Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

Die raschen Fortschritte in der Biomarkerforschung, Genetik und Digitalisierung bergen ein großes Potenzial, unsere Patient:innen immer schneller und gezielter zu diagnostizieren und zu behandeln. Ein optimaler Einsatz dieser Errungenschaften setzt jedoch die Kenntnisse über die verschiedenen Parameter und Methoden sowie deren Einsatzmöglichkeiten voraus.

Diese Ausgabe von psychopraxis.neuropraxis möchte dazu beitragen, durch exzellent aufbereitete Übersichtsarbeiten einen Einblick in die komplexen Methoden der personalisierten Therapie und Digitalisierung zu geben sowie auch deren Nutzen und Anwendbarkeit anhand spannender Fallberichte darzustellen. Wir haben dafür zwei Schwerpunktthemen in der Neurologie und Psychiatrie gewählt. Zum einen finden Sie sechs verschiedene Beiträge über personalisierte Therapie und Digitalisierung in der Neuroonkologie und zum anderen dürfen wir Ihnen Beiträge zu neuen Formen der Therapie, Diagnose und Kompetenzentwicklung in der Behandlung der Depression präsentieren.

Wie künstliche Intelligenz funktioniert und in welchen Bereichen sie Anwendung findet, beschreibt Martha Nowosielski-Krappinger in einem anschaulichen Überblick über die verschiedenen Methoden und Anwendungen in der Bildgebung sowie molekularen und genetischen Diagnostik, exemplarisch dargestellt anhand neuroonkologischer Erkrankungen.

Tadeja Urbanic Purkart stellt in ihrem Artikel die multizentrische klinische Studie „ATTRACT“ vor, bei der biomarkerbasierte Therapiekonzepte durch eine Information zur besten pharmakologischen Wirksamkeit eines Medikaments, getestet an Tumorzellen von Glioblastom-Patient:innen mit unmethyliertem MGMT (O-6-Methylguanin-DNA Methyltransferase) ex vivo ergänzt werden.

Darüber hinaus zeigt Ines Spazierer anhand eines Fallbeispiels eines 30-jährigen Patienten mit spinaler Raumforderung die Wichtigkeit der molekularpathologischen Marker in der Tumorklassifikation mit Auswirkung auf die Therapie und Prognose auf.

Vincent Böhm und Annette Leibetseder widmen sich den Herausforderungen der tumorassoziierten Epilepsie bei Gliomen. Epileptische Anfälle stellen eine häufige und die Lebensqualität stark beeinträchtigende Komplikation vor allem bei Patient:innen mit diffusen Gliomen dar. In ihrem Artikel geben die Autor:innen einen Überblick über die derzeitigen Therapieempfehlungen und gehen auf die verschiedenen Behandlungsoptionen, individuelle Medikamentenwahl sowie Ziele der Therapien ein.

Markus Hutterer stellt in seiner Arbeit eine neue onkologische Trainings- und Bewegungstherapie bestehend aus den Komponenten Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht vor, welche überzeugende positive Effekte auf die individuelle Lebensqualität, Outcome der Krebserkrankung, Komplikationen und Langzeitnebenwirkungen zeigt.

Schließlich berichten Theo Pirich, Bernadette Calabek-Wohinz, Elisabeth Freydl und Stefan Oberndorfer über eine Patientin mit ZNS-Metastase eines peripheren T‑Zell-Lymphoms mit dem Ziel, das Verständnis für die klinischen Merkmale, die diagnostischen Modalitäten, die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose dieses seltenen klinischen Szenarios zu verbessern.

In der Rubrik Psychiatrie beleuchtet Lukas Pezawas anhand verschiedener Falldarstellungen die steigende Bedeutung von digitalen Therapien in der Behandlung der unipolaren Depression. Es wird dabei das Potenzial zur Verbesserung der Depressionskompetenz, Therapieadhärenz und Überwindung von Wartezeiten, lokalen Versorgungsengpässen und einer Stigmatisierung im Mental-Health-Bereich hervorgehoben.

Henriette Löffler-Stastka, Margarete Finger-Ossinger und Tobias Meischl stellen in ihrem Artikel Ausbildungs- und Trainingsinstrumente in der Psychotherapeutischen Medizin und Psychotherapie vor, welche helfen sollen, erfolgreiche Behandlungsentscheidungen zu treffen, Interventionen zu setzen und ein Arbeitsbündnis mit den Patient:innen aufzubauen.

Ich wünsche Ihnen eine ebenso spannende und lehrreiche Lektüre mit dieser Ausgabe von psychopraxis.neuropraxis,

Ihre

Romana Höftberger