Während sich der Gesundheitsminister an vielen Fronten abmüht, die unterschiedlichen Interessen vor allem im Sinne der Patientinnen und Patienten bestmöglich zu vereinbaren, haben die ersten Schritte der Pflegereform gezeigt, wieviele Problemstellen noch offen sind. „Es gibt noch viel zu tun“, war daher auch beim besonders erfolgreichen pflegekongress im vergangenen Herbst in Wien immer wieder zu hören. Ob es um die Internationalisierung, die Ausbildung oder die Rahmenbedingungen für die Pflege geht, wie Anna Paar, Generalsekretärin der Caritas Österreich, feststellte. Das liegt freilich nicht alles im Einflussbereich des Gesundheitsministeriums, sondern ist eine weit umfassendere Angelegenheit. Solange beispielsweise die Anerkennung von Qualifikationen und die nicht gerade freundliche Grundstimmung im Land gegenüber Personen aus anderen Ländern nicht deutlich vereinfacht und verbessert wird, wird sich auch die Nachfrage nach Jobs in Österreich in Grenzen halten. Solange immer nur von den fehlenden Pflegekräften gesprochen wird und nicht von den positiven Seiten des Berufs und der durchaus wachsenden Zahl an jungen Menschen, die sich für einen Pflegeberuf interessieren, wird das Image schlecht bleiben. Solange Dienstpläne die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit nicht ermöglichen, werden viele — auch engagierte — Mitarbeiter nicht allzulange im Beruf bleiben. Die Maßnahmen der Pflegereform seien noch nicht im Alltag angekommen, konstatierte Paar. Vielleicht sei es dafür auch schon ein bisschen zu spät. Es brauche auf vielen Ebenen neue Modelle: Ob für die Karriereplanung, die Personaleinsatzplanung, die Integration neuer Arbeitskräfte oder auch die Sichtbarkeit der Leistungen im System.

Einzelne Arbeitgeber haben das schon erkannt und sprechen mit unterschiedlichen Angeboten neue Pflegekräfte an, Wien wirbt mit einer witzigen Social Media-Kampagne um das Interesse vor allem junger Menschen an Sozial- und Pflegeberufen. Es ist zu hoffe, dass auf dieser Ebene eine Sogwirkung für etwas schwerfälliger agierende Institutionen entsteht