Liebe Leserinnen und Leser!

„… the times they are a‑changing“. Liebe Kolleginnen und Kollegen – die Welt scheint im Umbruch und wir haben damit umzugehen. In dieser Ausgabe von psychopraxis.neuropraxis finden Sie Artikel über weitreichende Änderungen in und um unsere(n) Themenfelder(n) in der Psychiatrie und Neurologie. Ob Therapieneuerungen, Auswirkungen der Umwelt auf Erkrankungen, Konsequenzen aus Ernährungsgewohnheiten, Einfluss digitaler Medien, neu aufflammende Gewalt durch uns geografisch oder ideologisch nahe Kriege ebenso wie das vermehrte Aufkommen von Femiziden oder der vermehrte Einzug erweiterter Themen der Palliativmedizin, all das verändert den Anspruch an unsere Fächer.

Wir beginnen den Bogen mit dem brandneu auf dem europäischen Markt erscheinenden Einsatz monoklonaler Antikörper in der Alzheimer-Therapie und einem Nutzen-Risiko-Check. Hier wird im Einsatz dieser neuen Therapie die Auswahl der richtigen Patientinnen und Patienten wohl die zentrale Rolle spielen, ist sie doch mit erheblichen Nebenwirkungen belastet. Einer der zentralen Biomarker dabei wird der Nachweis von Beta-Amyloid sein, welchem wir einen gesonderten Artikel zu dessen Darstellung im Imagingbereich widmen.

Die Änderungen in unserer Umwelt gehen ebenso nicht spurlos an unserer körperlichen und seelischen Gesundheit vorüber. Vielen führt dies die Möglichkeit echter existenzieller Bedrohung vor Augen. Daraus resultieren neue psychische Belastungsfaktoren, welche sich im Formenkreis der Angsterkrankungen oder in Form von Trauer über Verlust von z. B. Lebensraum äußern können. Neue Zustände, die an uns als Therapeutinnen und Therapeuten herangetragen werden.

Die Änderungen unserer Umwelt gehen nicht spurlos an unserer körperlichen und seelischen Gesundheit vorüber

Unsere therapeutischen Eingriffe in unerwünschte Ernährungs‑/Konsumgewohnheiten können sehr konsequent oder auch weniger konsequent verfolgt werden. Die Folgen treten teils in körperlichen Mangelerscheinungen teils seitens des Therapeuten/der Therapeutin in Form zu großer Zurückhaltung zutage. Beispiele bringen die Artikel zur bariatrischen Chirurgie und zu Alkoholkonsumerkrankungen.

Aus unserem medizinischen Alltag ist die Hilfe der Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Es ist folglich nur logisch, diese auch vermehrt in der Lehre zu etablieren. Wie dies geschehen kann und welche Errungenschaften daraus entstehen können, zeigen wir in einem Beitrag der MedUni Wien.

Ein weiterer Beitrag widmet sich im Rahmen der für uns neu sich aufdrehenden Spirale der Gewalt dem Thema Gewalt an Frauen und ihre Konsequenzen.

Zunehmend erreicht unsere Fächer auch der Bedarf an Palliativmedizin. Neuropsychiatrische Erkrankungen zeichnen sich hier darin aus, dass die Betreuung der Betroffenen nicht nur in der terminalen Phase benötigt wird, sondern dass sich diese bei chronischen Erkrankungen auch über viele Jahre ziehen kann. Nicht jede Institution in Österreich verfügt nun über Zugang zu Palliativmedizin im stationären Bereich vor Ort. In Salzburg etablierte man daher einen sogenannten Palliativkonsiliardienst. Organisation und Feedback über die erste Einrichtung ihrer Art lesen sie bei uns.

Der abschließende Fallbericht entführt uns schließlich noch in die High-Tech-Transplantationschirurgie, wo Erkrankungskomplikationen anderer Art oft auf Therapielimitationen stoßen. Hier werden alternative Behandlungsmethoden aufgezeigt.

Wie immer an dieser Stelle bedanke ich mich dafür, dass Sie psychopraxis.neuropraxis aufgeschlagen haben und wünsche Ihnen viele neue Eindrücke und Wissensunterstützung für Ihre tägliche Arbeit.

Ihr Peter Kapeller