führen kann, hat Friedrich Gulda übrigens immer wieder mit einer gewissen Boshaftigkeit vorgeführt: So soll er bei einem Soloklavierabend in einer renommierten Konzerthalle zur Begrüßung angekündigt haben, zunächst eigene Kompositionen zu spielen – worauf ein Teil des Publikums den Saal verließ und der Meister sodann verkündete: „So. Jetzt sind die A… draußen, jetzt spiel ma Mozart!“

Das Vertrauen in das positive Potenzial unserer Zeit sollten wir uns unbedingt bewahren meint Ihre

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Verena Kienast